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Kevin-Prince Boateng rechnet mit dem deutschen Fußball ab

Kevin-Prince Boateng rechnet mit dem deutschen Fußball ab

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Foto: firo
Kaum ein Fußballprofi polarisiert wie der Ex-Schalker Kevin-Prince Boateng. Am Donnerstag erscheint sein Enthüllungsbuch über den deutschen Fußball.

Essen. 

Wenn Kevin-Prince Boateng sich selbst beschreiben soll, dann so: „Aufgestiegen aus dem Ghetto in die Königsklasse des europäischen Fußballs. In Italien vergöttert, in Deutschland gehasst.“ Drunter macht er’s nicht mehr, der Fußballstar des AC Mailand, der einst bei Hertha BSC und Borussia Dortmund sowie zuletzt beim FC Schalke 04 gespielt hat.

Diese Woche haut Boateng wieder auf den Putz: Donnerstag erscheint seine Biografie „Ich, Prince Boateng“. Der Untertitel: „Mein Leben. Mein Spiel. Meine Abrechnung.“

Sein Werk: 352 Seiten über „ein Leben zwischen Mord und Millionen, zwischen Skandalen und Trophäen“. Der Mittelfeldspieler, der 2010 Michael Ballack krankenhausreif foulte und ihm die Teilnahme an der WM 2010 in Südafrika nahm, will nach Verlagsangaben „das ehrlichste und brisanteste Fußballbuch seit Toni Schumachers Anpfiff“ liefern.

Sauftouren, Streit, Liebschaften

Schumacher hatte 1987 wie jetzt Boateng ein Enthüllungsbuch über den deutschen Fußball veröffentlicht, das einen intimen Blick hinter die Bundesliga-Kulissen erlaubte und das ihn die Karriere in der Nationalelf kostete. In acht Kapiteln geht Boateng detailliert auf sein privates und berufliches Leben ein. Auf Sauftouren mit Mannschaftskollegen. Auf Streitigkeiten mit Trainern. Auf Liebschaften mit Frauen.

Als er Schalke 2015 verließ, soll eine branchenübliche Verschwiegenheitsklausel verabredet worden sein. Mit seiner Ehrlichkeit riskiert Boateng, heißt es bei Schalke, angeblich die Zahlung einer halben Million Euro.

Denn zwei dieser acht Kapitel sind seiner Zeit bei Schalke gewidmet, und die Zeit war brisant: Zweimal wurde er suspendiert, einmal von Ghana bei der WM 2014 und später in Gelsenkirchen.

Vom Königstransfer zum Buhmann

Mit bemerkenswerter Genauigkeit lässt er seinen Co-Autor Christian Schommers formulieren, wie er bei Schalke zuerst als „Königstransfer“ gefeiert und später von den Klubmanagern Horst Heldt und Peter Peters vom Hof gejagt worden ist. Wie Petitessen um den Sitzplatz im Flugzeug und unerfüllte Autogrammwünsche seine Reputation im Verein angriffen.

Im Gespräch mit dieser Zeitung will Bestseller-Biograf Schommers nicht zu viel verraten, nur dass Boateng mit seinen Trainern im Buch nicht zimperlich umgegangen ist.

Boateng lässt sich auch über Jens Keller aus

Während er seine Zeit mit Jürgen Klopp in Dortmund als motivierend bejubelt, sei Roberto Di Matteo bei Schalke 04 eine Enttäuschung gewesen. Dessen Vorgänger Jens Keller habe einen kollegialen Kontakt mit den Spielern gepflegt, sogar ergebnisoffen Taktiken diskutiert. Im Buch, so Schommers, gehe es darum, wie Keller vom eigenen Klub geschwächt wurde und sich als Trainer mit langweiligen Sequenzen aus einem Oscar-prämierten Film selbst lächerlich gemacht habe.

Am Donnerstag erscheint „Ich, Prince Boateng“ für 22,99 Euro im Plassen-Verlag und ist online bei Amazon erhältlich.

Für Kevin-Prince Boateng stellt das Buch den Abschluss seiner aufregenden Zeit in Deutschland dar. Er wuchs in Berlin im Arbeiterviertel Wedding als Sohn einer deutschen Mutter und eines ghanaischen Vaters auf. Halbbruder Jérôme, inzwischen Weltmeister und Superstar beim FC Bayern, hatte es im feineren Viertel Charlottenburg einfacher. Nach Ärger bei den DFB-Junioren entschied er sich, für Ghana zu spielen. Ergebnis: zwei WM-Teilnahmen und Stammspieler beim Weltverein AC Mailand.

„Ich, Prince Boateng: Mein Leben. Mein Spiel. Meine Abrechnung.“ ist ab Donnerstag, 18. Februar 2016, im Buchhandel erhältlich.