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Mieter der Emscherstraße in Herne berichten von ekelerregenden Zuständen

Mieter der Emscherstraße in Herne berichten von ekelerregenden Zuständen

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Ein Mieter der Emscherstraße betritt das Haus nicht durch die kaputte Haustür, sondern durch einen Rahmen neben der Tür, in dem eigentlich ein Fenster sein sollte. Foto: Jürgen von Polier
  • Mieter der Herner Emscherstraße 78 bis 96 haben sich getroffen, um ihrem Ärger über Zustände in ihrer Wohnsiedlung Luft zu machen
  • Sie berichteten von Kakerlaken, Schimmel und Ratten, die sich bereits an Menschen gewöhnt hätten
  • Vermieter „Altro Mondo“ blieb der Veranstaltung fern – und meldete sich später über einen Anwalt

Herne. 

Es sind ekelerregende Zustände, die am Dienstag im Herner Stadtteilzentrum Pluto beschrieben wurden. Etwa 100 Mieter der Hochhäuser an der Emscherstraße 78 bis 96 hatten sich dort versammelt, um ihrem Ärger bei einer von der Stadt einberufenen Versammlung Luft zu machen.

Der Grund: Kurz zuvor waren die Bewohner der Häuser von ihrem Energieanbieter Engie GmbH darüber informiert worden, dass ab kommendem Montag möglicherweise Heizung und auch Warmwasser abgestellt würden. Laut einem Informationsschreiben habe der Vermieter offene Rechnungen nicht bezahlt. Dabei hatten die Mieter ihre eigenen Kosten an den Vermieter gezahlt.

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Zu der Veranstaltung waren Sozialdezernent Johannes Chudziak und Claus Deese vom Mieterschutzbund gekommen. Obwohl Vermieter „Altro Mondo“ vorher angekündigt hatte, einen Vertreter zu der Veranstaltung zu schicken, war dieser nicht erschienen. In einer Stellungnahme gibt „Altro Mondo“ an, der Vertreter habe auf dem Weg zur Veranstaltung einen Unfall mit seinem Mietwagen gehabt. Die Stadt Herne habe man vor Beginn der Veranstaltung auch darüber informiert.

Und so waren Chudziak und Deese sichtlich bemüht, die Wogen im Saal zu glätten. Es sollte kein leichtes Unterfangen werden. „Ich hab‘ nichts gegen Sie“, rief eine Mieterin etwa zornig in Richtung Deese. „Sie kriegen jetzt meinen Hass ab, aber ich kämpfe hier schon seit 18 Monaten.“

Berichte über Schimmel, Kakerlaken und Ratten

Zuvor hatte die Frau über Schimmel berichtet, der sich seit Mai in ihrer Wohnung befinden soll und über fehlenden Fernsehempfang. Auch andere Mieter hatten das Problem mit dem Schimmel geschildert. Immer wieder mit dem Zusatz, dass Vermieter „Altro Mondo“ lediglich die Telefonnummer notieren, dann aber nicht zurückrufen oder die Mängel beseitigen würde.

Über Kakerlaken in ihrer Wohnung berichtete eine andere Mieterin aus der Emscherstraße 90. „Ich kann nicht mehr schlafen, weil die Kakerlaken überall rumkriechen“, sagte sie und brachte zum Beweis eine Plastiktüte mit zahlreichen zerquetschten Kakerlaken mit, die schließlich auf dem Platz des nicht erschienenen Mitarbeiters der Firma landete.

„Schicksal selbst in die Hand nehmen“

„Unten vor dem Haus stehen die Ratten Spalier“, ergänzte eine andere Frau aus dem Hochhausblock. „Die gehen uns noch nicht mal mehr aus dem Weg und die Kinder spielen sogar schon mit den Tieren.“

„Sie müssen ihr Schicksal selbst in die Hand nehmen“ antwortete Deese dann mehrfach. „Sie müssen kleinere Dinge einfach selbst reparieren und dem Vermieter dann in Rechnung stellen. Damit erziehen Sie ihn ja auch. Die Reparatur muss bezahlt werden und so wird auf den Vermieter der Druck erhöht.“

Anwalt erklärt, dass Zahlungsrückstand ausgeglichen werden soll

Mittlerweile hat „Altro Mondo“ über den Anwalt der Firma mitteilen lassen, dass noch am Dienstag der Zahlungsrückstand ausgeglichen wurde. Hintergrund des Rückstands der Firma sei demnach „ein Wechsel des Versorgers“ gewesen, über den die Mieter auch informiert worden seien. „Bei der zahlungstechnischen Umstellung“ sei leider nicht alles glatt gelaufen. Die Unsicherheit sei aber nun beseitigt.

Eine zeitnahen Stellungnahme bezüglich der Mieter-Vorwürfe konnte „Altro Mondo“ nicht abgeben. Sobald diese vorliegt, werden wir sie an dieser Stelle nachreichen.

Schon im Juli sollte wegen offener Zahlungen der Firma Strom und Wasser abgestellt werden, was aber abgewendet werden konnte. Damals sprach ein Anwalt der Firma von einem internen Fehler und einer Zahlung, die wohl „im System steckengeblieben“ sei.