Überbuchte Flugzeuge sind ein Ärgernis. Für die Fluggesellschaft United wird der skrupellose Umgang damit zur PR-Katastrophe.
Chicago.
Der US-Fluggesellschaft United schlägt Empörung entgegen, weil sie einen Passagier aus einem überbuchten Flugzeug mit Gewalt wegzerren ließ.
Eine erste Erklärung der Gesellschaft goss zusätzliches Öl ins Feuer. Sie bedauere, dass der Flieger überbucht gewesen sei. „Wir hatten nach Freiwilligen gesucht. Ein Passagier hatte sich jedoch dagegen gesträubt, das Flugzeug freiwillig zu verlassen, so dass wir Sicherheitskräfte hinzuziehen mussten“, erklärte die Gesellschaft. Inzwischen hat sich der Vorstandsvorsitzende entschuldigt.
Passagiere hatten Vorfall gefilmt
Andere Passagiere hatten den Vorfall an Bord von Flug 3411 von Chicago nach Louisville in Kentucky gefilmt und Videos davon auf Twitter verbreitet. Zu sehen und zu hören ist, wie der Mann schreit und andere Passagiere das Vorgehen kritisieren. „Schau doch mal, was Du ihm getan hast.“ Der Mann wurde bei dem Vorfall verletzt, seine Brille soll beschädigt worden sein. Die Videos verbreitete sich rasend, zunächst aber oft begleitet von Zweifeln, ob es wirklich nur darum ging, dass der Mann einen überbuchten Flieger nicht verlassen will.
Passagiere berichteten auf Twitter und Facebook, der Mann sei wieder an Bord des Fliegers gelangt. Er habe gesagt, er sei Arzt und müsse zu Patienten. In einem weiteren Video sieht man das verrutschte T-Shirt, der Mann sagt „Ich muss nach Hause“.
Vorstandsboss reagiert mit Statement
Die Fluggesellschaft hatte Passagieren 400 Dollar geboten, wenn sie einen späteren Flug nehmen. Es hatten sich aber nicht ausreichend Gäste bereit erklärt, deshalb seien per Computer vier Passagiere ausgewählt worden, zitiert die Zeitung „Louisville Courier-Journal“ eine Reisende.
Die Fluggesellschaft bekam die Welle der Empörung schnell zu spüren, Vorstandschef Oscar Munoz selbst wurde dann in einer Erklärung zitiert. Der Vorfall sei für alle bei United ärgerlich, er entschuldige sich dafür, dass man die Kunden wieder an Bord habe nehmen müssen. Der Vorfall werde dringlich untersucht. Eine Entschuldigung, die Rätsel aufgibt.
United stand gerade erst in der Kritik
United hat eine lange Tradition von Negativ-PR. Gerade erst hatte die Gesellschaft einen Shitstorm dafür geerntet, dass zwei Teeanger nicht an Bord gelassen wurden, weil sie Leggings trugen. 2009 wurde ein Song weltbekannt, den eine kanadische Band aus Frust über den Kundenservice der Gesellschaft geschrieben hatte. „United breaks Guitars“ schrieb „Sons of Maxwell“-Sänger David Caroll, nachdem vor seinen Augen die Gitarre zerstört worden war und United es nicht geschafft hatte, ihn binnen eines Jahres zu entschädigen. Bei 150.000 Videoabrufen meldete sich die Gesellschaft, aber Caroll hatte die Nase voll und ließ sein Video online. (law)