Wiesbaden. In Deutschland wurden 2008 erneut weniger Autos gestohlen, als im Vorjahr. Allerdings nimmt das Phänomen „Car-Jacking“ deutlich zu, teilte das Bundeskriminalamt am Montag mit. Und: Erstmals seit 1993 waren im vergangenen Jahr wieder mehr gestohlene Autos dauerhaft verschwunden.
Autobesitzer können sich sowohl in Deutschland als auch im Urlaub sicherer vor Fahrzeugdieben fühlen. 2008 wurden in Deutschland 37.184 Fahrzeuge gestohlen gemeldet, das waren knapp sechs Prozent weniger als 2007, womit sich ein Trend fortsetzte, wie das Bundeskriminalamt (BKA) am Montag in Wiesbaden bekanntgab. Die Zahl der Autos deutscher Halter, die im Ausland dauerhaft verschwanden, sank sogar um 40 Prozent. Den ersten Anstieg seit 15 Jahren gab es dagegen bei der Zahl der Autos, die in Deutschland gestohlen wurden und nicht wieder auftauchten.
Mehr Lastwagen gestohlen
Ingesamt verschwanden im vergangenen Jahr in Deutschland 15.853 Autos dauerhaft, das waren 0,5 Prozent mehr als im Jahr zuvor. An der Spitze dieser Statistik steht Nordrhein-Westfalen mit 3.487 Fahrzeugen und damit rund 22 % aller auf Dauer abhanden gekommenen Fahrzeuge, teilte das BKA mit.
Gemessen am Gesamtbestand der zugelassenen Autos im Jahr 2008 (41,3 Millionen, davon in NRW 8,8 Millionen) liege die Zahl der auf Dauer entwendeten Fahrzeuge aber im Promillebereich, betonte das BKA. Einen Anstieg gab es auch bei gestohlen Lastwagen: Hier stieg die Zahl um rund 2 Prozent auf 2.016.
Sogar um 40 Prozent auf 1.253 Fälle sank die Zahl der Fahrzeuge deutscher Halter, die im Ausland dauerhaft verschwanden. «Obwohl dieser Trend schon seit mehreren Jahren anhält, wurde bislang kein derart gravierender Rückgang beobachtet», sagte ein BKA-Sprecher. Etwa die Hälfte aller Auslandsfälle entfiel auf Polen und die Tschechische Republik. Doch auch dort gebe es einen zum Teil deutlichen Rückgang der Fallzahlen, nämlich in Polen um sieben und in Tschechien um 17 Prozent, betonte das BKA.
Phänomen „Jacking“ immer wichtiger
Dem Phänomen «Jacking» kommt laut BKA eine immer größere Bedeutung zu. Dazu zählen die Experten das «Privatraum-Jacking» – das Stehlen von Fahrzeugschlüsseln in Wohnungen oder Häusern – sowie das «Geschäftsraum-Jacking» und das «Showroom-Jacking».
Bei letzterem brechen die Täter in Werkstätten und Verkaufsräume von Autohäusern ein, um an die Schlüssel und so an die Fahrzeuge zu kommen. Während beim «Privatraum-Jacking» 2008 ein Anstieg um 31 Prozent registriert wurde, stieg die Zahl beim «Showroom-Jacking» sogar um 300 Prozent.
BKA-Präsident Jörg Ziercke betonte, angesichts der immensen Gewinnspannen sei davon auszugehen, «dass Kfz-Delikte in unterschiedlichster Ausprägung auch zukünftig bei international organisierten Tätergruppierungen Konjunktur haben werden». Die Sicherungssysteme müssten weiterentwickelt und die internationale polizeiliche Kooperation auf hohem Niveau fortgeführt werden. (ap)