Düsseldorf.
Aus diesen Tröten tönt der Sound der Fußball-WM: Die südafrikanische Vuvuzela ist auch hierzulande ein Verkaufsschlager. Das freut zwei Düsseldorfer. Sie hatten sich die EU-Rechte am Lärm-Instrument gesichert.
Als ihm ein sportbegeisterter Bekannter vor zwei Jahren von seinem Südafrika-Urlaub und dem „Elefantengebrüll aus der Konserve“ erzählte, witterte Frank Urbas sofort eine lukrative Geschäfts-Idee. An diesem Tag hörte der 48-Jährige zum ersten Mal das für ihn fortan magische Wort: Vuvuzela. Die extrem laut tönende Tröte soll ab nächster Woche bei der Fußball-Weltmeisterschaft am Kap die Fan-Szenerie auf den Rängen beherrschen.
Und Urbas ließ die Welle der Begeisterung längst nach Europa schwappen. Der Löricker hat sich mit Partner Gerd Kehrberg die Rechte für Produktion, Vertrieb und Vermarktung der Furore-Fanfare in 27 EU-Staaten vom südafrikanischen Hersteller gesichert. Fünf Millionen Exemplare ließ er fertigen. Rund eine Woche vor dem Eröffnungsspiel heißt es: restlos ausverkauft! „Das ist ein Volltreffer. Meine Erwartungen wurden noch übertroffen“, tönt Fortuna-Fan Urbas zufrieden über den Riesenreibach.
„Jemanden in Musik duschen“
Was die Fans an der Vuvuzela fasziniert? Sie ist vor allen eins: laut! Das macht schon die Übersetzung „andauernd Krach machen” deutlich. Freundlicher klingt da die Bedeutung im Slang der Townships: „Jemanden in Musik duschen”. Der Ton einer einzelnen Vuvuzela hört sich an wie die Mischung aus Elefantengebrüll und Nebelhorn. Erklingen die Fan-Trompeten im Chor, wirkt das wie der Anflug eines gewaltigen Insektenschwarms.
In Betrieben in Bad Kreuznach und Marienheide startete vor einigen Monaten die Produktion. Bis zu 60.000 „Krachmacher vom Kap“ ließen die beiden Düsseldorfer mit Firmensitz an der Pinienstraße täglich herstellen, für den deutschen Markt hauptsächlich mit schwarz-rot-goldenem Anstrich. Mit Fertigung, Vermarktung und Vertrieb sind rund 100 Arbeiter beschäftigt.
Trick gegen Missbrauch als Waffe
Die 61 Zentimeter lange Turbo-Tröte ist dreiteilig und wird zusammengesteckt. „Das geschieht aus Sicherheitsgründen, damit sie nicht als Wurfgeschoss oder Schlagstock missbraucht werden kann. Versucht das jemand, fällt sie auseinander”, erläutert Urbas. Aber nicht jeder kann ihr sofort die Flötentöne entlocken. „Dazu braucht’s ein wenig Übung, ist aber schnell gelernt“, verspricht der Herr der Tröten, der seine spezielle Variante von dem Kaiserswerther Designer Dirk Hagen-Zimmermann kreieren ließ.
Die deutsche Vuvuzela weicht vom Original noch in einem Detail ab: Sie knallt nicht ganz so voll auf die Ohren. Bringt es die „Kap-Trompete“ auf brachiale 138,1 Dezibel, „so haben wir eine Lärmbremse eingebaut, die vom Tüv getestet und abgenommen wurde. Durch Verengung eines Kanals ist unser Instrument 13 Dezibel leiser“, sagt Urbas.
Eine Millionen Tröten von der Tanke
Zunächst lief der Verkauf schleppend an. Händler orderten die Vuvuzelas in maximal fünfstelliger Anzahl und riefen wiederum dafür einen Verkaufspreis zwischen sieben und 13 Euro auf. Doch plötzlich sprangen die „Großkopferten“ an. Die Paulaner-Brauerei schnürte ihr WM-Six-Pack: Das besteht aus fünf Flaschen Gerstensaft und einer Vuvuzela. Edeka und Vodafone zählten danach zu den Kunden. Am heftigsten schlug Shell zu, orderte knapp eine Million Vuvuzelas für die Zweigstellen in Deutschland, der Schweiz und Österreich. Dort ist die „Tröte von der Tanke“ für 2,99 Euro zu haben.
Zum Finale der Produktion gingen am Mittwoch 16.000 Exemplare in die Slowakei, 6000 in Oranje-Farbe nach Holland. Nun heißt es: nacharbeiten! 250 000 weitere Vuvuzelas werden „auf Halde hergestellt. Vor allem, weil ich glaube, dass die deutsche Mannschaft trotz aller Unkenrufe ganz lange im Turnier bleiben wird“, gibt sich Urbas zuversichtlich.
Einige Wirte verbieten die Lärminstrumente
Er selbst schaut die Spiele in Düsseldorfer Biergärten und Kneipen, obwohl schon einige Wirte angekündigt haben, seine Lärminstrumente aus ihren Läden zu verbannen. Und nach der WM? Urbas: „Wir wollen neue Projekte rund um Fan-Artikel realisieren. Welche, das bleibt noch geheim.“