Ab Mittwoch wird bei Sat.1 wieder auf den Löffel gekocht. In der Jury ist die Sterne-Köchin allein unter Männern. Was macht für sie gutes Essen aus?
Hamburg.
Sat.1 tischt dem Publikum wieder die Koch-Show „The Taste“. Zum dritten Mal müssen Kandidaten perfekt auf den Löffel kochen, um die Jury um Cornelia Poletto, Alexander Herrmann, Tim Mälzer und Frank Rosin zu überzeugen. Mit der Dame im Herren-Club sprach Jürgen Overkott.
Womit wollen Sie das Publikum als Jury-Mitglied von „The Taste“ auf den Geschmack bringen?
Cornelia Poletto:
Mit einer unterhaltsamen Show, die eine spannende, emotionale Casting-Show mit großem Kochen verbindet. Eine ordentliche Portion Humor ist auch dabei.
Haben Sie je in Ihrem Leben auf den Löffel gekocht?
Cornelia Poletto:
Gut, Fingerhäppchen – das kennt man. Aber auf den Löffel zu kochen, das ist etwas ganz Neues. Man muss sich die Frage stellen: Welcher Geschmack explodiert zuerst im Mund? Was ist womöglich zu kräftig? Da musste ich mich auch erst einmal hineinschmecken. Das sind ganz andere Dimensionen, als auf den Teller zu kochen.
Das ist die hohe Schule. Denn gibt es für diese Art vermutlich keine Rezepte mit Mengenangaben.
Cornelia Poletto:
Richtig. Hinzu kommen in der Sendung manchmal besondere Umstände – zum Beispiel die Verwendung von Produkten, die die Koch-Kandidaten nicht kennen.
In dem Film „Ratatouille“ werden Geschmackserlebnisse in bunte Farbkringel umgesetzt…
Cornelia Poletto:
…den Film habe ich natürlich gesehen, aber ich habe bei „The Taste“ eher an „Brust oder Keule“ von Louis de Funès gedacht, wo es um den perfekten Gabelbissen geht – ein sensationeller Film.
Die Grundidee von Castingshows ist eine Wettbewerbssituation. Sind Sie selbst ein Wettkampf-Typ?
Cornelia Poletto:
Total. Ich bin jemand, der gern gewinnen möchte und einen wahnsinnigen Ehrgeiz entwickelt. Auch bei „The Taste“ bin ich immer mehr ins Wettkampf-Fieber gekommen. Ich wollte mit meinem Team immer den perfekten Löffel abliefern. Das war manchmal ganz schön stressig.
Könnten Sie sich vorstellen, ein Löffel-Kochbuch zu schreiben?
Cornelia Poletto:
Nein. Ein Löffel-Kochbuch würde an der Realität vorbeigehen. Davon wird ja keiner satt (lacht). Ich bin aber jetzt schon gespannt auf das „The Taste“-Kochbuch, das mit dem Gewinner der Show umgesetzt wird.
Ist Essen für Sie auch ein buchstäblich greifbares Erlebnis?
Cornelia Poletto:
Total. Essen ist für mich mehr als Sattwerden. Es hat auch etwas Geselliges. Ich finde es toll, wenn man sich beim Essen zusammensitzt, sich unterhält, vielleicht ein Glas Wein dazu trinkt. Klar, schmecken und die einzelnen Komponenten des Gerichts probieren – das gehört auch dazu. Das ist schon ein anderes Erlebnis als der sehr kurze Genussmoment, den man bei einem Löffel hat.
Manche Leute glauben instinktiv, wenn das Esswerkzeug schwer ist, ist das Essen gut.
Cornelia Poletto:
(lacht) Bei einem luxuriös eingedeckten Tisch habe, mit schwerem Silberbesteck, gibt es die Hoffnung, dass die servierten Gerichte hochwertig sind. Ich muss aber ehrlich sagen, ich finde es auch mal schön, vom einfachen Teller großartiges Essen zu bekommen. Oder anders: Ich freue mich riesig, wenn ich in einem Restaurant richtig gute Spaghetti mit einer einfachen Tomaten-Sauce bekomme – ganz ohne Chi-Chi. Das ist für mich auch Genuss.
Das war jetzt aber kein Plädoyer für Plastik-Besteck?
Cornelia Poletto:
Nein! Ich liebe Tischkultur und freue mich über schönes Geschirr und tolle Gläser. Nur: Es muss nicht immer wertvolles Geschirr für wertvolles Essen auf dem Tisch stehen. Manchmal reicht auch einfaches Porzellan und ordentlicher Edelstahl.
Stöbern Sie gern in Antik-Läden?
Cornelia Poletto:
Ich sammle Salz- und Pfefferstreuer, und wenn ich mal in einer fremden Stadt bin, schaue gern in Antiquitätenläden vorbei, um zu sehen, ob ich meine Sammlung erweitern kann oder ob ich beispielsweise ein schönes Vorlegebesteck finde. Oder einzelne Teller, auf denen bestimmte Gerichte super drauf passen.
Die besten Stücke gehen manchmal trotz bester Pflege zu Bruch. Haben Sie darüber schon mal Tränen vergossen?
Cornelia Poletto:
Oh ja. Das tut mir in der Seele weh. Es ist ja meist mehr als nur der materielle Wert, es hängen ja oft auch Erinnerungen daran.