Seit der brutalen Attacke auf zwei Frauen am Hauptbahnhof Mönchengladbach wird über Zivilcourage diskutiert. Die Geschichte von Geschäftsfrau Petra Bauhaus-Prager aus Duisburg zeigt, wie das ungute Gefühl der Angst den Alltag einnimmt und unterstreicht, wie wichtig es ist, nicht wegzuschauen.
An Rhein und Ruhr.
„Wie würden Sie sich verhalten?“, haben wir unsere Leserinnen und Leser gestern gefragt. Wäre ich eingeschritten, wenn ich Zeugin oder Zeuge einer Bahnhofsschlägerei geworden wäre? Hätte ich den Jugendlichen gesagt, dass man im Bahnhof nicht Fußball spielt? In Mönchengladbach haben das mutige Frauen getan und sind dafür verprügelt worden. Der 15-jährige mutmaßliche Täter ist frei – auch darüber empörten sich die Leser.
Auch Petra Bauhaus-Prager, Geschäftsfrau aus Duisburg, fragt sich, warum derart gewaltbereite Menschen bereits nach einem Tag wieder auf freien Fuß gesetzt werden. „Ich erlebe hier in der Duisburger Innenstadt ständig Situationen, in denen ich ein mulmiges Gefühl habe.“ Die 53-Jährige betreibt seit 30 Jahren ein Kosmetikinstitut mit Parfümerie. Ihr gehört das Wohn- und Geschäftshaus, in dem sie auch Wohnungen vermietet. Allein in den vergangenen Tagen erinnert sie sich an gleich zwei unangenehme Begegnungen.
Angst in der eigenen Stadt
„Am Dienstag haben zwei junge Männer – ich glaube, es waren Türken – in meinem Hauseingang geraucht. Ich habe sie freundlich gebeten, das zu unterlassen. Einer der Männer sagte daraufhin frech, dass er das dürfe, weil er hier wohne. Das stimmt aber nicht. Schließlich bin ich die Vermieterin der Wohnungen hier im Haus, ich kenne meine Mieter.“ Petra Bauhaus-Prager hakte nicht nach, aus Furcht. „Ich habe Angst in meiner eigenen Stadt“, sagt sie. „Ich bin erschrocken darüber, dass man als Hauseigentümerin nichts mehr sagen darf, ohne Gefahr zu laufen, geschlagen, verprügelt oder mit dem Messer angegriffen zu werden.“
Der zweite Fall: Ein Mann betritt ihr Kosmetikinstitut, setzt sich einfach auf einen Stuhl. „Er verhielt sich merkwürdig“, erzählt die 53-Jährige. „Er sagte etwas über die Kameras an der Decke und dass er auf seine Mutter warte. Ich habe ihn gebeten, mein Geschäft zu verlassen. Ohne Erfolg. Fünf Minuten lang ist er nicht gegangen. Ich hatte richtig Angst. Als er weg war, habe ich die Tür abgeschlossen.“
Für die Polizei muss erst etwas passieren
An die Polizei hat sich Petra Bauhaus-Prager auch schon gewandt. „Doch die Polizisten fragen immer nur: Sind die handgreiflich geworden? Ist jemand zu Schaden gekommen?“ Solange nichts passiere, solange nur dieses mulmige Gefühl im Raum stehe, gebe es keinen Einsatz.
Die Duisburger Kosmetikerin beschreibt sich als einen Menschen, „der nicht wegsieht“. Doch Bekannte haben ihr schon gesagt: „Sei lieber vorsichtig, sonst passiert dir noch was.“