Das Leben ab 1,80 Meter ist anders. Alle große Frauen wissen das, aber sie reden fast nie darüber. Egal, ob sie Model sind, Basketballerin oder ein ganz normales Leben führen. Die Dokumentation eröffnet einen völlig neuen Blick auf die besonderen Herausforderungen, denen sich große Frauen stellen müssen.
Essen.
Wenn es noch eines weiteren Indizes bedürfte, dass die Welt mitunter ungerecht ist – dieser Arte-Themenabend sorgt dafür: Ein großer Mann, der gilt als maskulin, als Aufsehen erregende Erscheinung. Große Frauen hingegen wollen weder maskulin wirken noch Aufsehen erregen.
In der Dokumentation „Tall Girls“ (22.30 Uhr) beschreibt die Filmemacherin Edda Baumann-von Broen – mit 1,86 Meter selbst nicht gerade zierlich –, was das mit Mädchen macht: die Größte in der Schulklasse zu sein, herauszustechen aus der Masse.
Die Kamera begleitet etwa die zwölfjährige Lea, die nach einer Handwurzelmessung erfährt, wie groß sie einmal sein wird: 1,93 Meter. Für Lea ein Schock, denn „es gibt nicht viele Jungs, die so groß sind“.
„Inzwischen fühle ich mich sexy“
Und Lisa (16), eine Schülerin aus Brooklyn, misst schon jetzt 1,99 Meter. Eigentlich wollte sie Model werden, stattdessen spielt sie Basketball. Während sich eine zuvor laufende Wissenschaftsdoku dem Thema „Warum sind Frauen kleiner als Männer?“ biologisch nähert, richtet Baumann-van Broen den Blick darauf, wie sich Frauen fühlen, die schlicht etwas groß geraten sind.
Am Ende des Films ist es ein blondes, hübsches Model von 1,87 Meter, das allen großen Mädchen Mut macht. Lange habe sie mit ihrem Schicksal gehadert. „Inzwischen fühle ich mich sexy“, sagt sie zu Lisa. „Ich kann sogar flirten und weiß, wie es so läuft. Du wirst es erleben.“ Für Lisa ein tröstlicher Gedanke. Und der Zuschauer ahnt, dass Unzufriedenheit mit dem eigenen Körper für viele zum Leben gehört. Sogar für ein Model. (je)