Nach der gescheiterten Fusion „Deutsche Wohnen“ will die Düsseldorfer LEG nun allein in NRW wachsen. Potenziale sieht sie vor allem in Großstädten.
Düsseldorf.
Nach der gescheiterten Fusion mit dem Berliner Wettbewerber Deutsche Wohnen gibt sich das Immobilien-Unternehmen LEG gelassen und will nun ohne Partner weitermachen. Die Düsseldorfer präsentierten gestern nicht nur einen Gewinnsprung um 27,8 Prozent für die ersten neun Monate. Die LEG streckt zudem ihre Fühler in Richtung der kommunalen Wohnungsunternehmen aus.
„Wenn Kommunen ihre Bestände oder ganze Gesellschaften verkaufen wollen, sind wir dazu bereit“, sagt LEG-Vorstandschef Thomas Hegel. Er betont aber auch, dass es dazu derzeit „keine aktuellen Diskussionen“ gebe. Die LEG steht mit ihrem Interesse an städtischen Wohnungen nicht allein da. Auch der Gelsenkirchener Konkurrent Vivawest hatte sich jüngst im WAZ-Gespräch als Partner der kommunalen Wohnungswirtschaft ins Gespräch gebracht.
Zukäufe in NRW geplant
Dass die LEG entschlossen ist, sich innerhalb Nordrhein-Westfalens weiter auszubreiten, hat die ehemalige Landesentwicklungsgesellschaft in jüngster Vergangenheit unter Beweis gestellt. „Seit dem Börsengang im Januar 2013 sind wir um 20 Prozent gewachsen“, sagt Hegel. Den spektakulärsten Zukauf hatte die LEG erst vor einigen Tagen verkündet: Für 600 Millionen Euro will sie im ersten Quartal 2016 von der Bochumer Vonovia rund 13 800 Wohnungen insbesondere in Gelsenkirchen, Herne und Herten übernehmen.
Seit Jahresbeginn hat die LEG damit rund 20 000 Wohnungen dazugekauft. „Wir stärken unsere Marktführerschaft in NRW“, meint Hegel. Weitere Übernahmen seien geplant. Derzeit verfügt das Unternehmen über rund 110 000 Mietwohnungen und ist damit etwas kleiner als Vivawest mit rund 120 000 Einheiten.
Plus in Essen und Dortmund
Von „bewegten Zeiten“ spricht der LEG-Chef und spielt damit etwas untertreibend auf die rasante Konzentrationswelle in der Branche an, die auch die Düsseldorfer erfassen sollte. Die Nummer 2 unter den deutschen Wohnungsgesellschaften, Deutsche Wohnen, wollte sich die LEG einverleiben, um einen Fuß auf den NRW-Markt zu bekommen. Doch der fest verabredete Deal platzte, nachdem die Bochumer Vonovia dazwischen grätschte und nun ihrerseits in einem Akt der feindlichen Übernahme die Deutsche Wohnen für 14 Milliarden Euro kaufen will. Als Bedingung formulierte Vonovia-Chef Rolf Buch allerdings, dass die LEG über eine Ehe mit der Deutsche Wohnen nicht unter sein Dach kommt. Vonovia will ihre Präsenz in NRW reduzieren und künftig stärker etwa am boomenden Berliner Immobilien-Markt mitmischen.
Die LEG dagegen setzt nahezu ausschließlich auf das Land zwischen Rhein und Weser, das Konzernchef Hegel als „attraktiven Standort“ bezeichnet. „Es kommt positiver als erwartet. Wir sehen einen Aufschwung für NRW“, sagt auch Vorstandsmitglied Holger Hentschel. Nach eigenen Berechnungen drehe sich der Bevölkerungsrückgang in einigen Großstädten seit 2011 ins Gegenteil. Davon profitierten vor allem Essen mit plus 0,6 Prozent und Dortmund mit plus 0,4 Prozent. Die Flüchtlingswelle sorge für einen weiteren Schub.