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Der Weg von Marisa Bock zur Derbywoche

Der Weg von Marisa Bock zur Derbywoche

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Foto: WAZ FotoPool
Die 30-jährige Marisa Bock hat auf einem alten Bauernhof in Bayern neu angefangen und startet in der Derby-Woche von Berlin in vier Rennen. Ihre Statistik hat sie bis März 2011 archiviert: 3424 Starts, 427 Siege, 725 Plätze.

Neuching. 

Es ging eigentlich gar nicht anders. Ihr Großvater Karl war Mitbesitzer von Sea Cove, dem großartigen Traberhengst, der im Jahr 1994 in Paris mit einem Start-Ziel-Sieg den Prix d’Amerique gewann. „Als Mädchen habe ich Sea Cove oft auf der Weide gestreichelt“, sagt Marisa Bock. Heute ist sie selbst Trabrennfahrerin und startet ab Donnerstag bei vier Rennen in der Derby-Woche von Berlin.

Kein leichter Beruf für die 30-Jährige. „Rennfahren ist Männersache“, hört sie immer wieder. Gerade jetzt, nachdem sie vor den Toren Münchens in Neuching auf einem ehemaligen Bauernhof im Grünen mit Stallungen und Trainingsbahn einen Neuanfang wagt. „In Bayern ist die Sprache manchmal besonders derb“, hat sie erfahren müssen.

Aufgewachsen in Hamburg versuchte sie es zunächst im Sattel von Galopprennpferden. „Aber mal ehrlich, das ging nicht.“ Warum? „Weil Jockeys 40 Kilo wiegen und manche Beinchen haben, die dünner als meine Oberarme sind.“ Zudem drehte sie bei einem Galopprennen einen Sturz. „Ich kann mich nur an den Überschlag erinnern, dann stand ich mit der Peitsche in der Hand auf der Bahn und bin auf den Fotografen losgegangen.“ Der hatte damals zu nah am Geläuf gekniet, das Pferd scheute, und der Sturz war nicht mehr zu verhindern.

Marisa Bock entschied sich für das Traben.

Ihre Statistik hat sie momentan bis März 2011 archiviert: 3424 Starts, 427 Siege, 725 Plätze. Sie ist vier mal deutsche Trabreit-Championesse gewesen und ist sechsfache German-Masters-Siegerin. Aber der für sie schönste Erfolg ist ein anderer: der Weltrekord mit Bentley Sun.

Mit dem Trabrennpferd der Jahre 2008 und 2009 fuhr sie 39 Siege in 39 aufeinanderfolgenden Rennen ein. 38 waren bis dahin der Rekord. „Im 39. Rennen zitterst du dann ganz schön“, gibt sie zu. Aber es hat geklappt. Bentley Sun ist ihr großer Liebling. „Ich hoffe, er kriegt bei mir sein Gnadenbrot bis ans Ende seines Lebens.“

Doch fahren darf sie ihn im Moment nicht mehr. Ein privater Bruch im Leben bedeutete auch den beruflichen Bruch. Marisa Bock hatte mit ihrem Freund gemeinsam einen Trainingsbetrieb in Berlin, doch die Partnerschaft zerbrach, die 30-Jährige zog ins bayerische Neuching.

„Plötzlich hast du keine Besitzer mehr, die ihre Pferde bei dir unterstellen, und du fängst bei Null an“, beschreibt sie ihr neues Leben. Mittlerweile stehen aber schon wieder 18 Traber in den Boxen. „Wir haben aber noch Platz“, meint sie.

Und es sind auch nicht die Top-Pferde, die nach und nach kommen. Marisa Bock hat sich darauf spezialisiert, ältere und kranke Traber mit natürlichen Mitteln wieder fit zu kriegen. Hinter der Trainingsbahn des alten Bauernhofes liegt ein Fluss. Dorthin führt sie die angeschlagenen Tiere und lässt sie durch das Wasser waten. „Das fließende Wasser hat Heilkraft für die Pferde“, ist sie sich sicher. Für ihre Hunde fließt das Wasser zu schnell. „Die springen natürlich auch rein, und kommen dann erst irgendwo ein paar hundert Meter weiter hinten wieder raus.“

Heilung im Fluss

Marisa Bock freut sich, dass sie nun in der Derbywoche in Berlin in vier Rennen Pferde hat. „Natürlich ist kein Kracher dabei, der im eigentlichen Derby startet“, sagt sie. „Aber es läuft langsam wieder an.“ Immer wieder aufstehen, denn im Trabergeschäft darf man offensichtlich niemals aufgeben. Aber das kennt Marisa Bock noch von früher, denn das hat Sea Cove auch nie getan.