Kopenhagen.
Gordon Schukies ist schon dort, wo die deutschen Eishockey-Nationalspieler noch hinwollen. Auf das Eis der Royal Arena in Kopenhagen. Dorthin, wo ein mögliches WM-Viertelfinale am 17. Mai steigt, sollte die DEB-Auswahl noch Vorrundengruppen-Vierter werden. Der 39-jährige Schukies war schon mit dem Spielfeld der dänischen Hauptstadt auf Tuchfühlung. Der frühere Herner Zweitliga-Verteidiger ist einziger deutscher Hauptschiedsrichter bei der WM in Dänemark.
Herr Schukies, wie fühlt sich Ihre erste A-WM an?
Gordon Schukies: Richtig, richtig gut. Das Ambiente und das Flair hier sind schon toll. Jeder Schiedsrichter will ja in seiner Karriere so hoch wie möglich pfeifen. Ich habe bei der U-20-WM in Buffalo im vergangenen Jahr einen guten Job gemacht und es bis ins Bronze-Spiel geschafft. Das war meine Eintrittskarte für die A-WM.
Was unterscheidet die Arbeit eines Referees bei einer WM von der in der Deutschen Eishockey-Liga?
Gordon Schukies: Die Spiele hier sind definitiv schneller, auf höherem technischem Niveau. Dafür sind die Emotionen nicht so extrem wie in der Liga. Die Disziplin ist deutlich besser, der Schiedsrichter wird auch weniger beschimpft als in der DEL – es sei denn, er fällt schlechte Entscheidungen.
Mit USA gegen Dänemark und Finnland gegen Lettland hatten sie schon zwei gute Einsätze. Wie weit geht es für Sie persönlich im Turnier?
Gordon Schukies: Das entscheidet das Verbandskomitee. Jeder Schiedsrichter bekommt sechs bis acht Einsätze in der Vorrunde, nur die besten zwei der 16 Referees schaffen es ins Finale.
Was ist Ihre Stärke, um auf das Endspiel hoffen zu dürfen?
Gordon Schukies: Als ehemaliger Verteidiger kenne ich das Spiel und habe auch ein gutes Fingerspitzengefühl. Ein Spiel auf hohem Niveau sollte man nicht kleinlich leiten. Umgekehrt kann eine lange Leine bei einem Derby schnell zur Eskalation führen. Der Referee ist dafür da, dass das Spiel ohne größere Störung läuft.
Gibt es ein höheres Ziel als die A-WM? Vielleicht ein Spiel in der National Hockey League (NHL) leiten?
Gordon Schukies: Da wäre ich sofort in der Umkleide, ein Einsatz für einen europäischen Unparteiischen dort ist aber unrealistisch. Vielleicht klappt es mal mit einer Gast-Teilnahme an einem Schiedsrichter-Camp der NHL.
Sie haben Ihr Hobby zum Beruf gemacht, sind seit 2014 einer von drei Profi-Schiedsrichtern in der DEL. Kann man davon leben?
Gordon Schukies: Ja, sonst hätte ich meinen Vollzeitjob als Informatiker nicht aufgegeben. So lange man fit ist, kann man als Schiedsrichter gute Leistungen bringen. Dennoch hoffe ich, dass ich nach Ende meiner Karriere wieder in meinen alten Beruf zurückkehren kann.
Als gebürtiger Herner sind Sie mitten aus dem Ruhrpott. Schlägt Ihr Herz auch für Fußball?
Gordon Schukies: Einen wirklichen Lieblingsverein habe ich nicht, Eishockey war mir immer näher, weil ich den Sport einfach reizvoller fand. Wenn ich im Fußball aber für einen Klub halten soll, dann sind mir die Dortmunder am nächsten.