Budapest.
Der Tag nach dem Gewinn der ersehnten Medaille für den Deutschen Schwimm-Verband bei der Weltmeisterschaft in Budapest begann verheißungsvoll. Franziska Hentke hatte ihre Silbermedaille mit in die Halle gebracht und strahlte auch 15 Stunden nach der Siegerehrung. Aber kurz danach krachte es gewaltig in der Interview-Zone der Budapester Duna Arena. Gegenstand der Auseinandersetzungen: die nicht unumstrittenen Maßnahmen von Chef-Bundestrainer Henning Lambertz.
Erst machte Philip Heintz seiner Wut über die seiner Meinung nach zu kurze Zeit zwischen Deutscher Meisterschaft und WM Luft, dann äußerte Hentke ihre Enttäuschung über die Nichtnominierung ihres Heimtrainers Bernd Berkhahn für das deutsche Team. Und schließlich verurteilte Lambertz die Heintz-Kritik als „Fehltritt“.
Heintz hatte fünf Wochen nach einem Höhentrainingslager bei der Deutschen Meisterschaft in Berlin die 200 Meter Lagen mit Deutschem Rekord und Weltjahresbestzeit (1:55,76 Minuten) gewonnen. In Budapest hätte er mit dieser Zeit Silber gewonnen. Stattdessen landete Heintz in 1:57,43 Minuten nur auf einem enttäuschenden siebten Platz.
„Einfach mal machen lassen“
Heintz war stinksauer, weil es ihm die Planung des Bundestrainers unmöglich machte, vor dem Saisonhöhepunkt Weltmeisterschaft in ein Höhentrainingslager zu gehen. Dazu war die Zeitspanne zwischen den beiden Wettkämpfen zu kurz. „Ich war deswegen hier nicht im Vollbesitz meiner Kräfte“, sagte Heintz und kritisierte dann Lambertz hart: „Man sollte die Leute, die schon öfter gezeigt haben, dass sie Leistung bringen, einfach mal in Ruhe lassen im Training. Und denen einfach ein bisschen Vertrauen entgegenbringen und nicht ständig kritisch hinterfragen: Was macht ihr denn? Wieso macht ihr das? Das machen wir aber anders, das ist nicht gut! Sondern einfach mal machen lassen.“
Der Heidelberger betonte, dass er keine schlechte Stimmung verbreiten wolle. „Im Leistungssport darf es durchaus auch mal krachen, und es muss krachen. Danach sollte man sich aber auch wieder vertragen und nicht hinterm Rücken irgendwelche Sticheleien ausüben.“
Eine Diskussion mit Lambertz wollte Heintz eigentlich erst nach dem Urlaub in zwei Wochen führen. Wenn es hier aufeinander krache, gäbe es wohl ein gnadenloses Anschreien, ohne Mehrwert daraus zu ziehen, erklärte er. Doch so lange will der Bundestrainer nicht warten und kündigte ein Gespräch noch in Budapest an. Lambertz ist enttäuscht, dass Heintz seine Kritik öffentlich machte. „Das ist ein kleiner Fehltritt“, sagte der Bundestrainer: „Das ist nicht nötig. Wir müssen die Kultur hinbekommen, nicht übereinander, sondern miteinander zu reden.“
Vergleichsweise harmlos war die Kritik von Franziska Hentke, die auch im Höhentrainingslager war, an Lambertz. Sie betonte, dass für sie der Abstand zwischen den Meisterschaften im Gegensatz zu Heintz „fast optimal” gewesen sei. Allerdings sei sie enttäuscht, weil ihr Heimtrainer Bernd Berkhahn nicht zum Team gehörte. „Er hat das Hotel aus eigener Tasche bezahlt“, sagte sie. „Das wäre ja auch für den Trainer eine Belohnung.“ Der Kontakt am Becken war untersagt, beide trafen sich meist auf der Tribüne oder schickten sich Nachrichten auf ihre Smartphones.