Bierbrauen live – Diese Brauereien bieten Touren an
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Das Bier gehört zu NRW irgendwie dazu. Ob Pils oder Kölsch – an Rhein und Ruhr setzen die Braumeister auf Vielfalt. Und bei ihrer Arbeit lassen sie sich häufig auch über die Schulter schauen. Ob Ruhrgebiet, Niederrhein oder Sauerland – hier erfahren Sie, wo Sie sich die Braukunst live ansehen können.
Essen.
Bier ist mehr als nur ein Getränk – Brauen ist Kunst. Und in Nordrhein-Westfalen gibt es Braukunst auf höchstem Niveau. Auch wenn die Deutschen seit Jahren insgesamt weniger Bier trinken, gehören die Brauereien in NRW beim Bierausstoß im Bundesvergleich noch immer zur Spitze.
26 Prozent des Inlandsabsatzes gehen auf das Konto von NRW – selbst in Bayern wird nicht so viel gebraut. Ganz gleich, ob Pils oder Kölsch – an Rhein und Ruhr setzen die Braumeister auf Vielfalt. Und bei ihrer Arbeit lassen sie sich gerne über die Schulter schauen. Besucher sind in vielen Brauereien willkommen. Eine Auswahl:
Ruhrgebiet: Duisburg, Essen, Bochum, Dortmund
Essen: Stauder
Seit 1867 wird in dem Essener Familienbetrieb Pils gebraut. Pro Jahr kommen etwa 10.000 Besucher. Der Blick hinter die Kulissen dauert drei Stunden: Start ist im Brauerei-Museum. Zu sehen gibt es Braufässer, Fotos aus vergangenen Zeiten – und zahlreiche historische Bierdeckel. Es folgt ein 15-minütiger Film zur Geschichte des Bieres, Titel: „Vom Halm zum Glas“, und ein 90-minütiger Rundgang durch die Brauerei. Abschluss ist eine Verkostung der Getränke, die bei Stauder hergestellt werden. Dazu geht es zum Essen, im Winter steht oft Grünkohleintopf mit Mettwurst auf dem Speisezettel. Führungen für 15 bis 30 Personen gibt es von Montag bis Donnerstag, jeweils um 14 Uhr (Eintritt: 10 Euro).
Duisburg: König Pilsener
Wer sich in Duisburg-Beeck die 1858 gegründete König-Pilsener-Brauerei ansehen möchte, sollte sich früh um einen Termin kümmern: Für die Touren – ausschließlich für Erwachsene – gibt es Wartezeiten von mehr als acht Monaten. Etwa 10.000 Besucher kommen pro Jahr. Los geht’s im Sudhaus, es folgen Gärung, Reifung, Filtration und Abfüllung: Die Besuchergruppen erwandern bei der Führung den gesamten Prozess der Bierherstellung. Die Besichtigung endet in der brauereigenen Gaststätte, dem Theodor-König-Keller, benannt nach dem Gründer der Brauerei. Dort gibt es Fassbier und deftige Küche, etwa Leberkäse mit Kartoffelsalat. Die erste Tour des Tages startet montags bis donnerstags von 10 bis 13 Uhr, von 14 bis 17 Uhr gibt es eine weitere Führung. Die Teilnahme kostet fünf Euro.
Bochum: Moritz Fiege
Noch ist Sommerpause bei Moritz Fiege in Bochum. Führungen durch die Brauerei (montags bis donnerstags, je ab 18.30 Uhr) gibt es wieder ab Montag, 30. September. Das Fiege-Motto: „BrauKultTour“. Bier und Brauen, so heißt es bei der Familienbrauerei, seien schließlich Kulturgut, Kunst und Kult zugleich. Der Besucher kommt bei der dreistündigen Tour nah ran an die Produktion. Er sieht kalte Lagerkeller, steigt insgesamt 300 Treppenstufen. Beim Zwischenstopp im Zwickelbier-Keller zeigen einzelne Teilnehmer der Gruppe, wie man ein Bier richtig verkostet – und wie man an Schaum und Farbe ein gutes Bier erkennt. Während früher eher Brautechnik im Vordergrund stand, geht es künftig verstärkt um das Getränk an sich. Die Teilnahme kostet 13,50 Euro (plus Vorverkaufs-Gebühr). Die Eintrittskarte gilt für Hin- und Rückfahrt mit Bus und Bahn: Kein Autofahrer muss also bei der abschließenden Bierverkostung auf dem Trockenen sitzen. Zum Bier gibt es Currywurst.
Dortmund: Dortmunder Actien Brauerei und Museum
Lange galt Dortmund als „die Bierstadt“. Die einstige Vielfalt ist heute passé. Dennoch lohnt für Bierfreunde die Anreise: Die Radeberger-Gruppe führt durch die Produktionsstätten von DAB – der Dortmunder Actien Brauerei. Etwa 12.000 bis 17.000 Besucher kommen pro Jahr. Die rund dreieinhalbstündigen Führungen, Motto: „Brauereierlebnis Dortmund“, beginnen im Brauerei-Museum, weiter geht es dann ins historische Sudhaus. Schon zum Start gibt es einen „Begrüßungsschluck“. Es folgen Filme zu Bierherstellung und Flaschensortierung sowie ein Rundgang übers Areal. Nach der Tour werden die Besucher nicht gleich vor die Tür gesetzt: Die Theke bleibt in Betrieb. Zum Abschied gibt’s ein 0,1-Liter-Sammlerglas, es ist verziert mit der Fassade des denkmalgeschützten Hansa-Sudhauses. Führungen finden dienstags bis freitags, jeweils zwischen elf und 17 Uhr statt (Wochenenden auf Anfrage). Touren kosten 14 Euro.
Dortmund: Hövels Hausbrauerei
Bei der zur Radeberger Gruppe gehörenden Hövels-Brauerei setzen die Bierbrauer nicht zuvorderst auf einen hohen Ausstoß – sondern auf Spezialitäten nach alter Rezeptur. Der Braumeister kümmert sich persönlich um die Gäste. Teilnehmer erfahren etwas über die Geheimnisse des Brauprozesses, die Historie und die Produkte des Hauses. Ab einer Gruppenstärke von zehn Personen können Besucher bei Hövels auf die begleitete Erkundungstour gehen. Touren dauern rund 45 Minuten, die Teilnahme kostet acht Euro, ein Bier ist inklusive.
Niederrhein: Wesel, Düsseldorf, Issum
Wesel: Walter Bräu
Ein Geheimtipp für Freunde der gepflegten Bierkultur: „Walter Bräu“ in Büderich. In der kleinen Hausbrauerei produziert Braumeister Walter Hüsges (63) Spezialitäten wie den „Weseler Brückenschlag“ oder das „Gindericher Pilgerbräu“. Hüsges braut aus Leidenschaft: „Bei uns ist Herzblut dabei. Das muss es auch, sonst geht das alles nicht.“ Samstags und sonntags von elf bis 23 Uhr lässt er sich bei seiner Arbeit über die Schulter schauen. 2007 hat er seine Hausbrauerei eröffnet: „Kurz vor der Rente wollte ich noch einmal etwas Neues wagen“. Besucher genießen bei ihm die Wohnzimmer-Atmosphäre oder den Biergarten, stöbern in der Bücher- und Spielesammlung – oder lassen sich eine mitgebrachte Brotzeit schmecken. Dazu gibt es frisches Bier aus der Hausbrauerei.
Issum: Diebels
In Issum ist derzeit einiges in Bewegung: Das Besucherzentrum der Altbierbrauerei wird neu aufgestellt. Geführte Touren unter dem Motto „Willkommen an der Quelle“ soll es laut Diebels-Pressestelle wieder ab dem 1. November 2013 geben. Für Detail-Aussagen sei es noch zu früh, heißt es am Niederrhein. Grundpfeiler des neuen Konzepts wird aber wohl folgendes: Unter der Woche gibt es Brauerei-Führungen und deftige Gastronomie im Besuchercenter „Diebels Live“, an den Wochenenden Party für die Ü30-Generation.
Düsseldorf: Schumacher Alt
Die Brauerei Schumacher feiert 175-jähriges Bestehen. Sie ist die älteste Hausbrauerei in Düsseldorf. Wer hier eine Führung bucht, wird vom Braumeister persönlich durch die vier Etagen der Brauerei geführt. Dabei können Fragen gestellt werden: Warum ist Altbier dunkel, woher hat es seinen Namen – der Bierexperte steht Rede und Antwort. Schumacher ist eine Brauerei mit traditionellen Braugeräten – hier sieht der Besucher noch etwas vom Bier. An den Führungen können nach Anmeldung zehn bis 20 Besucher teilnehmen. Wer nicht in Mannschaftsstärke anreist, schließt sich einer anderen Gruppe an. Führungen gibt es bei Schumacher in verschiedenen Varianten, die günstigste kostet acht Euro. Im Preis ist ein Altbier enthalten – anschließend geht’s ins Restaurant. Das Essen wird separat berechnet. Bei der teuersten Variante gibt es für 35 Euro eine zünftige Speisenplatte und fünf Gläser Altbier.
Sauerland: Warstein, Meschede, Kreuztal
Warstein: Warsteiner
50.000 Besucher kommen jedes Jahr in die „Warsteiner Welt“. Mit einer einfachen Brauereiführung hat die Tour über das riesige Gelände etwas außerhalb von Warstein nicht viel gemein. Unter anderem erleben die Besucher das „Rotarium“: ein Multimedia-Theater mit 360-Grad-Drehbühne. Später geht es mit Bussen auf Entdeckungstour. Zum Abschluss gibt es ein Gläschen Warsteiner in der hauseigenen Gaststätte. Die Touren dauern etwa eineinhalb Stunden. Anmeldung ist ratsam. Sie finden statt von Februar bis Dezember, jeweils montags bis samstags. Um 10 Uhr startet die erste Tour, dann geht es im Zweistunden-Takt weiter. Um 16 Uhr werden letztmalig Besucher eingelassen. Der Eintritt kostet neun Euro.
Meschede: Veltins
Bei der Brauerei Veltins in Meschede-Grevenstein sind Führungen kostenlos. Jeden Dienstag um 9.30 Uhr kann die Produktion besichtigt werden. Zu Fuß. „Man kommt bei uns ziemlich nah ran“, heißt es bei Veltins. „Das Bierbrauen steht im Vordergrund.“ Etwa 90 Minuten sind die Besucher unterwegs. Im Anschluss gibt es Wertmarken für drei Getränke, die in den Gastronomiebetrieben im Ort eingelöst werden können. Eine eigene Brauereigaststätte hat Veltins nicht. Gruppen ab zehn Personen sollten sich auf jeden Fall anmelden. Aber auch bei kleineren Besuchergruppen ist eine Anmeldung ratsam.
Kreuztal-Krombach: Krombacher
Volles Programm: Kino mit 180-Grad-Leinwand, die größte Abfüllanlage Europas, interaktive Erlebnisstationen – hier wird dem Besucher für zehn Euro Eintritt einiges geboten. Im vergangenen Jahr kamen rund 80.000 Menschen. Die Brauerei-Erkundung beginnt im Sudhaus, von dort geht es durch die Gär- und Lagerkeller zur Abfüllanlage und ins Verladezentrum. Dauer: etwa dreieinhalb Stunden. Als Höhepunkt gilt der „Raum der Sinne“: Hier kann man sehen, hören, schmecken, riechen und fühlen, wie Bier entsteht. So erleben die Gäste etwa, wie sich Hopfen anfühlt oder wie ein Gerstenfeld duftet. Nach der Tour kommt der „Dreiklang“ auf den Tisch: Schanzenbrot, Schinken und ein Pils. Geführte Rundgänge über das 170.000-Quadratmeter-Areal gibt es montags bis donnerstags um 11 und 16 Uhr, freitags um 11 und 17 Uhr und samstags um 11, 15 und 18 Uhr. Samstags ruht jedoch die Abfüllung.
Bier-Route NRW
Brauereiverbände und der Verein Tourismus NRW haben 2012 die „Bier-Route NRW“ erfunden: Seitdem informiert eine Internetseite über die regionale Bierkultur. Gelistet sind Brauereien, Brauhäuser, Museen und andere Einrichtungen der Bierkultur. Zudem gibt es einen interaktiven Tourenplaner, mit dem sich Reiserouten zusammenstellen lässt. www.nrw-bier-route.de
