Anonym untersuchen Privatleute auf dem Internetportal die Dissertationen von Politikern und Prominenten auf Plagiate. Ein Mann, der sich Dr. Martin Klicken nennt, gehört dazu. Seine Motivation: wissenschaftliches Fehlverhalten aufzudecken.
Essen.
Er nennt sich Dr. Martin Klicken. Ein Pseudonym, um unerkannt die Doktorarbeiten von Politikern und Prominenten wie Silvana Koch-Mehrin (FDP) oder Stoiber-Tochter Veronica Saß auf Plagiate zu untersuchen. Nach letzterer hat sich das Internet-Portal benannt, dessen Recherchen dazu geführt haben, dass Saß ihren Titel abgeben muss und Koch-Mehrin darum bangt: VroniPlag Wiki.
Klicken, ein nach eigenen Angaben promovierter Ingenieur aus Norddeutschland in der industrienahen Forschung arbeitend, gehört zu einem Team, das unabhängig von einander die Dissertationen überprüft. Er war bereits Teil von GuttenPlag Wiki, das die Dissertation des ehemaligen Verteidigungsministers Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) analysierte. Für seine aufklärerische Arbeit wurde das Portal am Mittwoch für den Online-Award des Adolf-Grimme-Instituts nominiert.
Leute wie Klicken arbeiten meist anonym, weil sie persönliche Nachteile und Einschüchterungen vermeiden wollen, die ihnen drohten, wenn sie durch ihr Tun Karrieren behindern und die Zirkel der Mächtigen stören.
Unterschiedlich motiviert
Ihre Motivation ist unterschiedlich. Die meisten Plagiatsjäger scheint aber jenseits von parteipolitischen Interessen anzutreiben, wissenschaftliches Fehlverhalten aufzudecken. Klicken sei selbst lange Jahre Doktorand gewesen und möchte die Werte dieser mitunter harten Zeit – Ehrlichkeit und genaues Arbeiten – verteidigen und verhindern, dass „sie von überheblichen Menschen mit Füßen getreten werden“, wie er in einem Interview ausführte.
Bei den Wiki-Seiten kann jeder Nutzer einen Beitrag schreiben. Um gegen den Verdacht erhaben zu sein, mit falschen Plagiatsfunden Politiker diskreditieren zu wollen, stellt VroniPlag die betreffenden Textstellen und die Originalquellen für jedermann einzusehen ins Internet.