Michael Nimczyk hat mit 27 Jahren schon zum dritten Mal den Goldenen Helm im Trabrennsport gewonnen. Auch seine Schwester wurde in der zurückliegenden Saison deutsche Meisterin. Der erfolgreiche Fahrer sieht trotz seines persönlichen Erfolgs viel Reformbedarf in seinem Sport.
Willich.
Im deutschen Trabrennsport gibt es zurzeit keinen Besseren: Michael Nimczyk aus Willich am Niederrhein ist hierzulande der erfolgreichste Fahrer. Zum dritten Mal in seiner Profikarriere hat sich der 27-Jährige den Goldenen Helm, die Trophäe für den besten Deutschen, gesichert. Doch diese souveräne Leistung blieb in der Öffentlichkeit weitestgehend unbeachtet.
Die Zeiten haben sich geändert. Die letzte große Blüte des Trabrennsports liegt Jahrzehnte zurück. Nimczyk hat sie gerade noch als kleiner Junge miterlebt. „Früher – da gab es noch Live-Übertragungen in der ARD. Und das Große Derby hat das Aktuelle Sportstudio immer gezeigt“, sagt er. Von seinen insgesamt 158 Siegen in dieser Saison dürfte die breite Masse jedoch kaum Notiz genommen haben. Die öffentlich-rechtlichen TV-Sender haben ihre Berichterstattung eingestellt. Dabei kann sich die Leistung des jungen Niederrheiners sehen lassen.
Mehr als 400 000 Euro Preisgeld
Nimczyk distanzierte seine ärgsten Konkurrenten mit dem beeindruckenden Abstand von 48 Punkten und fuhr die Gewinnsumme von rund 410 000 Euro für die Besitzer seiner von ihm gesteuerten Pferde ein. Eine stolze Summe. Dennoch zeigt sich der 27-Jährige beim Gespräch an seiner Reitanlage bescheiden. Dabei hätte die Familie guten Grund, um vor Stolz geradezu zu platzen. Auch Michaels jüngere Schwester Cathrin (22) ist in der zurückliegenden Saison deutsche Meisterin geworden. Im Gegensatz zum Bruder reitet sie auf dem Pferd – aber ebenso im Trab und erfolgreich in der Amateurklasse der Trabreiterinnen.
Den Doppelerfolg führen beide auf die Teamarbeit am eigenen Reitstall zurück. Auf der großzügigen Reitanlage in Willich haben mehr als 20 Pferdebesitzer ihre Tiere in die Obhut des erfolgreichen Fahrers begeben, der hier den Betrieb selbst führt. Besonders erfreulich für die Eigentümer: „Viele meiner Siege habe ich mit den uns anvertrauten Trabern errungen.“
Dass sein Sport vom Rampenlicht ins Nischendasein abgerutscht ist, ärgert Nimczyk. Nicht nur das öffentliche Interesse ist abgeflaut, auch begeistern sich immer weniger junge Menschen für den Sport. „Früher gab es in den Berufsschulklassen der Pferdewirte bestimmt zehn Trabrennlehrlinge, heutzutage sind es nur noch drei“, erklärt der ausgebildete Pferdewirt.
Popularität im Ausland größer
Trotzdem: Der deutsche Meister sieht nicht gleich schwarz für seinen Sport. Es gibt ja auch positive Beispiele. Im Ausland. So haben Trabrennen etwa in den USA, Schweden oder Frankreich kaum etwas von ihrer Popularität eingebüßt. „Dort haben die Fahrer und die Pferde einen ganz anderen Stellenwert und viele Fans“, so Nimczyk. In Frankreich werde zudem das Wettsystem vom Staat gefördert.
Hoffnung auf mehr Popularität schöpft Nimczyk aufgrund einer neuen Vermarkterstrategie. „Ich hoffe, dies bringt uns in den nächsten zwei bis drei Jahren ein paar Schritte weiter.“ Kontinuierliche Arbeit statt Hype heißt die Prämisse. Damit sich grundsätzlich etwas zum Positiven wendet, fordert der 27-Jährige einfachere Regeln für Wetten auf Traber. „Wenn Besucher zur Bahn kommen, sollten sie das Gefühl haben, ganz einfach mal 20 Euro zu gewinnen.“
So sehr sich der deutsche Meister auch mit dieser Facette beschäftigt, so liegt sein Hauptaugenmerk auf dem heimischen Betrieb, den er zur Blüte gebracht hat. „Das Wichtigste ist, dass die Pferdebesitzer mit uns zufrieden sind und es im Stall gut läuft.“ Das wären beileibe keine schlechten Voraussetzungen, damit Michael Nimczyk auch in der neuen Saison allen anderen wieder davonfährt.