Wie dieser Bochumer (26) ohne Arme und Beine eine steile Karriere hinlegt
Janis McDavid (26) kam ohne Arme und Beine zur Welt
Der Bochumer studiert Wirtschaftswissenschaften an der Uni Witten/Herdecke
Nach seiner ersten Buchveröffentlichung reist er als Motivationstrainer durch die Welt
Bochum.
„Was macht man mit einem Hund ohne Beine?“, fragt Janis McDavid. „Um die Häuser ziehen“, beantwortet der 26-Jährige seine Frage selbst und fängt an zu lachen.
Janis hat selbst keine Beine und auch keine Arme. So kam er zur Welt. Doch statt deswegen den Kopf in den Sand zu stecken, nimmt er seine Situation lieber mit Humor, sucht kreative Lösungen für seinen Alltag und blickt positiv in die Zukunft.
„Ich habe die besten Highheels überhaupt“
Mit der Automatik seines Rollstuhls hat sich der Bochumer für unser Gespräch auf Augenhöhe geschraubt. „Ich habe die besten Highheels überhaupt“, sagt mit einem Augenzwinkern.
Im Alltag ist der junge Mann sowohl auf technische als auch auf menschliche Hilfe angewiesen. Trotzdem ist Janis manchen Menschen seiner Generation in einigen Bereichen weit voraus.
„Läuft“ bei ihm
Als Student der Wirtschaftswissenschaften hat er bereits Praktika bei unterschiedlichen Unternehmen abgeleistet, ein Buch veröffentlicht und ist als Motivationstrainer erst quer durch die Republik und dann durch die halbe Welt gereist.
Seine Vorträge hält er sowohl vor hochrangigen Managern als auch vor Kindern in Entwicklungsländern. Mit 26 Jahren hat der Bochumer also schon eine steile Karriere hingelegt. Das setzt viel Selbstbewusstsein und Mut voraus. Stärken, auf die der bewegungseingeschränkte Mann nicht immer zählen konnte.
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„Ich bestehe ja nur aus Kopf und Rumpf“
Als Kind hatte sich Janis zunächst als völlig „normal“ wahrgenommen, berichtet er. „Klar war mir bewusst, dass andere Kinder ihre Schuhe anziehen während ich mich in meinen gelben Rollstuhl gesetzt habe“, erinnert sich Janis an seine Zeit im Kindergarten. Aber noch nahm er keinen besonderen Unterschied wahr, weil er sich nicht eingeschränkt fühlte.
Im Alter von acht Jahren kam dann ein einschneidendes Erlebnis. Zum ersten Mal sah Janis, wie er sich fortbewegt, weil seine Eltern einen neuen Spiegel im Hausflur hingestellt hatten. „Ich bestehe ja nur aus Kopf und Rumpf“, stellte er damals schockiert fest.
Zündende Idee der Pflegeeltern
„Danach habe ich mich über Jahre nicht akzeptieren können“, erinnert sich Janis. Vor allem in der Pubertät habe er viele Probleme mit seinem Schicksal gehabt. Um ein „normaleres“ Leben führen zu können, versuchte er es mit Prothesen. Doch damit kam Janis nicht zurecht.
Erst eine Idee seiner Pflegeeltern – Janis‘ leiblichen Eltern waren mit der Situation direkt nach der Geburt überfordert und gaben ihn in eine Pflegefamilie – brachten den bewegungseingeschränkten jungen Mann wieder in die Spur.
Beinfreiheit, was ist das?
Sie gaben ihm die Aufgabe, alle Privilegien aufzulisten, die er durch seine körperliche Besonderheiten genießt. So fiel Janis auf, wie viel ihm im Alltag im Vergleich zu anderen erspart bleibt.
Die Spülmaschine musste er nicht ausräumen. Beinfreiheit war für ihn kein Thema und „wenn meine Geschwister neue Schuhe brauchten, durfte ich Eis essen“, erinnert sich Janis.
Raus aus der eigenen Komfortzone
Durch diesen Fokus auf das Positive in seinem Leben hat Janis gelernt, sich selbst zu akzeptieren. Für Janis war das der erste Schritt aus seiner eigenen Komfortzone, wie er sagt. Die Worte „Das geht aber nicht“ versuche er seitdem aus seinem Vokabular zu verbannen.
Mit diesem Ansatz geht Janis in seine Vorträge. Er geht als Beispiel voran. Schließlich musste er lernen, sein Schicksal anzunehmen. Mittlerweile sagt er voller Zufriedenheit: „Selbst wenn es die Möglichkeit gäbe, meine Situation zu ändern, würde ich es nicht mehr in Anspruch nehmen.“
Janis McDavid hat im Jahr 2016 im Herder Verlag sein erstes Buch veröffentlicht mit dem Titel: Dein bestes Leben. Vom Mut, über sich hinauszuwachsen.