Die 41-Jährige Berlinerin mit chilenischen Wurzeln ist als Staatsanwältin aus dem Stuttgarter „Tatort“ bekannt. Am Ostermontag macht sie jedoch auch in der Rosamunde-Pilcher-Produktion „Mein unbekanntes Herz“ einie glänzende Figur.
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Carolina Vera ist ein stiller Star. Die 41-jährige Berlinerin mit chilenischen Wurzeln gehört zwar zum Stuttgarter „Tatort“. Aber als Staatsanwältin spielt sie nur eine Nebenrolle. Am Ostermontag jedoch steht die Schauspielerin in der internationalen Pilcher-Produktion „Mein unbekanntes Herz“ (ZDF, Ostermontag, 20.15 Uhr) – und das gleich drei Stunden lang. Carolina Vera – wer ist diese Frau?
Eines steht fest: In Sachen Pünktlichkeit kann die Atomuhr in Braunschweig von der Mimin noch etwas lernen. Sie hält den verabredeten Interview-Termin auf die Sekunde genau ein. Ihre Stimme klingt hell, jugendlich, freundlich.
Als Zehnjährige floh sie mit der Mutter vor dem Pinochet-Regime
Carolina Vera ist spürbar stolz darauf, die Hauptrolle in der deutsch-britischen Produktion zu spielen. Sie macht schnell klar, dass es sich bei dem österlichen Pilcher-Film keineswegs um die handelsübliche Sonntagsschmonzette handelt. Tatsächlich verpflichtete das ZDF ein paar Alt-Stars aus dem Angelsächsischen, darunter Greg Wise, James Fox und Jane Seymour.
Zudem bliesen Matthew Thomas (Drehbuch) und Giles Foster das buchstäbliche Herz-Schmerz-Drama zu einem Zweiteiler auf, der praktischerweise an einem Stück gesendet wird.
Carolina Vera kam beim Dreh ihre Weltläufigkeit zugute. Sie spricht neben ihrer Muttersprache Spanisch Deutsch und Englisch fließend. Als Zehnjährige floh sie mit ihrer Mutter vor dem damaligen Pinochet-Regime in Chile nach Deutschland. Dort lernte sie nicht nur Deutsch: „Mit Englisch habe ich früh angefangen, ich hatte mit vierzehn eine Freundin aus den Staaten, mit der ich ganz eng war. Und da wir uns über alles austauschen wollten, sie aber noch kein Deutsch gesprochen hat, habe ich eben Englisch gelernt.“ Perfektioniert hat sie es vor 15 Jahren bei einem Intensivkurs in London an der Central School of Speech and Drama.
Eine internationale Karriere kam allerdings nicht in Gang. Carolina Vera wurde ein deutsches Fernsehgesicht. Die Rollen-Namen sprechen Bände. In einer Episode von „Commissario Laurenti“ firmierte sie als Doktor Ziva Ravno, in der unter Wert verkauften RTL-Serie „Die Anwälte“ als Rechtsanwältin Dilek Genc, und im „Tatort“ ist sie die Staatsanwältin Emilia Álvarez. Immer dann, wenn eine Rolle einen Hauch Exotik haben soll, denkt das Fernsehen an Carolina Vera. Selbst in dem Kino-Hit „Das Parfüm“ war sie Dustin Hoffmans Traumfrau aus Neapel.
Sie nimmt’s professionell. Überhaupt weist sie es strikt von sich, sich irgendetwas schnell zu Herzen zu nehmen. Während sie sonst im Gespräch akzentfrei, ja druckreif spricht, wählt sie deutliche Worte: „Sonst würde ich ja ständig auf die Fresse fliegen; das wäre mir zu anstrengend.“ Sie fügt hinzu: „Ich gehöre zu den Menschen, die nicht alles gleich persönlich nehmen. Eine Portion Humor gehört bei mir immer dazu.“ Den Humor ihrer Wahlheimat Berlin mag Carolina Vera besonders: „Ich komme jut damit zurecht. Ick leb ja schon mein janzet Leben hier.“ Das angedeutete Berlinern kommentiert sie mit einem kleinen Lachen.
Carolina Vera – die Frau der deutlichen Worte? Leider nein. Die Schauspielerin schätzt das Ungefähre. Egal ob die Jahre der chilenischen Diktatur oder ihre Liebe zur Natur: Sie vermeidet es, konkret zu werden. Allerdings weicht Carolina Vera Fragen, die über den Film hinausgehen, in charmantester Form aus – ganz so, als wolle sie nur durch ihre Rollen sprechen; über sich selbst möchte sie am liebsten schweigen. Ein stiller Star.