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Ärger am Beckenrand: In Deutschlands einzigem Frauen-Freibad übernehmen weiterhin Männer die Aufsicht

Ärger am Beckenrand: In Deutschlands einzigem Frauen-Freibad übernehmen weiterhin Männer die Aufsicht

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ARCHIV - Ein Schwimmbecken spiegelt sich am 21.06.2017 in einem Freibad in Hannover (Niedersachsen) in der Sonnenbrille einer Frau. (zu dpa "Pulssenkender „Badeschluss-Song“ in Wiener Freibädern" vom 03.08.2017) Foto: Silas Stein/dpa +++(c) dpa - Bildfunk+++ Foto: dpa
  • In Freiburg gibt es Deutschlands einziges Frauen-Freibad
  • Dort werden seit dieser Saison regulär Männer eingesetzt – eine Petition sollte das ändern
  • Die Petition ist gescheitert, doch die Debatte läuft weiter

Freiburg im Breisgau. 

In Baden-Württemberg sorgt ein Schwimmbad für Aufruhr – weil an dessen Beckenrand ein männliche Bademeister steht. Bei dem Becken handelt es sich nicht etwa um ein Bad wie jedes andere: Es ist Deutschlands einziges Frauen-Freibad. Die Petition dafür, dass das Frauen-Freibad männerfrei bleibt, ist jetzt gescheitert, schreibt der „Stern“!

Im beschaulichen Freiburg im Breisgau war bis zu diesem Sommer die Welt für die weiblichen Badegäste in Ordnung. Sie hatten das einzige reine Frauen-Freibad in Deutschland und konnten dort ganz ungestört oberkörperfrei ihre Bahnen ziehen oder sich ohne Hijab in die Sonne legen – je nach persönlicher Vorliebe – ohne sich beobachtet zu fühlen oder gegen ihre religiösen Regeln zu verstoßen.

Vier Männer stehen nun regelmäßig am Beckenrand

Seit diesem Sommer allerdings hat die Regio Bäder GmbH, die Betreibergesellschaft des Lorettabades, zwei Frauen und vier Männer im Schichtplan des Freibades, wie wir berichteten. Das wollten einige der Badegäste nicht hinnehmen und ihr Frauen-Freibad wieder zur männerfreien Zone erklären.

Sie starteten die Online-Petition namens „Schaffen Sie das reguläre männliche* Badepersonal im Damenbad Freiburg wieder ab!“ – und sammelten hiermit bis Donnerstag 991 Unterschriften. Davon stammen 432 Unterzeichner aus der Region Freiburg. Es wären aber 2000 Unterzeichner aus der Region nötig gewesen, um mit den Verantwortlichen ins Gespräch zu kommen.

Unverständnis in der Kommentarspalte: „Probleme haben die…“

Es war nicht unbedingt das Ziel der Petition, die notwendigen 2000 Unterschriften zu sammeln. Die Initiatorin Janina Talaj, Badbesucherin und Kulturwissenschaftlerin, ist laut „Stern“ bereits sehr zufrieden mit der Aufmerksamkeit, die dem Bad so zu Teil wurde.

Was sie allerdings erschreckend findet sind die Reaktionen auf ihre Petition. Die reichen von einfachem Unverständnis wie „Probleme haben die…“ bis hin zu Spott und rassistischen Hasskommentaren. Sie habe auch Droh-E-Mails erhalten.

Frauenbaden ist weit verbreitet

Dabei ist die Forderung auf den ersten Blick doch unproblematisch, oder? Spezielle Schwimmzeiten nur für Frauen, in denen auch nur weibliches Personal vor Ort ist, gibt es in sehr vielen Bädern. So sollen Schutzräume für Frauen entstehen, auch für solche, die mit Traumata zu kämpfen haben. Oder die einfach mal ohne Männer schwimmen wollen.

Matthias Oloew ist Pressesprecher der Schwimmbäder in Berlin. Er nennt das getrennte Baden in seinen Betrieben auf der einen Seite „nötig“, aber gleichzeitig einen „Rückschritt ins 19. Jahrhundert.“ Bis zur Weimarer Republik sei nach Geschlechtern getrennt gebadet worden, zum Teil in eigenen Hallen für Männer und Frauen, sagte er der „taz“ gegenüber. Er geht aber noch weiter und hält auch Zeiten für andere Geschlechter für sinnvoll: Transschwimmen oder Interschwimmen.

Keine einfache Abwägung

Die Abwägung in der Freibadfrage ist nicht leicht. Dafür ist sie umso wichtiger. Und die Badegäste in Deutschlands einzigem Frauen-Freibad werden bis zur nächsten Freibadsaison noch einige Zeit für Verhandlungen mit der Betreibergesellschaft haben – die nötige Öffentlichkeit dafür sollten sie mittlerweile geschaffen haben. (dahe)