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Gesunde Ernährung – Wie seriös Studien wirklich sind

Gesunde Ernährung – Wie seriös Studien wirklich sind

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Foto: imago/MiS
Untersuchungen zu guten Lebensmitteln widersprechen sich oft. Der Konsument kann die Ergebnisse kaum prüfen, sollte sie aber skeptisch hinterfragen.

Berlin. 

Weizenbrötchen machen dick. Tierisches Fett ist ungesund, Olivenöl gesund. Cholesterin ist ganz schlecht. Kaum ein Tag vergeht ohne die Publikation neuester Erkenntnisse zur gesunden Ernährung. Doch auf welche Aussagen kann sich der Verbraucher auch verlassen? „Es gibt für alles eine Studie“, stellt der Chef des Europäischen Instituts für Lebensmittel- und Ernährungswissenschaften (EU.LE), Udo Pollmer fest. Und die Gegenstudie dazu gebe es häufig auch. Der Lebensmittelchemiker kritisiert regelmäßig die Arbeitsweise der Forscher und vor allem deren Ergebnisse. Dabei wagt er sich weit aus dem Fenster und hält wenigstens 80 Prozent der Aussagen für falsch.

Beispiele für Widersprüche finden sich zuhauf. „Kaffee ist gut fürs Herz“ hieß es vor einigen Wochen, weil eine koreanische Studie dies ergeben hat. „Kaffee ist ungesund“, stellt dagegen das in Österreich ansässige Zentrum für Gesundheit fest und verweist auf diverse Studien zum Thema. Wer hat Recht? Kaum ein Konsument kann die wissenschaftliche Qualität der vielen Aussagen selbst überprüfen. Doch es gibt ein paar Indizien, die etwas darüber aussagen können. So betreibt das Zentrum für Gesundheit zum Beispiel zugleich einen Webshop. Direkt neben der vernichtenden Kritik am Kaffee wird Tee zum Kauf angepriesen. Diese Aufmachung schmälert zumindest die Glaubwürdigkeit der vorgeblich neutralen Bewertung der Wirkung von Kaffee.

Wirtschaftliche Interessen können hinter den Studien stecken

Viele Studien entstehen nicht aus rein wissenschaftlichen Interessen, sondern aus handfesten wirtschaftlichen. „Die Mär vom bösen Weißmehl und Weißbrot“, lautet beispielsweise der Titel eines wissenschaftlichen Aufsatzes. Darin wehrt sich die Autorin gegen die Herabwürdigung des klassischen Brötchens, die in den letzten Monaten häufig zu lesen war, und weist dem weißen Backwerk einen beträchtlichen Ernährungsnutzen nach. Hier lohnt sich vielleicht der Blick auf die Herkunft der Autorin. Sie schreibt im Namen des Verbands Deutscher Mühlen, die letztlich ein Interesse am Verzehr der Schrippen haben.

Ein Blick auf den jeweiligen Auftraggeber ist der vielleicht wichtigste Tipp zur Bewertung von neuen Erkenntnissen. Diese werden kaum Ergebnisse veröffentlichen, die ihren Interessen entgegenlaufen. Auch die Verbindung zwischen Ernährungstipps und Kaufangeboten sollte Verbraucher skeptisch werden lassen. Einen weiteren Hinweis bieten häufig die Formulierungen einzelner Ergebnisse. Oft können die Forscher keinen Zusammenhang zwischen dem Konsum einzelner Lebensmittel und dem Auftreten bestimmter Krankheiten nachweisen.

Das bedeutet jedoch nicht, dass es ihn nicht geben kann. Diese Formulierung ist also kein genereller Freispruch für das geprüfte Lebensmittel. Ein Beispiel dafür liefert der Ernährungswissenschaftler Uwe Knop. „Rotes Fleisch: kein klarer Zusammenhang mit Herzerkrankungen“, stellt er nach Auswertung von Publikationen des amerikanischen Landwirtschaftsministeriums fest. Dabei gilt der Genuss von viel Rind oder Lamm hierzulande als ungesund.

Knop steht den vielen Forschungsarbeiten kritisch gegenüber. „Man weiß sicher, dass Ernährungsstudien in etwa die gleichen Erkenntnisse liefern wie das Lesen einer Glaskugel“, sagt Knop und hält an einem simplen Ernährungstipp fest: den „moderaten Verzehr einer Vielzahl von Lebensmitteln, die Menschen gerne genießen“.

Eine verlässliche Quelle für Tipps ist die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE), die überwiegend von Bund und Ländern finanziert wird. Für ein vollwertiges Essen hat die DGE beispielsweise zehn einfache Regeln formuliert, die insgesamt darauf hinauslaufen, dass vor allem Vielfalt und Maß halten die wichtigsten Regeln für den Verbraucher sind.

Goldene Regeln der DGE

Im Internet finden sich die goldenen Regeln für die Ernährung. Aber auch die unabhängige Einrichtung beugt sich immer wieder neuen Erkenntnissen und passt ihre Ratschläge entsprechend an. Das jüngste Beispiel ist eine Neubewertung von Fetten als Bestandteil der Nahrung. Auf die Qualität und die Menge kommt es hier nun an, wenn Krankheiten durch zu viel Fettaufnahme vermieden werden sollen.