Veröffentlicht inPanorama

Warum Pitbull mit „Timber“ die Spitze der Charts eroberte

Warum Pitbull mit „Timber“ die Spitze der Charts eroberte

63071840--656x240.jpg
Foto: AFP
Er ist einer der erfolgreichsten Rapper der USA. Nun hat Pitbull auch mal wieder die deutschen Charts erobert. Mit „Timber“ steht der 32-Jährige derzeit auf Platz Eins. Und dieses Mal macht ihm niemand den Platz auf dem Cover streitig. Dabei besteht sein Talent vor allem im geschickten Samplen.

Essen. 

Eigentlich ist er mehr der Mann für die heiße Jahreszeit. „On The Floor“ etwa war 2011 nicht nur einer der größten Hits des Sommers, sondern auch die meistverkaufte Platte des Jahres. Aber da sprachen alle nur von Jennifer Lopez, die darauf singt, weniger von ihm. Nun hat Pitbull auch einen Hit im Winter gelandet. Seit Montag ist „Timber“ die Nummer Eins der Hitparade. Eine

junge

Dame namens Kesha singt darauf, aber dieses Mal macht niemand Pitbull den Platz auf dem Cover streitig.

Dance Pop ist das Lied, mit ei­nem Hauch von Country. Musik, die ins Ohr geht und vor allem in die Beine. Aber sehr einfach gestrickt. Was Pitbull wohl nicht bestreiten würde. „Es sind die dummen Sachen, die sich verkaufen“, sagt er. Wie man das so sagen kann, wenn man mittlerweile mehr als 20 Millionen CDs verkauft hat. Und das trotz eines Namens, der – vor allem außerhalb der USA – nicht unbedingt mit positiven Assoziationen verbunden ist.

Natürlich heißt Pitbull ja nicht wirklich so. Geboren wurde der heute 32-Jährige als Armando Christian Pérez im sonnigen Florida als Sohn eines Exil-Kubaners. Aber mit so einem Namen kommt man heutzutage nicht besonders leicht in die Charts. Deshalb hat er sich Armando Pitbull genannt. Passt zu ihm, findet er, denn: „Pitbulls beißen sich fest. Sie stellen das dar, was ich bin. Es war ein schwerer Kampf.“

Als Teenager dealt er mit Drogen, landet im Heim

Damit meint er seinen Weg nach oben. Denn der Erfolg ist Mr. 305, wie Pitbull nach der Vorwahl von Miami auch genannt wird, nicht in den Schoß gefallen. Die Eltern trennen sich, da ist er noch ein Kind. Armando wächst – offenbar recht unbeaufsichtigt – bei der Mutter auf, kommt aber nach dem Vater. Als Teenager dealt er mit Drogen, muss deshalb erst in ein Kinderheim, dann in eine Pflegefamilie. Dort bekommt er die Kurve.

Denn er hat ein Ziel. Reich will er werden. Als Musiker, genauer gesagt, als Rapper. Was für einen Weißen mit blauen Augen in den USA etwa so einfach ist, wie mit 1,70 Meter Körpergröße ein Basketballstar zu werden. Pitbull schafft es trotzdem. Zum einen, weil er zwar liebend gerne feiert, wie ein Rapper eben so feiert – mit viel Bling Bling, hübschen Frauen und schnellen Autos –, aber auch bereit ist, härter zu arbeiten, als die meisten in der Branche. Unter Kollegen gilt er als Workaholic, der mit vier Stunden Schlaf pro Nacht auskommt.

Viel wichtiger für seinen Erfolg ist aber Pitbulls Talent, Songs zu machen, die einerseits neu klingen, dem Hörer aber meist trotzdem auf Anhieb bekannt vorkommen. Denn kaum einer versteht es so geschickt wie er zu samplen – also kurze Passagen anderer Lieder in seine Songs einzubauen.

Klassische Mundharmonika macht den Unterschied

Bei Rapper-Kollegen wie der Sugarhill Gang oder Dr. Dre bedient er sich ebenso wie bei der norwegischen Band A-Ha, unterlegt das Ganze mit karibischen Beats, holt sich einen Gastsänger oder eine Gastsängerin dazu und rappt selbst ein paar Sätze. Das Ergebnis ist in der Regel sehr eingängig, wie unter anderem „Back In Time“ bewies, der Titelsong zum Film „Men In Black 3“, mit dem Pitbull einen Welthit landete.

Bei seinem jüngsten Erfolg „Timber“ aber kommt noch etwas hinzu. Eine klassische Mundharmonika verleiht dem Song die besondere Note. Die spielt Pitbull nicht selbst, die kommt von dem Studiomusiker Paul Harrington. 90 Minuten hat der gebraucht, um die Melodie einzuspielen, und legt Wert darauf, dass dieses Mal nichts kopiert, sondern alles live eingespielt worden ist. Mit dem Endergebnis ist Harrington zufrieden. „Der Song haut mich um.“ Viel Geld hat der Einsatz trotz des Erfolges nicht auf sein Konto gespült. 1000 Dollar gab es für die Aufnahmesession und eine Portion Hoffnung obendrauf. „Vielleicht werde ich ja jetzt künftig öfter gebucht.“