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Die Nullzins-Bank

Die Nullzins-Bank

Frankfurt/Main. 

Die Null- und Negativzinsen machen den Banken zu schaffen. Dabei gibt es Institute, die gar keinen Zins verlangen – und trotzdem gute Geschäfte machen: Islamische Banken. Denn im Islam ist der Zins verboten. Nun kann erstmals eine islamische Bank im Euroraum auf ihre Jahresbilanz blicken: Seit gut einem Jahr verfügt die KT Bank AG mit Sitz in Frankfurt über eine Banklizenz in Deutschland und damit in der Eurozone.

Für die KT Bank ist Deutschland ein attraktiver Markt. „Das Potenzial für ‚Islamic Banking‘ in Deutschland ist mit 4,3 Millionen Muslimen, die hierzulande leben, sehr groß“, sagt Bankchef Kemal Ozan. Solche Bankgeschäfte sind quasi ein Gegenpol zum Gebaren westlicher Banken. „Islamische Banken investieren in Realwirtschaft und spekulieren nicht“, sagt er. Die Bank expandiert: Neben den Filialen in Frankfurt, Mannheim und Berlin soll demnächst eine Zweigstelle in Köln eröffnet werden.

Geld darf nach Sure 2, Vers 278 des Korans nicht mit Geld verdient werden. Spekulation ist untersagt, weil sie dem Glücksspiel nahekommt. Islamische Banken verdienen ihr Geld anders, etwa mit dem Handel von Produkten oder mit einer Investition. Beim Autokauf erwirbt die Bank das Auto – und gibt es mit einem Gewinnaufschlag weiter. Der Kunde zahlt den Preis in Raten an die Bank zurück. In der Immobilienfinanzierung beteiligen sich islamische Banken an Unternehmen, die die Immobilien kaufen. Bank und Kunde gründen eine GbR, eine Gesellschaft bürgerlichen Rechts. Diese Firma kauft die Immobilie. Der Kunde zahlt Raten an die Bank, die zugleich GbR-Anteile an den Kunden abgibt, zu einem Preis, der für die Bank einen Gewinn ermöglicht. Der Preisaufschlag richtet sich unter anderem nach Laufzeit, Kaufsumme, nach der Qualität der Immobilie und der Bonität des Kunden.

Zur Vorgabe des islamischen Rechts gehöre, so Matthias Casper, Professor für Kapitalmarktrecht an der Uni Münster, „dass Sie, um Gewinne zu erzielen, ein unternehmerisches Risiko übernehmen“. Das habe zur Folge, dass im Grundsatz nur dann Erträge anfallen, wenn Gewinn erwirtschaftet werden. Luftnummern wie in der Finanzkrise 2008 sind also untersagt.

Versuche der westlichen Institute, der Kundschaft islamische Bankprodukte anzubieten, hat es gegeben. Wirklich gelohnt und durchgesetzt haben sie sich allerdings nicht. Viele haben die Erfahrung gemacht, dass auch muslimische Kunden meist die zinsbasierten Produkte annähmen.