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Blume mit Geschichte – was man zur Tulpe wissen sollte

Blume mit Geschichte – was man zur Tulpe wissen sollte

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Foto: studioportosabbia
Tulpen begrüßen jedes Jahr den Frühling. Von der Liebhaberblume bis zur Retterin in der Hungersnot: Die Pflanze hat einen bewegten Werdegang.

Essen. 

Es war einmal eine Blume, deren Blüte an einen kleinen Turban erinnerte. Sie wurde von den Ausläufern des Himalaya nach Konstantinopel gebracht, um dort den Garten des Sultans zu schmücken. Und so schrieb der Botschafter des österreichisches Kaisers Ferdinand I. in einem Brief 1555 auch von der „Tulipan“, angelehnt an das türkische Wort für Turban.

Über 3000 Sorten

Heute gehört die kleine Turbanblume in ihren unzähligen Farben und Formen jedes Jahr zu den ersten Frühlingsboten – über 3000 Sorten sind mittlerweile registriert. Weltweit größter Tulpenproduzent sind die Niederlande, die jährlich etwa 4,2 Milliarden Blumenzwiebeln ziehen, von denen die Hälfte ins Ausland verkauft wird.

In der Auflistung der meistverkauften Blumen in Deutschland teilte sich die Tulpe zuletzt den zweiten Platz mit der Chrysantheme. Der Rose konnte sie ihren ersten Rang bisher nicht ablaufen. Obwohl ihre bewegte Geschichte durchaus Anlass bietet, sie künftig mit anderen Augen zu sehen.

Empfindlich und exklusiv

Charles de L’Écluse, erst Präfekt des Kaiserlichen Kräutergartens in Wien, später Direktor des Botanischen Gartens im niederländischen Leiden, experimentierte seinerzeit mit Kreuzung und Aussaat verschiedener Tulpen-Arten und begeisterte so die wohlhabenderen Bürger Leidens für die Blume, erzählt Frank Teuber, Marketingmanager beim „Blumenbüro Holland“. Dennoch: „Ihre Vermehrung war schwierig und langwierig, und in den feuchten Niederlanden waren die Zwiebeln anfällig für Krankheiten und Fäulnis“.

Gerade diese Empfindlichkeit war es, die der Tulpe zu höchster Exklusivität verhalf. Besonders begehrt waren die seltenen Arten mit verschiedenfarbig gemusterten Blütenblättern. Doch diese „gelungenen“ Farbschattierungen ließen sich meist nicht reproduzieren, weil sie auf eine Krankheit, das von Blattläusen übertragene Tulpenmosaikvirus, zurückgingen – was man damals noch nicht wusste. Heute lassen sich diese sogenannten „Rembrandt-Tulpen“ mit den charakteristischen Zeichnungen gezielt züchten – ganz ohne Virus. Neben Farbe und Form variieren die Tulpen in der Größe, wie das Team von „Pflanzenfreude.de“ schreibt: Die längsten Tulpen gehören zur Gruppe der „Französischen Tulpen“, deren Stiele bis zu 70 cm lang werden können. Die größten Blüten haben Tulpen der „Greig-Gruppe“: Obwohl die gesamte Blume nur etwa 40 cm hoch ist, werden ihre orangeroten Blüten bis zu 20 cm lang.

Tulpe als Spekulationsobjekt

Während die teuersten Tulpenzwiebeln heute etwa zehn Euro pro Stück kosten, zogen die Preise in den Niederlanden mit der Entwicklung des kommerziellen Tulpenhandels zu Beginn des 17. Jahrhunderts kräftig an. Der „Tulpenwahn“ machte aus der harmlosen Frühlingsblume ein Spekulationsobjekt, das schnelles Geld verhieß: „Es wurde mit Tulpen-Derivaten gehandelt, es gab Anteilsscheine auf Tulpen-Zwiebeln und handelbare Bezugsrechte“, erklärt Frank Teuber. Die teuerste Sorte „Semper Augustus“ kostete soviel wie ein Amsterdamer Grachtenhaus.

Innerhalb eines Tages brach der vollkommen aus den Fugen geratene Tulpenhandel am 3. Februar 1637 zusammen. In der Folge regulierte die Regierung die Preise – damit das Geschäft weiterblühen konnte. Noch heute existieren einige der historischen Tulpensorten und sind im „Hortus Bulborum“ im niederländischen Limmen zu bestaunen. Als älteste erhaltene Art gilt die etwa 40 cm hohe, auf cremeweißem Untergrund lachsrosafarben geflammte „Zomerschoon“ – die Sommerschöne.

Zwiebeln gegen den Hunger

Die bewegte Vergangenheit der Tulpe hält neben der ersten Spekulationsblase der Geschichte noch eine weitere Anekdote bereit: Als in einigen Regionen der Niederlande im Zweiten Weltkrieg eine Hungersnot ausbrach, verkauften die Tulpenzüchter ihre lagernden Zwiebeln als Nahrung. Diese waren zwar alt und trocken, ließen sich aber gut garen.

Glaubt man verschiedenen Internetquellen, schmeckt eine frische Tulpenzwiebel milchig-süß. Während die Zwiebel als essbar gilt, ist die Blume selbst jedoch giftig.

Richtiger Standplatz

Zwiebeln also lassen sich luftig und trocken recht gut lagern. Doch auch Tulpen in der Vase halten länger, wenn man ein paar Dinge beachtet: Beim Kauf sollten sie „prall und fest sein, die Knospen noch geschlossen mit ein wenig Farbe“ raten die Pflanzenfreude-Experten.

Die Stängel sollte man um einen Zentimeter kürzen. Anschließend wickelt man die Blumen fest in Papier und stellt sie eine Stunde lang ins Wasser, „damit sie sich vollsaugen können“. Nun noch überflüssige Blätter entfernen und die Tulpen in eine hohe Vase mit frischem, kalten Wasser stellen. An einem kühlen, hellen Ort, allerdings nicht im prallen Sonnenlicht, können sie bis zu zehn Tage halten.