Essen/Frankfurt.
Manche Texte mache es einem echt schwer. Verschwurbelte Satzkonstruktionen, nervtötender Nominalstil und in jedem Atemzug mindestens ein Fremdwort. Was sich einige Wissenschaftler und PR-Leute so zusammenreimen, hat der Web-Entwickler Bernd Wurm aus Frankfurt untersucht. Dabei ist eine Internetseite rausgekommen, auf der man Texte auf Worthülsen testen kann: BlaBlaMeter.de.
Wenn da von „effizient“, „flexibel integriert“ oder „Optimierung“ die Rede ist, handelt es sich wohl um einen Pressetext. Oder vielleicht auch um eine wissenschaftliche Abhandlung. Solche Texte klingen zwar toll, enthalten aber viel heiße Luft. Das ärgerte den Web-Entwickler Bernd Wurm so sehr, dass er das BlaBlaMeter entwickelte. Das Online-Tool sucht nach bekannten Tricks, mit denen man seinen Text aufzuwerten versucht. Ganz schlechte Noten gibt es für den Nominalsti, also ein Text mit wenig Verben. Außerdem sucht das Tool nach bekannten Wörtern, mit denen man seine Leser beeindrucken möchte. Wurm nennt hier das Beispiel „effizient“. Zuletzt kommen Bandwurmwörter auf den Prüfstand. Eine Schwachstelle hat aber auch der 43-jährige Erfinder bereits entdeckt: Das BlablaMeter kümmert sich nicht um Inhalte und Argumentationen.
“Ihr Text riecht deutlich nach heißer Luft“
Seit Februar ist die Seite online. Wer es wagt und den eigenen Text eingibt, bekommt eine Punktzahl zwischen 0,0 und 1,0 ab. Je kleiner die Zahl, desto weniger „Bullshit“ befindet sich in dem Text. Es soll aber auch, so der Betreiber der Seite, schon Texte gegeben haben, die den unglaublichen Wert von 2,0 geknackt haben. Zur Punktzahl gibt es einen erklärenden Hinweis. Ein Pressetext des Energie-Riesen RWE etwa schneidet mit 0,4 nicht besonders gut ab. Das Urteil des BlaBlaMeters: „Ihr Text riecht schon deutlich nach heißer Luft – Sie wollen hier wohl offensichtlich etwas verkaufen oder jemanden tief beeindrucken. Für wissenschaftliche Arbeiten wäre dies aber noch ein akzeptabler Wert (leider).“ Angeblich richtig gut verständlich soll hingegen die berühmt-berüchtigte Rede des ehemaligen Fußballtrainer Giovanni Trappatoni sein. Sein „Struuuuuunz!“ und die „Flasche leer“ bekommen den Top-Wert von 0,02.
Bibel bekommt Top-Werte
Bei kirchlichen Verbänden hat das BlaBlaMeter bereits für Begeisterungsstürme gesorgt. Der Grund: Die Bibel bekommt im „Bullshit-Test“ besonders gute Noten. Darüber, dass das Buch der Bücher offensichtlich aus gehaltvollen Texte ohne überflüssiges Geschwafel besteht, freuen sich die Gläubigen. Weniger gut schneidet laut Bernd Wurm das Parteibuch der FDP ab, das er als einen der ersten Texte testete. Allerdings wird auf der BlaBlaMeter-Seite darauf hingewiesen, dass auch ein zu niedriger Wert nicht gut sei. Dahinter könnte man ebenfalls stilistische Mängel vermuten.
Das BlaBlaMeter kann auch englische Texte analysieren. Beispielsweise schnitt John F. Kennedys berühmte Berlin-Rede mit 0,09 zie,mlich gut ab. Dabei sind doch gerade Politiker bekannt für ihre glattgebügelten und inhaltsfreien Formulierungen. Da war Kennedy wohl ein Ausnahmefall.
Dieser Text bekommt übrigens nur die mittelmäßige Note von 0,23. Daran sind aber sicherlich die vielen negativen Beispiele schuld.