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Täter spionieren Ziele aus? 15 Irrtümer zum Wohnungseinbruch

Täter spionieren Ziele aus? 15 Irrtümer zum Wohnungseinbruch

Einbrecher Wohnungseinbruch Foto dpa
Wohnungseinbruch Foto: Archiv/dpa
Erhöhtes Einbruchs-Risiko in der Urlaubszeit, Einbrecher kommen in der Nacht, die HAustür abschließen erhöht die Sicherheit? Zu Wohnungseinbrüchen gibt es manche Irrtümer.

Essen. 

Alle vier Minuten wird in Deutschland in eine Wohnung eingebrochen. Doch wie hoch ist das Risiko, dass es einen selbst trifft? Aus dem „Einbruchsradar“, das bald alle Polizeibehörden in NRW wöchentlich veröffentlichen, lassen sich nicht viele Erkenntnisse gewinnen. Doch es gibt andere Quellen: Die Polizei in Köln etwa wertet die Wohnungseinbruchs-Fälle vor Ort seit Jahren für eine Studie aus. So manches, was man zu Wohnungseinbrüchen glaubt, entpuppt sich als Irrtum.

Urlaubszeit ist Haupteinbruchszeit? Nein

In der Hauptreisezeit Juli und August geschehen statistisch sogar die wenigsten Wohnungseinbrüche im Jahr, zeigen Daten der bis dato jüngsten „Kölner Studie“ zu Wohnungseinbrüchen aus dem Jahr 2011 (die nächste Studie soll 2017 erscheinen). Aber auch die Daten des Gesamtverbands deutscher Versicherer zeigen: Vor allem im Dezember und im Januar häufen sich Wohnungseinbrüche. Allgemein warnt die Polizei, dass Einbrecher in der ‚dunklen Jahreszeit‘, also zwischen November und März besonders aktiv sind. Der Grund: „Dunkle Häuser und Wohnungen laden Einbrecher ein“, warnt die Polizei.

Einbrecher agieren meist in der Nacht? Im Gegenteil!

WohnungseinbrücheGut 80 Prozent der Wohnungseinbrüche geschehen zwischen 8 und 22 Uhr. Bei Einfamilienhäusern steigen Täter besonders häufig zwischen 14 und 22 Uhr ein; in Mehrfamilienhäusern zwischen 12 und 20 Uhr, eben dann, wenn Bewohner meist nicht anwesend sind.

Einbrecher sind an allen Wochentagen aktiv? Ja, aber an manchen Tagen häufiger

Freitag und Samstag sind nach Erkenntnissen der Polizei in Köln die Wochentage, an denen die meisten Wohnungseinbrüche begangen werden. „Die Gründe dürften in der Tatsache liegen, dass Wochenenden (beginnend mit Freitagmittag) häufig für Familienbesuche, Theater- /Kinoveranstaltungen und Ausflüge genutzt werden“, heißt es in der „Kölner Studie“. Doch das Risiko an anderen Wochentagen ist nicht viel geringer: „Einbrecher sind an allen Tagen der Woche aktiv“, mahnt die Polizei

Einbrecher spionieren Ziele vorher aus? Nicht unbedingt

Dass Täter Objekte ausspionieren, kommt vor, ist aber nicht zwingend immer so. Im Gegenteil: „Täter gehen mit ganz gezieltem Blick durch die Gegend, nehmen Schwachstellen wahr und nutzen die sofort aus“, sagt Peter Werkmüller von der Kriminalpolizeilichen Beratungsstelle der Polizei Düsseldorf. Schon ein auf Kipp stehen gelassenes Fenster erhöht das Einbruchsrisiko.

Ich brauche keinen Einbruchschutz, bei mir ist nichts zu holen? Das kann sich rächen

„Ob bei jemandem etwas zu holen ist, weiß ein Täter ja in der Regel nicht“, sagt Peter Werkmüller. Ist eine Wohnung einmal durchwühlt worden, nehmen das viele Geschädigte als Eingriff in ihre Privatsphäre wahr: „Das kann zum Trauma führen“. Oft seien die psychischen Folgen für Einbruchsopfer größer als der erlittene finanzielle Schaden.

Die Haustür abzuschließen steigert die Sicherheit? Nein

Wenn in Mehrfamilienhäusern die Haustür abgeschlossen ist, können Unbefugte nicht so einfach hineinkommen. Dennoch raten Polizei und Feuerwehr davon ab, Haustüren abzuschließen – weil damit im Notfall der Fluchtweg versperrt wird. Auch viele Wohnungsunternehmen mahnen, die Haustür nicht zu verschließen. Man sollte vielmehr in Mehrfamilienhäusern darauf achten, dass die Haustür stets geschlossen ist (nicht verschlossen) und nicht unbeobachtet offen steht oder nur angelehnt ist.

Täter schätzen vorher ab, ob vor Ort etwas zu holen ist? Ein Trugschluss

Wohnungseinbrecher sind in der Regel auf schnelle Beute aus: Geld oder Schmuck, etwa. „Das findet sich wohl in jeder Wohnung“, sagt Peter Werkmüller von der Düsseldorfer Polizei. Je leichter der Zugang, je verlockender die „Tatgelegenheit“, umso eher schlagen Täter zu. Und selbst wenn man keine teuren Sachen hat: Ein Einbruch sorgt im Nachgang immer für Stress und Ärger.

Gegenden in Autobahnnähe sind besonders gefährdet? Das lässt sich so nicht sagen

Der Blick auf die Karten des Einbruchsradars der NRW-Polizeibehörden zeigt eine gewisse Häufung. Gerade reisende Banden suchten ihre Tatorte so aus, dass die Täter möglichst rasch mit dem Auto wieder wegkommen, also meist in der Nähe von Autobahnanschlüssen oder an Schnellstraßen. Letztlich aber sagt die Polizei: „Wohnungseinbrüche können überall passieren“. Weil das Täterspektrum breit ist. Und: die meisten Wohnungseinbrüche sind in Großstädten, wo man meist seine Nachbarn nicht kennt und auch sonst viele in Anonymität leben.

Parterre-Wohnungen sind besonders gefährdet? Nicht alleine

„In Mehrfamilienhäusern geschehen die meisten Wohnungseinbrüche in Parterre oder im Dachgeschoss“, sagt Peter Werkmüller von der Düsseldorfer Polizei. Zunehmend beobachtet werden aber auch Einbrüche in Wohnungen in der ersten Etage: „Eine Aufstiegshilfe etwa zum Balkon ist immer da, und wo Täter einen festen Stand haben, hebeln sie ein Fenster oder eine Tür auf“. Die „Kölner Studie“ konnte 2011 jedoch keinen Zusammenhang zwischen Stockwerk und Einbruchshäufigkeit feststellen. Bei Einfamilienhäusern sind vor allem Fenstertüren Schwachpunkt. In fast der Hälfte der ausgewerteten Einbrüche der „Kölner Studie“ kamen Einbrecher durch Terrassen- oder Balkontür. Weitere typische Schwachpunkte sind Fenster (32 Prozent) und dann mit Abstand erst die Haustür (zwölf Prozent). In Mehrfamilienhäusern ist die Wohnungstür der Haupt-Schwachpunkt: gut 47 Prozent der Einbrecher hebelten die Wohnungstür auf. Es folgen Fenstertüren (31 Prozent) und Fenster (21 Prozent).

Einbruchschutz lohnt sich nicht, wer rein will, kommt rein? Nicht unbedingt

„Wenn Einbrecher nach zwei bis drei Minuten nicht in einer Wohnung sind, suchen sie sich meist ein anderes Ziel“, sagt Peter Werkmüller. Mehr als 62.000 Wohnungseinbrüche wurden 2015 in NRW registriert. Bei gut 40 Prozent davon aber blieb es beim Einbruchsversuch. Das liegt auch daran, dass Täter vor Ort gestört wurden oder am Einbruchschutz gescheitert sind, etwa einem Panzerriegel an der Wohnungstür oder an zusätzlich gesicherten Fenstern. Die „Kölner Studie“ zeigt: „In mehr als 77 Prozent der Fälle gelang es den Tätern Türen aufzuhebeln. Ein Schraubendreher als Hebelwerkzeug lässt sich leicht verdeckt in der Kleidung mitführen.“ Ein massiver Sperrriegel an der Wohnungstür kann schon das entscheidende Hindernis sein, rät die Polizei. Bei Fenstern und Fenstertüren wiederum erweisen sich zum Beispiel Pilzkopfverriegelungen als wirkungsvoll, das erschwert das Aufhebeln. Auch Zusatzschlösser – an beiden Seiten eines Fensters – mindern die Möglichkeit des Aufhebelns. Fenster lassen sich zudem von innen durch Teleskopstangen sichern, rät Peter Werkmüller in einem Polizei-Video auf dem Portal „Polizei Dein Partner“ zum Einbruchschutz.

Im Schlafzimmer sind Wertsachen gut versteckt? Nein!

„Der erste Weg des Täters geht ins Schlafzimmer“, sagt Peter Werkmüller. Weil da meist auch der Schmuck aufbewahrt wird. Generell kann man davon ausgehen, dass es wohl kein Versteck in einer Wohnung gibt, das Einbrecher nicht kennen.

Einbruchschutz ist Sache des Vermieters? Nein

Als Mieter hat man gegenüber seinem Vermieter keinen Anspruch auf Einbruchschutz, sagt Aichard Hoffmann vom Bochumer Mieterverein. Will man etwa einen Panzerriegel an der Wohnungstür anbringen, ist das ein „Eingriff in die Bausubstanz“ und braucht das Okay vom Vermieter. Auch kann der Vermieter verlangen, dass man beim Auszug alles wieder in den Ursprungszustand versetzt.

Ein Kastenschloss schützt vor Einbrüchen? Da muss man mehr tun!

Wer seine „Wohnungsabschlusstür“ zusätzlich sichern will, dem rät die Polizei zu einem Panzerriegel. Das massive Zusatzschloss wird meist unterhalb der Klinke über die gesamte Breite auf der Tür befestigt und sichert die Tür auf beiden Seiten vor Aufbruch. Kastenschlösser hingegen kommen aus Sicht der Polizei nicht gut weg, „weil sie nur eine Seite der Tür verstärken und meist auch nur mit einfachen Holzschrauben in der Zarge verschraubt sind“, sagt Präventionsexperte Peter Werkmüller. Nicht zu unterschätzen ist auch eine gesunde soziale Kontrolle: In 43 Prozent der untersuchten Fällen in der „Kölner Studie“ scheiterten Täter an vorhandenen Sicherheitseinrichtungen. Und in fast 26 Prozent der Fälle wurden sie gestört, weil irgendjemand auf sie aufmerksam wurde.

Rolläden sind ein guter Einbruchschutz? Das kann täuschen!

„Bei unserem Sicherungskonzept lassen wir Rolläden in der Regel ‚raus“, sagt Peter Werkmüller. Hauptgrund: „Rolläden können Täter anziehen“, denn heruntergelassen sind sie für Einbrecher ein sicheres Zeichen, dass niemand im Haus ist.

Kostenlose Tipps zum Einbruchschutz kann man in den Beratungsstellen der Polizei erhalten. Jede der 47 örtlichen Polizeibehörden in NRW hat eine Beratungsstelle, die Schlösser, Panzerriegel und Co. auch in der Praxis vorführt. Informationen zum Einbruchschutz gibt es zudem auf dem Präventionsportal „Polizei Dein Partner“ und bei der Aktion „Riegel vor“.