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Thomas Middelhoffs langsamer Absturz auf Raten

Thomas Middelhoffs langsamer Absturz auf Raten

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Foto: imago stock&people
Der Insolvenzverwalter zieht eine Zwischenbilanz. Wieder einmal wird das Leben des einstigen Topmanagers Thomas Middelhoff beleuchtet.

Essen. 

Der Ausverkauf geht weiter. Was Thomas Middelhoff, der einstige Star der deutschen Managerszene in früheren Jahren an Vermögenswerten eingesammelt hatte, es kommt nun unter den Hammer. Aktuell meldet Insolvenzverwalter Thorsten Fuest Fortschritte beim Verkauf des Middelhoffschen Besitzes.

Nachdem der 62 Jahre alte Bielefelder im Frühjahr noch aus der U-Haft im Essener Gefängnis beim Amtsgericht seiner Heimatstadt Privatinsolvenz angemeldet hatte, versucht Thorsten Fuest belastbare Werte für die vielen Gläubiger zu sichern. Von großer Bedeutung ist dabei die Oetker-Villa, die neben Middelhoffs Familienvilla in einem Bielefelder Waldgebiet steht. 3,4 Millionen Euro beträgt ihr Wert laut einem Gutachten.

400 Millionen Euro gefordert

Selbst wenn diese Summe realisiert würde, ist sie nicht mehr als der Tropfen auf dem heißen Stein. Bei Insolvenzverwalter Fuest haben rund 50 Gläubiger Ansprüche angemeldet. Sie verlangen rund 400 Millionen Euro, die der Ex-Manager ihnen schulde. Fuest wiegelt zwar ab: „Gläubiger machen immer erst einmal Maximalforderungen geltend.“ Doch selbst wenn ein Teil der Ansprüche nicht berechtigt ist, bleibt vermutlich immer noch eine dreistellige Millionensumme.

So sammelt Thorsten Fuest weiter; forscht nach, ob Gelder vor der Insolvenz verschoben wurden, etwa zu Ehefrau oder Kindern. Überlegt, ob er für die Gläubiger vom Verkauf der Middelhoff-Villa „Aldea“ in St. Tropez profitieren kann. Kein leichter Plan, weil die Besitzverhältnisse der Luxus-Immobilie äußerst verschachtelt sind und sein Rechtsanwalt Hartmut Fromm daran beteiligt sein soll. Und das alles wird öffentlich begleitet. Ein Absturz auf Raten für den Mann, der zum Olymp aufstieg und rüde hinabfiel.

Mitleid erntet er damit nicht. Middelhoff hat in der Vergangenheit nie verstanden, dass seine Inszenierung eines Managerlebens in weiten Kreisen auf Ablehnung, zuletzt auf Häme stieß. Schon während seines Untreueprozesses am Landgericht Essen war er schlecht beraten, als er meinte, mindestens auf Augenhöhe der XV. Strafkammer begegnen zu können. „Arrogant“ – dieses Wort gehörte zu den freundlichen Kommentaren aus der Öffentlichkeit.

Sprung vom Garagendach

Wenn er seinen Audi A 8 vom Fahrer im absoluten Halteverbot vor dem Landgericht stoppen ließ, um dann mit dem Handy am Ohr das Justizgebäude zu betreten, witzelten viele hinter seinem Rücken. Genau beobachtet wurde auch sein Auftritt in der Kantine, als er eigenmächtig zur Musikanlage ging, weil ihn die Lautstärke störte. Oder sein Sprung aus dem Gebäude der Gerichtsvollzieher in Essen, als er wartenden Fotografen entgehen wollte. Selbst meldete er bei Journalisten zwei Sprünge aus drei Metern Höhe. Maßlos übertrieben. Der erste Sprung aus dem Fenster betrug 30 Zentimeter, der zweite vom Garagendach zwei Meter.

Ein öffentliches Schauspiel auch die Verurteilung zu drei Jahren Haft in Essen, wo er ja mal als Retter des Karstadt-Konzerns angetreten war und seine Arbeit mit der Pleite des Arcandor-Konzerns endete. Fünf Monate U-Haft folgten, bevor er im Frühjahr wegen einer Autoimmun-Erkrankung unter Auf­lagen aus der Haft entlassen wurde: 895.000 Euro Kaution musste er hinterlegen, seinen Reisepass abgeben.

Seitdem muss er sich regelmäßig bei der Polizei in Bielefeld melden. Abgemagert ist er. Beobachter sagen, dass er krank aussieht. Was aus ihm wird, das hängt auch davon ab, ob der Bundesgerichtshof demnächst das Urteil des Landgerichtes Essen bestätigen oder aufheben wird. Gefängnis also oder ein neuer Prozess? Um Thomas Middelhoff, früher „Big T“ genannt, wird es nicht ruhiger.