Tjorben Uphoff spielte für St. Pauli und feuerte Schalke beim „Bierbecherwurf-Spiel“ an. Jetzt kickt er selbst für S04 – seit 2011 ist er Mitglied.
Gelsenkirchen.
Das „Bierbecherwurf-Spiel“ von St. Pauli ist in die Geschichte der Bundesliga eingegangen. Am 1. April 2011 spielte Schalke am Millerntor, beim Stand von 2:0 für den FC Schalke 04 wurde die Partie in der 89. Minute abgebrochen. Schiedsrichterassistent Thorsten Schiffner war zuvor von der Haupttribüne aus mit einem vollen Bierbecher beworfen worden und zu Boden gegangen. Einer, der den Becher definitiv nicht geworfen hat, der ein wasserdichtes Alibi hat, ist Tjorben Uphoff.
Er spielte vor gut vier Jahren zwar in der B-Jugend des FC St. Pauli, stand aber mitten im Schalker Fanblock. „Wir Spieler hatten Freikarten für den St. Pauli-Block, aber ich kannte die Ordner und konnte deshalb auch in den Schalke-Block.“ In dieser Saison wird es für den 20-Jährigen einfacher sein, in den blau-weißen Fanblock zu kommen. Denn Tjorben Uphoff hat im Sommer einen Zweijahresvertrag auf Schalke unterschrieben. Jürgen Luginger plant mit dem Innenverteidiger als Führungsspieler in der Schalker U23.
Der Kontakt kam über Uphoffs Berater Egon Flad zustande, der mit U23-Cheftrainer Jürgen Luginger Anfang der 90’er Jahre auf Schalke zusammenspielte. Scouts beobachteten Uphoff und Knappenschmiede-Direktor Oliver Ruhnert machte ihm schließlich ein Angebot. „Als Schalke anfragte, musste ich natürlich nicht mehr lange überlegen“, sagt er. Einziger Haken: Zum Zeitpunkt der Anfrage kämpfte Schalkes U23 noch um den Klassenerhalt. „Die Regionalliga war Voraussetzung für einen Wechsel“, erklärt Uphoff, der in der vergangenen Saison sogar ein Spiel in der 2. Bundesliga absolviert hat. Am 23. September 2014 wurde er gegen Eintracht Braunschweig in der Nachspielzeit eingewechselt. Zwar hatte Uphoff die Zusage, die Saisonvorbereitung mit den Profis von St. Pauli absolvieren zu können, doch er wollte eine Veränderung, eine neue Perspektive.
Mit fünf Jahren im Parkstadion
Der gebürtige Hannoveraner ist übrigens nicht erst seit diesem Sommer Mitglied auf Schalke, sondern schon seit dem 14. Juli 2011. „Dadurch war es für mich leichter, an Auswärtskarten zu kommen“, erklärt der Schalke-Fan. Wenn es der eigene Spielplan und die Zeit zuließen, machte er sich mit Freunden auf den Weg zu den Schalke-Spielen. Wolfsburg, Bremen und natürlich der HSV waren die beliebtesten Ziele. „Mein Vater war 1997 in Mailand beim Uefa-Cup-Sieg dabei. Als ich dann fünf oder sechs Jahre alt war, hat er mich zum ersten Mal mit ins Parkstadion genommen, später waren wir dann auch in der Arena“, sagt Uphoff.
Und jetzt trägt er selbst das Trikot seines Lieblingsklubs, in einem Pflichtspiel zum ersten Mal am Sonntag bei den Sportfreunden Lotte. Uphoff fiebert dem Auftakt in der Regionalliga entgegen: „Die ganze Mannschaft ist heiß auf den Start. Man merkt deutlich, dass es im Training richtig zur Sache geht. Wir sind gut vorbereitet.“
An sich selbst stellt der Neuzugang hohe Ansprüche. In der Mannschaft sieht er sich neben Tanju Öztürk als einer von zwei Innenverteidigern. „So haben wir in der Vorbereitung häufig gespielt. Das klappt gut“, sagt Uphoff, dem Jürgen Luginger gleich im ersten Gespräch mitgeteilt hat, was er von ihm erwartet: „Ich soll auf Schalke Führungsspieler sein, das Spiel von hinten lenken“, erklärt er. Die Mannschaft habe ihm den Start auf Schalke sehr leicht gemacht, Uphoff spricht von „super Typen.“
Besonders freut sich Tjorben Uphoff in neuer Umgebung auf die Duelle gegen die Traditionsvereine Rot-Weiss Essen, Alemannia Aachen und natürlich die U23 von Borussia Dortmund. Und wenn er dann irgendwann vielleicht sogar mal gegen die Profis des BVB ran dürfte, hätte er auch nichts dagegen. Aber Uphoff setzt sich selbst nicht unter Druck, er weiß, dass er als Spieler der Regionalligamannschaft verpflichtet wurde. Und im Schalker Fanblock kann es gegen den BVB ja auch ganz schön sein.