Stockholm.
In Schweden hat sich ein junger Mann vor laufender Kamera erhängt. Die Bilder waren im Internet zu sehen.
Schweden ist geschockt. Das makabre Ereignis erinnert eigentlich an eine Reihe neuerer Hollywood-Thriller, in denen psychisch Kranke vor einer Internetfilmkamera töten. In einem Stockholmer Vorort hat sich Ähnliches nun in Wirklichkeit zugetragen.
Der junge Mann war in einer tiefen Lebenskrise. Seinen Selbstmord plante er bis ins Letzte durch. Im Internet diskutierte er die schnellsten, sichersten und schmerzfreiesten Möglichkeiten, sich das Leben zu nehmen und bekam viele praktische Ratschläge. Dann war es soweit. Im Internet kündigte er am Montag an: „Ich habe mich entschieden, mir das Leben zu nehmen, indem ich mich erhänge. Habe mich zuvor ein wenig gewürgt, um zu testen, wie sich das anfühlt. Habe vor ein paar Minuten schmerzstillende Tabletten genommen (100 g Dexofen und 1500 mg Paracetamol), warte gerade drauf, dass es wirkt“, schreibt der anonyme Anwender im überaus populären wie auch für seine völlige Zensurlosigkeit scharf kritisierten schwedischen Forum „Flashback“ unter dem Diskussionspfad „Erhängen“.
„Habe meine Webcam angemacht“
Weiter schreibt er: „Ich habe meine Webcam angemacht.“ Die würde seine Erhängung live ins Internet senden, auf eine Seite, deren Adresse und Passwort kurz vor dem Suizid im Diskussionsforum veröffentlicht würden. So geschah es dann auch. Auf den letzten Bildern windet er sich – am Strick hängend. Dann kehrt Ruhe in seinen Körper ein.
In Schweden ist man entsetzt. Obwohl eine große Anzahl von Besuchern des Diskussionsforums schon frühzeitig wusste, was passieren würde, alarmierte keiner die Polizei. Erst als es zu spät war, ging ein Anruf ein. Die Beamten konnten nur noch den leblosen, am Strick hängenden Körper – vor Computer und laufender Webkamera – vorfinden.
Anwender wünschten „Gutes Gelingen!“
Entweder glaubten die Zuschauer dem Anwender nicht, oder sie waren zu schaulustig – oder beides: So interpretieren schwedische Kommentatoren den erst später bekannt gewordenen Vorfall. Die Ankündigung kam um 11.51 Uhr am Montag. „Erst um 13.40 Uhr ging ein Anruf bei uns ein, dass Leute im Internet gesehen hätten, wie sich jemand umbringt – durch Erhängen. Ein Informant kannte sogar seine Adresse“, sagt Johan Sjöholm von der Polizei in Södertälje bei Stockholm.
Tatsächlich haben Anwender dem Suizidopfer in den noch immer online stehenden Diskussionspfaden „Gutes Gelingen!“ gewünscht. Ein anderer schreibt: „Du Vollidiot, sich zu erhängen, ist nicht schön, hast du kein Auto…?“ Andere schreiben, dass sie sich sicher seien, dass er nur Spaß mache.