Seit dem Überfall Russlands auf die Ukraine geht die Angst um, dass der Krieg sich auf weitere Länder ausbreiten könnte. Das Schreckgespenst eines bewaffneten Konfliktes zwischen der NATO und Russland macht seit Monaten die Runde. Nun ist dieses Szenario wieder etwas realistischer geworden.
Hintergrund ist ausgerechnet eine Bahnlinie, die in die russische Exklave Kaliningrad führt, einer Region kleiner als Schleswig-Holstein, gelegen zwischen Polen und dem Baltikum ohne direkte Verbindung zum Kernland. Hier leben rund 940.000 Russen. Nun könnte Putin die Lage eskalieren.
Eskaliert Putin den Streit mit Litauen wegen Exklave Kaliningrad?
Ein Großteil der Waren für die Provinz Kaliningrad kam bislang nämlich über Güterzüge an, die durch das Baltikum, also Estland, Lettland und Litauen die Region fuhren. Genau hier schiebt Litauen aber nun für viele Waren den Riegel vor und hat den Transitverkehr beschränkt.
Die Beschränkungen beziehen sich nicht auf Lebensmittel, jedoch auf solche Waren, die auf der EU-Sanktionsliste stehen. Beispielsweise Metalle, Zement, Holz, Baumaterial, Chemikalien und technische Produkte. Laut Angaben des Kaliningrader Gouverneur Anton Alichanow seien 40 bis 50 Prozent aller Warenlieferungen davon betroffen. Via Telegram empörte er sich über das „feindliche“ Vorgehen Litauens.
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Mehr über Kaliningrad:
- Kaliningrad ist die Hauptstadt der gleichnamigen russischen Provinz
- Die Provinz an der Ostsee gehörte früher zu Ostpreußen
- bis 1946 hieß Kaliningrad noch Königsberg
- nach dem 2. Weltkrieg wurde die Region russifiziert und nach dem damaligen Staatsoberhaupt der Sowjetunion Michail Iwanowitsch Kalinin benannt
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„Feindliche Handlungen“: Putin-Regime tobt wegen Entscheidung Litauens
Der Sekretär des russischen Sicherheitsrats, Nikolai Patruschew, erklärte am Dienstag: „Russland wird auf jeden Fall auf solche feindlichen Handlungen reagieren.“ Er kündigte an, der Schritt werde „schwerwiegende, negative Folgen für die Bevölkerung in Litauen“ haben, ohne das näher auszuführen.
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Droht nun also auch noch ein militärischer Konflikt an der NATO-Ostflanke? Seit 2004 gehört Litauen zur EU und zur NATO. Ein Angriffs Russlands auf das Land wäre somit gleichbedeutend mit einem Krieg gegen das ganze Bündnis. CDU-Chef Friedrich Merz geht davon aus, „dass die militärische Präsenz der NATO-Streitkräfte ausreicht, um Russland vor weiteren Eskalationsschritten zu bewahren“.
Doch in den russischen Medien geht es rund! Von einer „Blockade“ Kaliningrads ist die Rede. Andere Stimmen im Staatssender sprechen von einem „Wirtschaftskrieg“ oder gar einem „Casus Belli“, einem Kriegsgrund, berichtet der „Spiegel“.
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Suwalki-Lücke: Greift Putin wegen der Kaliningrad hier an?
Die sogenannte Suwalki-Lücke gilt schon länger als größte Schwachstelle der NATO. Es ist ein 65 Kilometer langer Grenzkorridor, der Polen und Litauen verbinden – und gleichzeitig Kaliningrad von Putins Verbündeten Belarus abschneidet. Kommt es zu kriegerischen Auseinandersetzungen zwischen der NATO und Russland/Belarus, dann wäre hier ein sensibler Bereich, der verteidigt werden müsste.
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Bundeswehr wäre als NATO-Truppe mittendrin, wenn Putin Litauen angreift
Die Bundeswehr ist mit der Panzergrenadierbrigade 41 „Vorpommern“ in Litauen vertreten. Die rund 500 Soldatinnen und Soldaten führen die mittlerweile etwa 1.600 Soldaten umfassende multinationale Battlegroup an.