Veröffentlicht inPanorama

Christian Tramitz wird 60 – Der Gaudi-Bursch

Christian Tramitz wird 60 – Der Gaudi-Bursch

81590996-1491.jpg
Foto: imago/United Archives
Zusammen mit „Bully“ Herbig prägte Comedian Christian Tramitz den Humor einer ganzen Generation. „Der Schuh des Manitu“ bescherte ihm den Durchbruch.

München. 

Er konnte, so scheint es, seinem Schicksal nicht entkommen. Christian Tramitz entstammt einer Künstler-Familie, wenn nicht der deutschsprachigen Künstler-Familie schlechthin.

Der Comedian ist mütterlicherseits Enkel von Paul Hörbiger, Mavie und Christiane Hörbiger sind ebenfalls verwandt, und Kolleginnen sind sie obendrein. Ach ja, Tramitz’ Vater Rudolf ist Filmproduzent. Noch Fragen? Am kommenden Montag wird der blonde Bayer 60.

Obwohl Tramitz klassisch bildungsbürgerlich aufwuchs, Geigen-Unterricht inklusive, war seine Karriere geradezu demonstrativ von popkulturellen Inhalten geprägt. Zu Beginn seiner Karriere, in den 80ern, war Tramitz’ bayerisch getönte Stimme weitaus bekannter als sein Gesicht.

Der kernige Gaudi-Bursch war beispielsweise als Synchronsprecher zu hören in den US-Serien „Eine schrecklich nette Familie“ und „Alf“. Zudem lieh Tramitz sein Sprechorgan quietschbunten Animationsabenteuern wie „Findet Nemo“.

Auch sein Comedy-Talent trainierte Tramitz zunächst, ohne sein Gesicht zu zeigen: im Radio. Dort lernte er seinen kongenialen Spaß-Gesellen Michael „Bully“ Herbig kennen. Die beiden vertonten die Radio-Sendung „Die Bayern-Cops“, die so erfolgreich waren, dass sie den Sprung ins Fernsehen schafften – als „Isar 3“.

Der Schauspieler mischt in vielen deutschen Kino-Hits mit

Das Duo Tramitz und Herbig wurde um Rick Kavanian und Diana Herold zur „Bullyparade“. Der Münchner Sender ProSieben ließ sie fünf Jahre lang, von 1997 bis 2002, auf die Lachmuskulatur eines jungen, amüsierwütigen Publikums los.

Tramitz & Co. arbeiteten sich vor allem an zeitgeistigen Erscheinungen wie Partnerbörsen ab und parodierten allzu gern die Babyboomer-Helden aus dem Paralleluniversum von Film, Fernsehen und Comics.

Die Spielfreude des Ensembles war so hoch, dass sie zuweilen vergessen ließ, dass sich ihre flachen Gags allzu oft bequem unter einer Türritze herschieben ließen. Dennoch oder vielleicht gerade deswegen wurde die „Bullyparade“ Kult.

Kein Wunder, dass sich „Bully“ Herbig als Kopf der Truppe traute, seine naturgemäß kurzen Sketche zu abendfüllenden Kino-Versionen aufzublasen. Vor allem mit der „Winnetou“-Parodie „Der Schuh des Manitu“ (2001) gelang ihm das auch. Damit strafte er ein eigenes Filmzitat Lügen, das er als Ranger zum Besten gab: „Ich bin mit der Gesamtsituation unzufrieden.“

Unterwegs mit Ottos Zwergentruppe

Wenig überraschend auch, dass Tramitz in ähnlich populär gehaltener Kino-Belustigung gern besetzt wurde. So gehörte er zu Ottos „Sieben Zwerge“-Truppe, tauchte in der Edgar-Wallace-Parodie „Neues vom Wixxer“ auf und, fast logisch, auch in der Kino-Version des Trash-Ganovenjägers „Jerry Cotton“.

Tramitz war zuletzt clever genug, nicht für immer den Berufsjugendlichen zu geben. Zugleich weiß er, dass er am besten Komik kann. Da kam ihm die Rolle in der ARD-Vorabendserie „Hubert & Staller“ wie gerufen.

Im Verein mit Helmfried von Lüttichau stolpert Tramitz als depperter Dorf-Bulle durch die bayerische Provinz und beweist dabei ein geradezu geniales Gag-Timing und zudem eine Menge Selbstironie. Publikum und Kritik freuten sich gleichermaßen. Sie sorgten dafür, dass es von der Serie aus der sonst grausigen Schmunzelkrimi-Reihe mittlerweile vier Staffeln gibt.

Diese Auftritte lassen fast vergessen, dass der ausgebildete Schauspieler seine ersten Versuche vor der Kamera in Werbespots absolviert hatte. In den 80ern startete er als lebendige TriTop-Flasche.