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Russische Disco wurde zur Todesfalle

Russische Disco wurde zur Todesfalle

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Foto: AFP

Perm. Drama in russischer Disco. Bei einem Brand wurden 112 Menschen getötet. Bei dem Brand in einem Nachtclub in der Stadt Perm im Ural wurden am Samstag zudem 130 Menschen teils schwer verletzt. Die Dekoration war leicht entflammbar, die Türen waren verschlossen.

Die Katastrophe begann harmlos: „Meine Damen und Herren, wir brennen“, erklärte der Conferencier mit professioneller Gelassenheit. „Wir gehen jetzt aus dem Saal. Bewahren Sie die Ruhe!“ Noch spielte die Musik. Aber wenige Minuten danach stand die Discothek „Lahmendes Pferd“ in Perm, Russland, in Flammen, Panik brach aus. Von 250 bis 400 Gästen kamen in dem Nachtklub der Uralstadt am späten Freitagabend 112 um. 123 Menschen liegen mit zum Teil lebensgefährlichen Brandverletzungen in Kliniken.

Der Brand wurde laut Katastrophenschutzminister Sergej Schojgu mit größter Wahrscheinlichkeit durch den unsachgemäßen Gebrauch von Feuerwerkskörpern verursacht. Auf einem Video, das in der Unglücksnacht gedreht wurde, sieht man acht Böllerschüsse zur Feier des achtjährigen Geburtstages des „Lahmendes Pferdes“ knallen. Funkenfontänen und Rauch steigen auf, die Funken entzündeten wahrscheinlich die Deckenverkleidung des Nachtklubs aus Flechtwerk. Nach Angaben der Zeitung „Komsomolskaja Prawda” wurden in dem Nachtklub zwei Billig-Feuerwerkskörper der Marke „Rio-Fejerwerk“ für umgerechnet 3,40 Euro gezündet, deren Gebrauch nur im Freien erlaubt ist. „Ohne Gehirn und ohne Gewissen“, schimpft Präsident Medwedew über die Organisatoren des Abends.

Es gab viele Gründe für die Katastrophe. Nach Aussagen von Augenzeugen gab es keine Feuerlöscher, den Notausgang hatte jemand mit Kisten zugestellt, die Fenster waren vernagelt. Und wie in vielen russischen Gebäuden üblich, war ein Flügel der Eingangstür abgeschlossen, viele der Opfer erstickten im Gedränge vor dieser Tür. Die ersten Feuerwehrzüge trafen schon nach wenigen Minuten ein, aber sie konnten zum großen Teil nur noch Tote bergen.

Wie Katastrophenschutzminister Schojgu sagte, wurden die Brandschutzvorkehrungen in der Diskothek schon mehrfach beanstandet. Der Besitzer sowie die Managerin des „Lahmenden Pferdes“ sind am Samstag festgenommen worden.

Allerdings ist die russische Brandschutzaufsicht in Unternehmerkreisen dafür berüchtigt, dass viele ihrer Inspektoren ihre Auflagen davon abhängig machen, wie viel Schmiergeld man ihnen zahlt. Und der Fernsehsender NTW meldete, die Brandschutzaufsicht habe genau am heutigen Montag überprüfen wollen, ob ihre Auflagen realisiert wurden. „Wie sich herausstellte, haben die Inspekteure sich verspätet“, schreibt die Internetzeitung „gazeta.ru”.