Unfall mit Böllerbatterie – Frau verliert Fuß trotz Not-OP
In Hagen wurden Einsatzkräfte mit Böllern beworfen
Rechte greifen in Dortmund Polizisten an
15 Verletzte in Datteln durch Feuerwerks-Batterie
NRW.
Gewalt gegen Einsatzkräfte an Silvester: Auch an diesem Jahreswechsel gab es wieder Zwischenfälle. In Hagen wurden Einsatzkräfte mit Böllern und einer Flasche beworfen. Ein Streifenwagen wurde leicht beschädigt. Der Täter konnte unerkannt entkommen. Die Hagener Polizei rückte über 100-mal aus, etwa so oft wie im Vorjahr.
Auch in Dortmund wurde es für die Polizei heikel: Bei einem Einsatz auf dem Wilhelmsplatz in Dorstfeld, einer Hochburg der rechten Szene, hatten sich in der Silvesternacht mehrere Rechte versammelt. Die Polizei sei (nach ähnlichen Vorfällen im Vorjahr) ohnehin vor Ort gewesen, heißt es aus der Leitstelle. Kurz nach dem Jahreswechsel kam es zu gewaltsamen Übergriffen: Aus der Gruppe von rund 25 Personen flogen Böller und Raketen auf die Streifenwagen – als die Beamten ausstiegen, wurden sie mit Flaschen und weiteren Böllern beworfen. Die Beamten nahmen etwa 18 Personen in Gewahrsam. Drei Beteiligte wurden leicht verletzt, darunter eine Polizistin. Insgesamt musste die Dortmunder Polizei 421 Mal ausrücken.
Bei einer Silvesterparty im Landhotel Jammertal in Datteln wurden 15 Menschen durch Feuerwerk verletzt. Neben dem Feuerwerk des Veranstalters hatten auch bisher Unbekannte in Osteuropa produzierte illegale Feuerwerksbatterien, vermutlich sogenannte römische Feuer, angezündet. Wie ein Polizeisprecher an der Einsatzstelle mitteilte, scheint das Feuerwerk umgekippt zu sein und die „Projektile sind auf die Personen zugeschossen“. 14 Menschen wurden leicht verletzt. Zudem musste einer Angestellten des Hotels bei einer Not-OP in einer Spezialklinik in Dortmund der Fuß amputiert werden. Von Schnittwunden, Blutergüssen und Knalltrauma berichtet ein Polizeisprecher. Allein in das Prosper-Hospital nach Recklinghausen wurden neun der verletzten Patienten, überwiegend mit Knalltrauma, gebracht, „die übrigen sechs wurden auf die Krankenhäuser in Datteln, Lünen und Dortmund verteilt.“ Noch in der Nacht hat die Kriminalpolizei die Ermittlungen aufgenommen.
Auch in Essen wurden laut der Polizeibilanz Einsatzfahrzeuge mit Böllern und Raketen beschossen. Die Helfer konnten aber unbehelligt arbeiten. Drei Einsätze der Feuerwehr sind erwähnenswert. Um 0.15 Uhr brannte es an der Söllingstraße im Ostviertel. Erst war nur die Dachrinne betroffen – dann griffen die Flammen auf den Dachstuhl über. Die Feuerwehr konnte den Brand rasch löschen. Zwei Minuten später der nächste Einsatz: An der Alleestraße in Freisenbruch brannte es in einem Werkstatt-Schuppen. Gäste einer Party nebenan hatten schon mehrere Motorräder in Sicherheit gebracht, die dort untergestellt waren. Zwei Personen kamen vorsichtshalber ins Krankenhaus. Weitere zehn Minuten später wurden die Helfer zu einem Wohnungsbrand in Altendorf gerufen. Die Bewohner waren nicht zuhause. Die Ursache ist unklar, allerdings stand ein Fenster auf Kipp. Zudem brannten 36 Altpapier- und Altkleidercontainern sowie 28 kleinere Fläche, Büsche oder Bäume. Schuld hierfür dürften laut Feuerwehr Böller oder Raketen sein.
Kurz nach dem Jahrswechsel geriet gegen 0.30 Uhr in Kleve ein Dachstuhl in Brand. Die Feuerwehr hatte das Feuer in dem Mehrfamilienhaus schnell unter Kontrolle – dennoch entstand hoher Schaden durch Flammen und Löschwasser. Die Bewohner der Dachwohnung waren nicht zuhause. Ob eine Feuerwerksrakete Schuld am Unglück war ist noch unklar. Die Polizei hat die Ermittlungen aufgenommen. Zeugenhinweise an: 02824/880.
Am frühen Neujahrsmorgen gegen 4 Uhr sind auf der A43 in Bochum drei Fahrzeuge kollidiert. Die Autobahn war Richtung Wuppertal für die Zeit der Aufräumarbeiten komplett gesperrt. Zwischen Riemke und Gerthe war es aus noch ungeklärter Ursache zur Kollision gekommen. Ein Wagen wurde komplett zerstört, ein weiterer lag auf dem Dach. Der dritte hatte nur Blechschäden. Sechs Personen wurden verletzt.
Unbekannte haben gegen 7 Uhr in Mönchengladbach einen Sprengkörper in einer Telefonzelle auf der Fringsstraße gezündet. Die Zelle wurde durch die Explosion komplett zerstört. Teile beschädigten ein benachbartes Gebäude. Es entstand hoher Sachschaden. Auch ein Stromverteiler wurde zerstört – die Folge waren Stromausfälle.
Gegen 23.30 Uhr musste die Feuerwehr Duisburg auf der Gitschiner Straße ein brennendes Auto löschen. Durch das Feuer wurden auch zwei danebenstehende Fahrzeuge beschädigt. Der Schaden liegt bei 90.000 Euro, die Brandursache ist bislang ungeklärt. Gegen 0.30 Uhr kam es dann an der Gelderblomstraße zu einem Wohnungsbrand. Vermutlich hat ein Böller den Balkon in Brand gesetzt und zerstörte dabei auch ein Fenster. In Marxloh gab es gegen 3.30 Uhr auf der Rolfstraße einen Kellerbrand. Die Ursache ist ungeklärt, Personen wurden nicht verletzt.
Die Bilanz der Feuerwehr Gelsenkirchen: Die Helfer hatten vorsorglich zusätzliche Rettungs- und Löschfahrzeuge im Einsatz, heißt es in einer Mitteilung. Die insgesamt 144 Einsätze in einer Silvesternacht seien zwar etwas mehr als im Vorjahr, dennoch sei es eine der ruhigsten seit Jahren gewesen. Schwere Verletzungen durch unsachgemäßen Umgang mit Silvesterfeuerwerk gab es nicht. Die Polizei war mit 166 Einsätzen dabei. Es sei eine „normale“ Silvesternacht gewesen. In 30 Fällen wurden die Beamten zu Schlägereien, Körperverletzungen und Streitigkeiten gerufen. Fünf stark Betrunkene mussten die Silvesternacht auf der Wache verbringen.
Kurze Bilanz der Feuerwehr Bottrop: In der Silvesternacht standen 28 Rettungsdiensteinsätze und 4 Brandeinsätze an. Bei den Rettungseinsätzen habe es sich um hilflose Betrunkene und Verletzungen nach Schlägereien gehandelt, teilt die Feuerwehr mit. Drei Personen wurden durch Feuerwerkskörper leicht verletzt. Die Brandeinsätzen waren alle Fehlalarme. Insgesamt sei die Silvesternach ruhig gewesen.
Bei einem Unfall in Werl sind am Abend gegen 21 Uhr zwei Männer (beide 30) gestorben. Der Fahrer hatte in einer Kurve die Kontrolle über den Wagen verloren und prallte gegen einen Baum. Der Wagen wurde von der Wucht des Aufpralles komplett auseinandergerissen. Der Fahrer aus Werl starb noch am Unfallort, sein Beifahrer aus Hamm kurz darauf im Krankenhaus.
Auch in Soest passierte am Abend ein tödlicher Unfall: Gegen 19.15 Uhr verlor ein Fahrer (43) aus Ense in einer Kurve die Kontrolle – der Wagen touchierte einen Baum und überschlug sich. Die Beifahrerin (36) aus Möhnesee wurde schwer verletzt. Der Fahrer kam per Hubschrauber ins Krankenhaus, wo er kurz später starb.
Auf der Reichshofstraße in Schwerte kam es gegen 2 Uhr zu einem Streit zwischen zwei Gruppen. Dabei wurde ein junger Mann (19) von einem Messer am Hals schwer verletzt. Lebensgefahr besteht laut Polizei nicht. Fünf weitere Personen (18 bis 36 Jahre) erlitten leichte Verletzungen durch Schläge und Tritte. Der Messerstecher ist flüchtlig. Personenbeschreibung: etwa 180 cm, Glatze, dunkel gekleidet, viele Piercings im Gesicht. Hinweise an die Polizei unter 02304/921-3320.
Auch das „Landesamt für Zentrale Polizeiliche Dienste NRW“ zieht nach der Silvesternacht Bilanz. Demnach wurde die Polizei landesweit zu 3432 Einsätzen – darunter 723 Körperverletzungen, 376 Sachbeschädigungen und 335 Diebstähle – gerufen. Stark gestiegen sei die Einsatzzahl zur Unterstützung der Feuerwehr. 478 Mal wurde die Polizei zu Brandeinsätzen gerufen. Im Vorjahr waren es nur 262 Brände. 689 mal rückte sie wegen Ruhestörungen aus. 252 Betrunkene brauchten Hilfe, weil sie allein den Weg nach Hause nicht mehr fanden. Insgesamt, so das LZPD, sei die Zahl der Einsätze gegenüber dem Vorjahr gestiegen, aber auf normalem Niveau.