Das Essener Unternehmen Ruhrgas ist Geschichte. Anfang Mai ist der Revier-Konzern in der Eon-Tochterfirma EGC (Eon Global Commodities) aufgegangen. Ruhrgas-Betriebsratschefin Gabriele Gratz erläutert, welche Stellen im Zuge des Konzernumbaus gestrichen oder verlagert werden.
Essen.
Ruhrgas nimmt leise Abschied. Zehn Jahre nach der Übernahme durch den Energiekonzern Eon verschwindet der Name des Traditionsunternehmens endgültig von der Bildfläche. Anfang der Woche gab es noch eine betriebsinterne Abschiedsfeier. In der Düsseldorfer Konzernzentrale gilt das Thema ohnehin als abgehakt. „Ruhrgas ist Geschichte“, heißt es dort lediglich.
Am Donnerstag sollte die Nachfolgefirma ins Handelsregister eingetragen werden. Sie trägt den Namen: Eon Global Commodities – kurz EGC. Selbst Konzernstrategen tun sich schwer damit, den Namen zu übersetzen. Commodities kann „Rohstoffe“ oder „Handelsgüter“ heißen. Aufgabe von EGC ist es, für Eon mit Strom, Gas, Kohle, Öl und Kohlendioxid zu handeln.
Mit dem Abschied von Ruhrgas endet eine Ära
Pünktlich zur Eon-Hauptversammlung in der Essener Grugahalle endet mit dem Abschied von Ruhrgas eine Ära. Viele Jahre lang war das 1926 gegründete Unternehmen der größte Gaskonzern der Republik. Seinen Eigentümern – darunter Mannesmann, Thyssen, RWE, RAG, BP und die Eon-Vorgängerfirma Veba – bescherte Ruhrgas glänzende Gewinne.
Mit entsprechendem Ehrgeiz trieb der damalige Eon-Chef Ulrich Hartmann vor zehn Jahren seine Übernahmepläne voran. Das Kartellamt hatte Bedenken. Erst eine Ministererlaubnis aus dem Wirtschaftsministerium machte den Weg frei. Der damalige Staatssekretär Alfred Tacke (SPD) war es, der grünes Licht gab. Wirtschaftsminister Werner Müller, früher Veba-Manager und später Chef der RAG, hatte die Sache abgegeben. Tacke argumentierte, eine Fusion von Eon und Ruhrgas bringe „wesentliche gesamtwirtschaftliche Vorteile“ mit sich.
„Essen ist jetzt ein Zweitbetrieb der Konzernführung in Düsseldorf“
Die Stadt Essen jedenfalls hat den Sitz von Ruhrgas verloren. Ein Trost dürfte sein, dass in der modernen, erst Ende 2010 eröffneten Ruhrgas-Zentrale weiterhin 2000 Eon-Beschäftigte arbeiten. „Essen ist jetzt ein Zweitbetrieb der Konzernführung in Düsseldorf. Damit ist das Essener Verwaltungsgebäude gut ausgelastet“, sagt die langjährige Ruhrgas-Betriebsratschefin Gabriele Gratz.
Doch das Ende von Ruhrgas ist auch mit Stellenstreichungen verbunden. „Von den rund 1500 Arbeitsplätzen, die Ruhrgas im Sommer 2011 gezählt hat, fallen rund 600 bis 700 weg oder es läuft die Verlagerung an andere Standorte“, berichtet die Betriebsrätin. Zahlreiche Beschäftigte scheiden mit Vorruhestandsverträgen aus, einige Mitarbeiter haben sich neue Jobs gesucht.
Stellen werden auch nach Rumänien verlagert
„Für maximal 200 Beschäftigte suchen wir noch nach einer Zukunftsperspektive“, sagt Gratz. Sie zeigt sich optimistisch, dass es auch weiterhin keine betriebsbedingten Kündigungen geben wird.
Ein großer Teil der Ruhrgas-Mitarbeiter wechsle zur neuen Eon-Handelstochter EGC in Düsseldorf. Gratz: „Im Betrieb Essen bleiben noch rund 400 ehemalige Ruhrgas-Mitarbeiter primär aus den Bereichen Rechnungswesen und Personalverwaltung bis längstens Ende 2014. Die Stellen aus der Personalabteilung sollen später in Berlin, Hannover oder Regensburg angesiedelt sein, die Arbeitsplätze aus dem Rechnungswesen werden nach Rumänien verlagert.“
Immerhin: Der Abschied von Ruhrgas wird vielen Beschäftigten mit einer guten Tantieme versüßt. Für die meisten Mitarbeiter dürfte die Zahlung mehr als ein weiteres Monatsgehalt ausmachen.