Angela Merkel hat eine Doppelgängerin in Attendorn
Ursula Nawa-Wanecki aus Attendorn tritt als Double von Angela Merkel auf. Rummel und Ruhm sind der 56-Jährigen eher unangenehm: „Ich verstelle mich nicht“. Und den Hang zu Apricot-Farbenem hat die sauerländische Merkel-Doppelgängerin schon lange vor der Kanzlerin gehabt.
Attendorn.
Jeder sieht es, nur sie selbst nicht. Sie ist doch einfach Ursula Nawa-Wanecki, Steuerfachangestellte aus Attendorn: „Ich verstelle mich nicht.“ Nur kommt ihre Art sich zu kleiden, zu frisieren, zu bewegen in Deutschland noch einmal und deshalb allen bekannt vor. „Angie!“, rufen die Leute ihr nach, und so bekam sie tatsächlich einen Vertrag – als Doppelgängerin von Angela Merkel.
„Ich brauch’ nichts zu machen“, Ursula-Angie hebt hilflos die Schultern, „es ergibt sich alles von allein.“ So recht weiß sie auch gar nicht, ob sie das alles so will, den Rummel und das Bisschen Ruhm. „Ich will so bleiben, wie ich bin!“ Die Gesten und das Gesicht, glaubt sie, müssen ihr wohl angeboren sein. Größer als Merkel ist sie wohl, etwas jünger und schlanker, und sie hat diesen polnischen Akzent. Aber die Haare hatte sie „immer so“, selbst den Scheitel an der richtigen Stelle – soll sie jetzt etwas Schlechtes sagen über die Frisur? „Sie ist perfekt. Es ist ja meine.“
Merkel-Double wirbt auf ProSieben fürs Wählen
Und eigentlich sieht Ursula Wanecki schon länger so aus wie Angela Merkel als Angela Merkel selbst. Sie hatte sich dieses Apricot-Kostüm gekauft zur Hochzeit ihrer Tochter, „ein ganz teures Stück“, das war 2002 und Merkel noch nicht einmal Kanzler-Kandidatin. Das wurde sie drei Jahre später, man plakatierte sie mit neuer Frisur (der von Ursula Wanecki) und – in Apricot! Es ist daher ein bisschen lustig, dass die Double-Agentur kürzlich anfragte, wie sie, also Wanecki, „sich entwickelt“ habe.
Die „wollte nie ins Fernsehen“, ist jetzt aber doch dort und wirbt bei den jungen Zuschauern von ProSieben dafür, wählen zu gehen. Jugendliche nehmen ihr die Rolle sofort ab, sie laufen ihr nach, machen Fotos; das überfordert die zweifache Großmutter etwas: „Öffentlichkeit muss man wohl lernen.“ Als sie kürzlich bei einem Wahlkampf-Auftritt Merkels war, ganz privat, hat sie sich verkleidet, sie wollte niemanden verwirren.
Der Blick, mit dem sie Angie-Fotos von sich betrachtet, verrät indes: Sie ist, bei aller Bescheidenheit, auch stolz. „Wenn man drüber nachdenkt: Frau Merkel ist die mächtigste Frau der Welt!“ Mit ihr verglichen zu werden, sei „ein großes Kompliment“. Und so ist Ursula Wanecki anfangs gar nicht aufgefallen, dass über das Aussehen der Kanzlerin manchmal gelacht wird. „Ich mag Herbstfarben wie sie. Ich trage auch gern Blazer.“ Unsicher zupfen ihre Finger am Revers. „Ich gehe so jeden Tag zur Arbeit.“
Double ist die nettere Merkel
Selbst auf einer griechischen Hochzeit soll sie gefragter gewesen sein als die Braut, und das, obwohl Griechen auf Frau Merkel eher schlecht zu sprechen sind. „Aber nicht auf diese Frau Merkel“, sagt Ursula Wanecki, lacht – und ist nicht mehr Angie. Wenn sich ihre Mundwinkel heben, schwindet alle Ähnlichkeit. Die Kanzlerin sei „durch die schwere Arbeit mehr geprägt als ich“. Wanecki ist, finden die Leute, eine nettere Merkel.
Weshalb sie wiederum glaubt, dass die Menschen die Kanzlerin mögen, sie bekommt es doch zu spüren! „Unsere Frau Merkel“, sagt sie liebevoll. Sie mag deren „klare Linie“, als Fachfrau gefällt ihr die Steuerpolitik, und „auf meine Familie bezogen waren die Jahre nicht schlecht“. Wanecki ist „eine absolute CDU-Frau“, was auch an Kohl liegt: Der habe ihr als Spätaussiedlerin eine zweite Heimat gegeben (der „Wahlomat“ aber empfiehlt ihr die Tierschutzpartei).
Indirekt macht die 56-Jährige also auch ein wenig Wahlkampf. Und wünscht sich doch, dass ab Sonntag wieder etwas Ruhe einkehrt in ihr Leben. Ins „eigentlich seriöse“ Leben der Ursula Nawa-Wanecki.