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20 Jahre „Wilsberg“im ZDF – Krimi-Serie zwischen Kult und Klischee

ZDF-Serie „Wilsberg“ wird 20 – zwischen Kult und Klischee

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Wilsberg Russisches Roulette Foto: ZDF
Der kultige Krimi-Klamauk aus Münster hat eine riesige Fan-Gemeinde. Zum 20-jährigen Bestehen der ZDF-Reihe stellt sich die Frage: Wie gut ist die neue Folge?

Mainz/Münster. 

Kult heißt ja nicht für immer und ewig Klasse. Nicht selten verkümmert die Legende zum Abziehbild, und einer wie Wilsberg lebt natürlich besonders nahe am Klischeekasten: immer pleite, immer zerknautscht, nie eine Aussicht auf nur ein bisschen Veränderung. Dennoch: Von Zeit zu Zeit sieht man den Alten gern, was nicht zuletzt an kernigen Schauspielerleistungen und flotten Dialogen liegt.

Die Fälle sind nebensächlich, zuweilen hinderlich in ihrem Durcheinander, und auch die Jubiläumsfolge, an diesem Samstag, 20.15 Uhr im ZDF, ist in dieser Sparte kein Ausreißer. „Russisches Roulette“, fast genau 20 Jahre nach dem Serienstart im Programm, verwirrt wie gewohnt den auf logische Entwicklungen erpichten Krimi-Pedanten und entzückt dafür den Freund des Münsteraner Flachwitzes.

Asyl-Anträge im Antiquariat

Dabei fängt es ungewohnt düster an. Wilsberg hat sich mit Ekki und Alex verkracht und wird in einen Unfall verwickelt. Ein Mädchen stirbt, sechs andere klettern dafür aus einem Lastwagen und beantragen im Wilsbergschen Antiquariat Asyl. Es geht um Mädchenhandel, Mord und Totschlag, auch die Russen-Mafia kommt nicht zu kurz, und zuweilen lässt sich kaum noch überblicken, wer da wen gerade verfolgt.

Macht aber nix, denn das Drehbuch hat die Hauptfiguren diesmal nicht auf die allseits bekannten Holzschnitt-Charaktere dressiert. Anders als bei den letzten Folgen, in denen eine gewisse Penetranz nicht mehr zu übersehen war, geht es diesmal angenehm unaufgeregt zu. Der doofe Overbeck entwickelt sogar einige menschliche Züge, was nicht zuletzt an einer Praktikantin liegt, die ihm zugeteilt wird und ganz reizend seine zahllosen Unzulänglichkeiten überspielt.

Sieben Millionen Wilsberg-‚Stammgäste‘

Ansonsten ist aber alles wie immer, was die mehr als sieben Millionen Stammgäste des Wilsberg-Kosmos freuen wird. Der „Chaos-Detektiv“, wie der arme Mann von seinem Sender beworben wird, fährt einmal mehr Ekkis Auto zu Schrott, und Alex riskiert mit einer riskanten Undercover-Expedition ihre Anwaltszulassung – diesmal als Prostituierte verkleidet, also im neckischen Lederfummel, das wird auch viele entzücken.

Auch Folge 47 geht gut aus, das versteht sich, alles löst sich in Wohlgefallen auf, nicht unbedingt in zwingender Logik, sondern eher mit der Brechstange, und erst wenn man auf den Anfang der Serie schaut, entdeckt man doch erstaunliche Veränderungen. In Folge eins, ausgestrahlt am 20. Februar 1995, spielte nämlich noch Joachim Król einen Wilsberg, der auch nicht im Buchhandel darbte, sondern sich als Briefmarkenhändler durchschlug, ganz wie in der Buchvorlage von Jürgen Kehrer, der das Drehbuch zu Folge eins schrieb und seitdem immer wieder als Autor und Nebendarsteller mitwirkt.

Was die neue Folge auszeichnet

Króls Wilsberg war dagegen ähnlich kurz wie sein Brunetti, der heute ohne Uwe Kockisch nicht denkbar wäre – schon in Folge zwei übernahm Leonhard Lansink. Alex stieß erst in Folge vier zum Team, und der Freund hieß damals noch Manni, nicht Ekki, und langweilte sich auf dem Bau-, nicht im Finanzamt. Sage keiner, in Münster würde sich nichts bewegen!

Fazit: Ein Wilsberg der besseren Sorte, unaufdringlich inszeniert und dennoch mit allen bekannten Zutaten angerichtet. Die Kult-Gemeinde wird sich freuen.

Samstag, ZDF, 20.15 Uhr