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Was tue ich, wenn ich zu spät komme? – Kleiner Uni-Knigge

Was tue ich, wenn ich zu spät komme? – Kleiner Uni-Knigge

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Foto: dpa
Mit Döner in den Hörsaal? Den Dozenten mit Fragen löchern? Auch an der Uni gibt es Höflichkeitsregeln, die man beherzigen sollte. Ein Überblick.

Essen. 

Die Schule ist geschafft, nun geht es an die Uni. Doch auch, wenn man jetzt erwachsen ist und das Unileben sowieso viel lockerer als das Schülerdasein – einige Regeln sollte man beachten. Ein kleiner Uni-Knigge.

Zu spät kommen

Zu spät dran zu sein oder früher zu gehen, ist gerade in einem großen Hörsaal kein Einzelfall. Nervend wird es, wenn ständig jemand aufsteht und die Türen pausenlos knallen. Ist dieses Verhalten per se unangebracht? Der Berliner Stiltrainer Jan Schaumann macht das auch vom Ort der Veranstaltung abhängig: „Im Audimax wäre es Quatsch, sich zu melden und mittendrin reinzurufen ,ich müsste dann gleich mal gehen‘.“ Wenn aber vorher schon klar ist, dass man früher gehen muss, sollte man sich in jedem Fall so nah wie möglich am Ausgang und ganz außen hinsetzen. „Es ist sehr störend, wenn man mitten in der Reihe sitzt und alle aufstehen müssen“, so Schaumann. Bei allgemeiner Unruhe wird dann auch der Professor sauer.

In einem kleinen Seminar empfiehlt Schaumann, vor der Veranstaltung dem Dozenten Bescheid zu sagen. Dies sei auch eine Frage der Wertschätzung, damit klar ist, dass man nicht aus Desinteresse das Seminar verlässt.

Laptops und Handys

Die Zeiten von Notizblock und Stift sind in den meisten Hörsälen vorbei. Heute sitzen Studenten vor ihren Laptops oder Tablets. „Das ist absolut in Ordnung – solange der Dozent kein Laptopverbot erteilt hat“, sagt Jan Schaumann. Stören könne das Getippe aber schon mal, „vor allem wenn Studentinnen mit langen künstlichen Fingernägeln auf die Tasten schlagen“.

Der Laptop sollte natürlich nicht dazu verleiten, sich während der Veranstaltung seine Lieblingsserie anzuschauen. Dass das Handy auf stumm geschaltet wird, versteht sich von selbst. Jan Schaumann empfiehlt, das Handy sogar ganz auszuschalten. „Ansonsten bleiben wir immer in Bereitschaft und verschwenden wichtige Ressourcen, die wir für die Veranstaltung brauchen können.“

Fragen und Anmerkungen

Es gibt Studenten, die sich lieber berieseln lassen und andere, die sich auch im vollen Hörsaal direkt beteiligen wollen. Fragen zu stellen, ist prinzipiell natürlich in Ordnung, sagt Jan Schaumann. „Man kommt schließlich nicht an die Uni, weil man schon alles weiß.“

Doch sollte es nicht ausufern. Im Hinterkopf solle man immer behalten, ab wann das Fragen aufhält und ob die Frage auch für die anderen Studenten relevant ist. Manches ist in der persönlichen Sprechstunde des Dozenten besser aufgehoben.

Warum Döner und Hotpants im Hörsaal nichts zu suchen haben 

Essen im Hörsaal

Dass der Döner in einer Veranstaltung nichts zu suchen hat, dürfte allen einleuchten. Jan Schaumann hält vom Essen während einer Vorlesung aber generell überhaupt nichts. „Das ist für mich ein No-Go und eine Missachtung gegenüber dem Lehrenden.“ Im Zweifel könne man vorab den Dozenten fragen, wie er dazu stehe, aber kauend die Veranstaltung zu verfolgen, sei immer unangebracht.

Höfliche Anrede

Es gibt in einigen Studiengängen den Kumpeltyp, der Studenten sogar das „Du“ anbietet. „In dem Fall zählt natürlich, wie der Professor sich vorstellt“, sagt Jan Schaumann. Trotzdem rät er zur Vorsicht, auch wenn sich manche Dozenten locker geben, sollte man nicht automatisch in dasselbe Muster verfallen. Gerade die Anrede „Herr Professor“ – oder „Frau Professorin“ sollte nicht fehlen.

Dies gelte auch für die Ansprache im E-Mail-Verkehr. Professor mit Prof. abzukürzen sei ebenso nicht die feine Art. In der Ansprache wird immer der höchste Titel genannt. „Unterscheiden muss man dabei noch zwischen einem Treffen an der Uni und privat“, sagt Jan Schaumann. An der Uni reicht ein „Professor“, weil der Lehrende dort im Dienst ist. In der privaten Ansprache sollte dann wieder das Herr Professor und der Name folgen.

Konflikte lösen

Es ist manchmal wie in der Schule. Eigentlich ist man mit der Bewertung seiner Hausarbeit unzufrieden, möchte seinem Ärger über vermeintliche Ungerechtigkeiten Luft machen. Aber irgendwie befürchtet man auch, die Beschwerde könnte sich auf spätere Bewertungen auswirken. Jan Schaumann rät in solchen Situationen zu den allgemeinen Verhaltensregeln in einem Konflikt. „Konstruktive Kritik ist immer in Ordnung.“

Sein Tipp: Immer in der Ich-Form“ sprechen, um klarzustellen, dass es die eigene Meinung ist. Damit löst sich auch die Angriffsposition, die beim Gesprächspartner automatisch eine Verteidigungshaltung auslösen würde.

Kleidungsstil

„Ich bin an der Uni und nicht am Strand“, sagt der Stiltrainer. Er plädiert für eine Kleidung, die sich einen gewissen Grad an Stil bewahrt. „Es geht nicht darum, dass ich zur Uni im Anzug erscheine – aber eine Wertschätzung gegenüber der Uni zu zeigen ist nicht verkehrt.“

Woran viele auch nicht denken: Der Besuch an der Uni ist die Vorstufe zum Job und „gerade in höheren Semestern kann auch schon mal ein Headhunter Veranstaltungen besuchen, um nach potenziellen Kandidaten Ausschau zu halten“.