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RTL zeigt „Dschungelbuch“ als deutsche Free-TV-Premiere

RTL zeigt „Dschungelbuch“ als deutsche Free-TV-Premiere

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Foto: RTL
Walt Disneys Dschungelbuch läuft Karfreitag erstmals im frei empfangbaren deutschen Fernsehen. Der Zeichentrick-Klassiker war erst Anfang der 90er-Jahre legal auf Video zu haben. Auch eine DVD-Veröffentlichung ließ lange auf sich warten. 335 Millionen Menschen weltweit sahen den Film im Kino.

Essen. 

Die Frühpatrouille naht, stets ein Lied parat. Allerdings kommen die wachsamen Elefanten erst am Abend. Denn am Karfreitag um 20.15 Uhr zeigt RTL Walt Disneys „Dschungelbuch“ erstmals im frei empfangbaren deutschen Fernsehen. 47 Jahre nach der Premiere.

Worte der Mahnung senkt Walt Disney seinen Zeichnern ins Herz in jenen Tagen des Jahres 1964. „Nicht lesen, weg mit dem Buch.“ Viel zu düster sei die literarische Vorlage von Rudyard Kipling, mäkelt der legendäre Filmproduzent, nichts für Kinder, keine Familienunterhaltung.

Filmpremiere war am 18. Oktober 1967

Also fangen sie noch einmal fast von vorne an. Nutzen Kiplings Buch nur noch als Grundidee. Figuren werden neu skizziert, Lieder anders arrangiert. Balu etwa, in Rudyard Kiplings Buch noch ein alter, sehr ernster Bär, wird bei Disney ein junger Schlawiner, der das Leben genießt. Und Kaa, die Schlange, ist in der Vorlage sehr schlau und ein Freund des kleinen Mogli.

Viele Kritiker sind deshalb auch entsetzt, als der Film am 18. Oktober 1967 anläuft. „Keine Spannung“, schreiben sie und meckern über „einen Mangel an Atmosphäre“. Disney kann dazu nichts mehr sagen. Er ist ein paar Monate bevor der Film ins Kino kommt gestorben.

Deshalb antworten die Zuschauer. Und ihre Antwort ist eindeutig. In den USA, mehr noch in Europa, wo der Film bald zu den erfolgreichsten Streifen aller Zeiten zählt. Allein in Deutschland – wo er fünf Mal in die Kinos kommt – sollen ihn mittlerweile 27 Millionen Menschen im Kino gesehen haben. Weltweit sind es 335 Millionen.

Trickfilmspaß erst Anfang der 90er-Jahre legal auf Video

Das hängt auch zum Teil damit zusammen, dass der Trickfilmspaß erst Anfang der 90er-Jahre legal auf Video zu haben war und auch eine DVD-Veröffentlichung lange auf sich warten ließ, eine Premiere im frei empfangbaren Fernsehen sogar noch viel länger. Kein Einzelfall. „So wollen wir die Magie der Klassiker für nachfolgende Generationen bewahren“, heißt es bei Walt Disney Germany.

Der Erfolg des Dschungelbuches hat aber auch andere Gründe. Da sind die Charaktere, trefflich gezeichnet, wunderbar synchronisiert. Balu, der Bär oder Baghira, der schwarze Panther, der so oft völlig überfordert ist mit diesem hyperaktiven Menschenkind, das von Wölfen groß gezogen wurde. Und Shir Khan, der mächtige, menschenhassende Tiger. Selbstgefällig und verschlagen macht er Jagd auf Mogli. Nicht zu vergessen King Louie, der Affenkönig, der so gerne ein Mensch wäre.

Ja selbst die „Nebenrollen“ sind traumhaft besetzt. Wie die vier Geier etwa, die nicht ohne Grund eine Frisur wie die Beatles haben. Ursprünglich war nämlich geplant, dass John, Paul, George und Ringo die Vögel synchronisieren. Nur weil es Terminschwierigkeiten gab, wurde aus dem Federvieh ein klassisches Barbershop-Quartett.

„Probier’s mal mit Gemütlichkeit“ bekam den Oscar

Womit wir bei einem weiteren Erfolgsfaktor wären – den Liedern. Ohrwürmer sind sie und längst zu Klassikern geworden – allen voran Balus gesungene und mit einem Oscar prämierte Aufforderung „Probier’s mal mit Gemütlichkeit“.

Wie prägend die Handschrift von Walt Disney selbst noch bei diesem 19. abendfüllenden Spielfilm seiner Firma war, ist umstritten. Während Filmhistoriker glauben, er sei damals nur noch Geldgeber gewesen, zeichnet Dschungelbuch-Komponist Richard Sherman ein ganz anderes Bild.

„Walt war der größte Geschichtenerzähler des 20. Jahrhunderts. Er führte uns bei den Besprechungen jede einzelne Pose der verschiedenen Figuren vor. Wir waren alle wie hypnotisiert davon”, hat er mal der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung” erzählt. Disney war „die Seele der ganzen Produktion”. Dabei ist die Forderung an seine Mitarbeiter stets die gleiche gewesen.

„Bringt mich zum Lachen.“