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Tilo Prückner in ARD-Tragikomödie als Familien-Tyrann

ARD-Film zeigt Tilo Prückner als Patriarch alter Schule

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Der Andi ist wieder da Foto: SWR
„Der Andi ist wieder da“ ist eine Tragikomödie um Tabu, Täuschung und Selbsttäuschung. Dreh- und Angelpunkt ist der Familien-Patriarch.

Baden-Baden. 

Ein dunkles Geheimnis belastet eine Familie in der badischen Provinz. Jahrezehnte lang verdrängte Konflikte brechen auf, als es ausgerechnet beim 70. Geburtstag von Patriarch Peter (Tilo Prückner) heißt: „Der Andi ist wieder da“.

Der verlorene Sohn (Nicholas Reinke) war lange weg, angeblich Erfolgsarchitekt in Berlin – der erste Akademiker in einer Handwerker-Sippe. Unvermittelt platzt er in die Geburtstagsfeier; die Freude der Verwandtschaft ist verhalten, sein Vater ignoriert ihn komplett.

Der verlorene Sohn hat weder Benzin noch Geld

Tatsächlich treibt den Vierziger Andi keineswegs die Freude auf ein Wiedersehen in die alte Heimat, sondern die pure Not. Regisseurin Friederike Jehn und Drehbuch-Autor Wolfgang Stauch lassen dabei keine Missverständnisse aufkommen. Andi verliert überraschend den Wettbewerb für den Neubau eines Museums, und als er bei seinen Eltern ankommt, hat er weder Benzin noch Geld. Dennoch weckt Andi in der Tragikomödie kaum Mitleid. Der Dauergrinser weicht Konflikten aus. Dass er in einer Lebenskrise ist, verheimlicht er. Obendrein stiehlt den Eltern den sprichwörtlichen Spargroschen und bändelt mit der Frau (Dagmar Leesch) seines Bruders Michael (Michael Kranz) an.

Nur die Mutter ahnt nichts vom Familien-Tabu

Dass sich Andi so verhält, hat mit einem Familien-Tabu zu tun, von dem seine Mutter (Tatja Seibt) nichts weiß. Täuschung und Selbsttäuschung gehen Hand in Hand. Der tyrannische Vater nötigte einst seine Söhne zu einer Mutprobe, die gründlich schief ging. Sein jüngster Sohn Ecki (Emanuel Fellmer) verlor darüber buchstäblich den Verstand. Der Vater zwang die anderen Söhne zu schweigen. Die Schuld wurde verdrängt.

So legte sich Depression wie Mehltau über die ganze Familie. Vater und die beiden größeren Söhne flohen – der Alte in den Suff, Michael in die Arbeit, Andi nach Berlin. Was die Tristesse noch vergrößert: In dem Clan fehlt es nicht nur an Liebe, sondern auch an Geld.

Der autoritäre Vater scheitert

Familien-Konflikte dieser Art gibt es sicher immer noch, aber das Scheitern einer autoritären Vater-Figur ist schon so oft erzählt worden, dass dieser Film trotz stimmiger Milieu-Schilderung aus der Zeit fällt. Die Psychologisierung wirkt grobgeschnitzt, die zähe Inszenierung bestenfalls routiniert.

Dennoch gibt es in der Geschichte mit erwartbarem Ende einen Lichtblick. Das ist Ecki. Der seit seinem Unfall geistig Behinderte erweist sich als sonniges Gemüt. Der Kleine läuft zu großer Form auf. Instinktiv spürt der vermeintlich Schwache, dass der vordergründig starke Andi Hilfe und Zuwendung braucht. Merke: Herzensbildung braucht keine Schule.

Fazit: TV-Graubrot. Aber Ecki ist herzerwärmend. Das gilt für Figur wie Darsteller.

Mittwoch, ARD, 20.15 Uhr