Der gemeine Kabarettist bespaßt seine Generation. Nicht so Dieter Hildebrandt. Der Münchner hielt in seiner mehr als fünf Jahrzehnte langen Karriere sein angestammtes Publikum und gewann schließlich die Jungen noch dazu. Eine ARD-Doku würdigt jetzt zum 1. Todestag den Spottvater der Republik.
Dieter Hildebrandt war der Spottvater der Kabarett-Republik. Warum, erklärt sein langjähriger Kollege Georg Schramm: Das Publikum eines Kabarettisten sei meist so alt wie er selbst. Nicht so bei Hildebrandt. Er hielt in seiner mehr als fünf Jahrzehnte dauernden Karriere sein altes Publikum und gewann die Jungen noch dazu. Als 85-Jähriger begeisterte er ein Drei-Generationen-Publikum.
Was war sein Erfolgsrezept? Eine Antwort geben in Rüdiger Daniels einstündigem Porträt „Dieter Hildebrandt: Weiterlachen“ (ARD, Mittwoch, 23.30 Uhr) nicht in erster Linie die Texte, sondern vor allem die Bilder eines Mannes, der mit blitzenden Augen viel jünger wirkte, als er war, niemals nur am Nörgeln war und obendrein Neugier wie Biss niemals verlor.
Privat schüchtern, auf der Bühne eine Rampensau
Kein Wunder, dass Hunderte von Menschen zu Hildebrandts Beisetzung kamen, nachdem der kabarettistische Chronist der deutschen Nachkriegsgeschichte vor fast genau einem Jahr, am 20. November 2013, mit 86 Jahren gestorben war.
Seine Witwe Renate Küster erzählt, dass ihr Mann privat schüchtern, ja genant war, aber auf der Bühne eine echte Rampensau. Er liebte das spontane Spiel mit dem Publikum. Zwar wurde Hildebrandt in der Szene schnell zum Star, war aber – wie Senta Berger beim Dreh der Serie „Kir Royal“ beobachtete – stets ein Teamspieler. Zudem förderte er satirische Talente wie Urban Priol, die begriffen, dass gegen Übermächtige und Übermütige vor allem eines hilft: Auslachen.