Der weltgrößte Heizkostenableser Ista aus Essen will seine Ableser mittelfristig durch Funk-Technik ersetzen und Mieter zudem lieber monatlich als jährlich über ihren Verbrauch informieren. Das werde auch helfen, Energie zu sparen, sagt Geschäftsführer Walter Schmidt. Und: Ista strebt an die Börse.
Essen.
Die graue Fassade gegenüber der Essener Grugahalle lässt eher nicht vermuten, dass es in den Büros dahinter oft gewissermaßen um recht heiße Themen geht. Hier hat die Firma Ista ihren Sitz. 1957 gegründet, ist das Unternehmen heute nach eigenen Angaben weltweit führend bei der Abrechnung von Heiz- und anderen Verbrauchskosten in Mietshäusern. Allein in Deutschland betreut Ista rund 4,5 Millionen Wohnungen – und die Informationen darüber, welcher Mieter wie stark heizt, laufen in der Essener Konzernzentrale zusammen. So viel zum Thema heiße Geschäfte.
Die Damen und Herren, die diese heißen Daten ablesen, schwärmen bald wieder aus, in vielen Häusern ist der Jahreswechsel Abrechnungsstichtag. „Im Januar setzen wir mehr als 2500 Ableser in Deutschland ein, darunter zahlreiche 400-Euro-Kräfte“, erzählt Ista-Geschäftsführer Walter Schmidt im NRZ-Gespräch. „Auch viele Polizisten oder Schichtarbeiter, die sich Geld dazuverdienen möchten, sind für uns tätig.“ Sie kommen einmal im Jahr in die Wohnungen, um den Stand der Verdunstungsröhrchen abzulesen, die an jedem Heizkörper montiert sind. Doch diese Technik stirbt aus, heißt es bei Ista. Rund ein Viertel der Messgeräte arbeite bereits auf Funkbasis – Tendenz steigend. Statt auf Papierbögen landen die Daten dann per Mobilfunk in Essen. Den Mieter komme das etwas teurer – dafür entfällt dann aber auch der jährliche Besuch des Ablesers.
Die Zeit der jährlichen Heizkostenabrechnung läuft ab
Wenn es nach Schmidt geht, neigt sich aber auch die Zeit der jährlichen Heizkosten-Abrechnungen dem Ende entgegen. „Die Zukunft liegt in der monatlichen Verbrauchsinformation“, sagt der Manager. Derzeit arbeitet Ista an entsprechenden Geschäftsmodellen – und sieht diese nicht nur als Instrument zum Geldverdienen, sondern auch als Beitrag zum Energiesparen. „Eine monatliche Information führt in der Regel dazu, dass die Heizkosten der Verbraucher deutlich sinken. Mehr Transparenz schafft bei den Kunden mehr Kostenbewusstsein.“ Eine Studie mit Mietern in Aachen ergab, dass diejenigen, die regelmäßig über ihren Heizverbrauch informiert wurden, im Schnitt 14 Prozent weniger Heizkosten verursachten als die, die nur eine jährliche Abrechnung erhielten. Die Ista-Experten können sich zum Beispiel eine monatliche SMS aufs Handy des Mieters vorstellen, die ihn etwa darüber informiert, dass er fünf Prozent mehr geheizt hat als vor einem Jahr – oder drei Prozent weniger als der Durchschnitt der anderen Mieter in seinem Haus.
Sonderlich teuer sei dieser Zusatzservice nicht, meint Schmidt. Die monatlichen Verbrauchsinformationen könne Ista für einen „Aufpreis von zehn Euro“ pro Jahr und Wohnung anbieten. Schwierig aus Sicht des Ableseunternehmens: Bislang erlaubt die Heizkostenverordnung Vermietern nur, ihren Mietern lediglich die Gebühren für eine einzige Abrechnung pro Jahr in Rechnung zu stellen.
ista plant Internationalisierungs-Strategie
So oder so geht es ums große Geschäft. Zu den Kunden hierzulande gehören unter anderem Immobilienkonzerne wie die Deutsche Annington und die LEG. Weltweit betreuen 4600 Ista-Mitarbeiter 450 000 Kunden mit rund elf Millionen Wohnungen. In Deutschland sind rund 1200 Mitarbeiter für Ista tätig, davon knapp 300 in der Essener Zentrale. Nur der börsennotierte Konkurrent Techem ist hierzulande größer.
Ista selbst ist derzeit in den Händen der britischen Finanzinvestoren Charterhouse (56 Prozent) und CVC (24 Prozent). Das Ista-Management ist mit 20 Prozent beteiligt. Nun liebäugelt Schmidt mit einem Börsengang. „Die Zusammenarbeit mit einem Finanzinvestor ist in der Regel eine Partnerschaft auf Zeit“, sagt er. „Als Weltmarktführer sind wir ein Kandidat für einen Börsengang. Wir wären vorbereitet für den MDax.“
Das Unternehmen hofft dabei auf Rückenwind durch die Diskussion über mehr Energieeffizienz. „Die Energiewende beflügelt unser Geschäft“, sagt Schmidt. „Wir sehen weltweit einen starken Trend zu mehr Energieeffizienz. China ist dafür ein faszinierendes Beispiel.“ Auch eine neue EU-Richtlinie, die eine verbrauchsabhängige Heizkostenabrechnung wie in Deutschland mittelfristig EU-weit vorschreibt, lässt Ista auf neue Chancen hoffen. Internationalisierung ist in jedem Fall ein wesentlicher Baustein der Strategie des Unternehmens am Essener Grugaplatz. Schon jetzt erwirtschaftet Ista von dort aus rund 50 Prozent des Umsatzes außerhalb Deutschlands.