Essen.
Durch das milde Wetter und andauernden Regenfällen drohen wieder Überschwemmungen. Vielerorts werden bereits Sandsackbarrieren errichtet. Weiterer Niederschlag könnte die Situation verschärfen.
Die teils sehr milden Temperaturen und Dauerregen haben am Freitag die Hochwassersituation in vielen Teilen Deutschlands wieder verschärft. In Bayern, Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen und Sachsen stiegen Flüsse und Bäche nach Behördenangaben vielerorts erneut an. Tausende Helfer sind im Einsatz, um mit Sandsäcken die Uferbereiche zu verstärken. Hingegen entspannte sich die Lage in Hessen und dem nördlichen Baden-Württemberg. Der Deutsche Wetterdienst (DWD) in Offenbach kündigte unterdessen vor allem im Westen, im Mittelgebirgsraum und anfangs noch im Süden teils länger andauernden Regen mit mehr als 40 Liter pro Quadratmeter bis Freitagabend an.
In Niederbayern und der Oberpfalz wurden zahlreiche Straßen gesperrt. Am Morgen spitzte sich die Lage an der Donau und an der Schwarzen Laber zu. In Passau erreichte der Pegel der Donau Alarmstufe 4. Im Kreis Eichstätt blieb eine türkische Familie mit ihrem Auto auf der überfluteten Ortsumgehung von Dietfurt an der Altmühl stecken und musste von der Feuerwehr geborgen werden.
Überschwemmte Altstadt
An der Oberweser im südniedersächsischen Stadt Hann. Münden stand der Pegel am Vormittag bei 5,48 Meter, wie der Krisenstab mitteilte. Dort waren mehrere Straßen in der Altstadt überschwemmt und mussten gesperrt werden. Nach Angaben der Stadtverwaltung muss bis Samstag mit einem weiteren Ansteigen der Fluten gerechnet werden. „Wir bleiben in höchster Alarmbereitschaft“, sagte Stadtsprecherin Julia Bytom. Ursache für die Entwicklung seien starke Regenfälle sowie die Schneeschmelze an den Oberläufen von Werra und Fulda.
An der Ruhr seien bereits fast wieder die Wasserstände vom vergangenen Wochenende erreicht, sagte Georg zur Strassen von der Talsperrenleitzentrale des Ruhrverbands in Essen. Schlimmeres verhinderten bislang die Talsperren, die allein seit Donnerstag zwölf Millionen Kubikmeter Wasser zurückhalten. Der Rhein-Pegel bei Köln lag am Morgen bei 8,18 Metern und stieg etwa drei Zentimeter pro Stunde, nachdem dieser am Vortag noch gefallen war. Der Höchststand mit einem Pegel um die neun Meter wird für Sonntag erwartet. Die Kölner Altstadt ist allerdings bis zu einem Wasserstand von 11,30 Metern geschützt.
Leipzig bereiter sich auf Flutwelle vor
Auch in Sachsen wird die Lage an den Flussläufen bedrohlicher. An der Pleiße südlich von Leipzig gilt seit Freitagfrüh die Warnstufe 3, wie das Landeshochwasserzentrum in Dresden mitteilte. Leipzig bereitet sich seit Tagen auf eine Flutwelle vor, auf Deichen werden Hunderte Bäume gefällt, um die Standsicherheit der Anlagen zu verbessern. In der vergangenen Woche musste in Leipzig bereits ein Wehr geöffnet werden, mehrere Hundert Hektar Auwald sind seitdem überflutet. Das Wasser bedroht weiterhin die nördlichen Stadtteile Leutzsch und Lindenau. Sollten die Dämme brechen, könnten dort zahlreiche Häuser unter Wasser stehen.
In Dresden hat das Hochwasser das Terrassenufer vor der historischen Altstadt erreicht. Nach Angaben der Stadtverwaltung wurde die Straße für den Verkehr weitgehend gesperrt. Die Zufahrt zum höher gelegenen Theaterplatz, wo am Freitagabend der Semperopernball gefeiert wird, sei weiterhin geöffnet. Der Elbpegel war demnach in der Nacht auf 5,10 Meter angestiegen. Es galt die Alarmstufe 2.
Das Hochwasser des Mains in Frankfurt hingegen ging leicht zurück. „Wir messen derzeit einen Pegel von 4,75. Die Scheitelwelle in der Nacht lag bei 4,78 Meter“, sagte ein Feuerwehrsprecher. Entwarnung könne noch nicht gegeben werden. Im nördlichen Baden-Württemberg entspannte sich die Lage ebenfalls. Im Rems-Murr-Kreis konnten inzwischen alle von Evakuierungen betroffenen Bewohner in ihre Häuser zurückkehren. (dapd)