„Eine schöne Schrankwand habt Ihr da“, sagt Udo Struutz, um das peinliche Schweigen beim Verwandtschaftsbesuch zu durchbrechen. „So was haben wir bei uns früher natürlich nicht so einfach…“
München.
Sein Schwager Bernd Amberger entgegnet prompt: „9895 Mark, inklusive Mehrwertsteuer. Ist im Prinzip praktisch geschenkt.“ In dem Film „Go Trabi Go“, der 1991 ins Kino kam, prallten Welten aufeinander.
Kurz nach dem Mauerfall spielte Wolfgang Stumph den Familienvater und Deutschlehrer Udo, der – inspiriert von Goethes Italienreise – im himmelblauen Trabi mit seiner Familie von Bitterfeld über München, vorbei am Gardasee, über Rom bis nach Neapel fahren will. Auf dem Weg machen er, seine Frau Rita und die Tochter Jacqueline Halt bei Schwägerin und Schwager in Regensburg.
Die Szene wurde damals in München gedreht und genau dort, in einem Reihenhaus im Stadtteil Solln, sitzen sich die Darsteller von einst, Stumph, Ottfried Fischer und Billie Zöckler wieder gegenüber. „Wir haben nie gewusst, ob wir die Ossis mögen sollen“, sagt Otti Fischer, der den unsympathischen Schwager spielte, am Mittwoch in München.
„Drei Dinge kannte man aus der DDR: den Rechtsabbieger-Pfeil, das Ampelmännchen und die Kinderkrippe. Sonst war die ganze DDR scheiße – das war unsere Haltung damals.“ Heute wisse er, dass die DDR für viele Menschen Heimat bedeute, die zu respektieren sei. „Wer keine Achtung hat, der endet in Verachtung.“
Die Protagonisten von damals treffen sich ein Vierteljahrhundert später zu Dreharbeiten für eine Dokumentation über den Kultfilm, der als erster gesamtdeutscher Film nach der Wiedervereinigung gilt. „Es gibt Menschen, die sagen, dass dieser Film mehr für die deutsche Einheit getan hat, als so mancher Politiker“, sagt Stumph, von dem die Initiative für das Treffen ausging und der die Idee für die Dokumentation hatte.
Für den 60-minütigen Fernsehfilm trifft der Schauspieler derzeit an den Drehorten von damals Schauspielerkollegen, Weggefährten und Fans. Dabei will er sehen, was sich in den vergangenen 25 Jahren verändert hat – in den Orten und im Leben der Beteiligten. Die Doku „Go Trabi Go Forever“ soll im Herbst, irgendwann um den 3. Oktober, im Doppelpack mit dem Film im MDR ausgestrahlt werden.
Bei den Dreharbeiten sei er immer wieder auf Menschen getroffen, die sich noch ganz begeistert an den Film erinnerten, sagt Stumph. „Ich habe dann immer gefragt: Habt Ihr das Auto erkannt oder mich?“
Auch wenn alle drei Schauspieler betonen, dass Deutschland inzwischen zusammengewachsen sei, gilt das nach Ansicht des Bayern Fischer nicht für alle: „Die Preußen sind immer noch ein Problem.“