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Demonstranten beschimpfen Papst Benedikt XVI. als „Nazi“

Protestler beschimpfen Papst Benedikt als „Nazi“

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Foto: AP
Die Proteste vor dem Papstbesuch sind in der Nacht auf Donnerstag eskaliert: Demonstranten beschimpften Papst Benedikt XVI. als „Nazi. Elf Menschen wurden bei Ausschreitungen verletzt. Die Polizei setzte Schlagstöcke ein.

Madrid. 

Es sind unruhige Zeiten, in denen Papst Benedikt XVI. das einst erzkatholische Spanien besucht: Seit Monaten protestieren junge Menschen gegen Arbeitslosigkeit und Kürzungen im Sozialwesen, die politischen Parteien bereiten sich auf die Wahlen im November vor und die katholische Kirche verliert immer mehr an Einfluss.

Das Kirchenoberhaupt ist am Donnerstagmittag auf dem Weltjugendtag in Madrid eingetroffen. Am Flughafen der spanischen Hauptstadt wurde er von Hunderten junger Katholiken empfangen, die ihm zujubelten und spanische Fahnen schwenkten. Noch am Abend war von Liebe beim Weltjugendtag in Madrid wenig zu spüren. Tausende Gegner der katholischen Kirche in der spanischen Hauptstadt haben demonstriert. Nach einem Aufruf von mehr als 140 Organisationen, darunter Laizisten, linke Gruppen und die in Madrid starken Schwulen- und Lesbenverbände, zogen sie mit Transparenten durch die Innenstadt, auf denen sie unter anderem die Sexualmoral der katholischen Kirche anprangerten.

Papst Benedikt XVI. wurde als „Nazi“ beschimpft

In Sprechchören wurde Papst Benedikt XVI. zudem als „Nazi“ beschimpft. Zum Teil kam es zu heftigen verbalen Auseinandersetzungen mit katholischen Weltjugendtags-Gästen, so dass Polizisten die Gruppen voneinander trennen mussten. Dabei wurden nach Polizeiangaben elf Menschen, darunter zwei Beamte, verletzt. Die Polizei setzte auf dem zentralen Platz Puerta del Sol Schlagstöcke gegen die Demonstranten ein und nahm acht Menschen fest.

Vielfach wurden von den Demonstranten die hohen Kosten des Weltjugendtags moniert. Mit rund 50 Millionen Euro kalkulieren die Weltjugendtags-Veranstalter, betonen aber, dass diese durch Teilnehmergebühren und Firmenspenden gedeckt würden. Gerade die steuerliche Absetzbarkeit dieser Spenden bemängeln die Kritiker jedoch angesichts der schwierigen Finanzlage Spaniens.

„Zeit der Unsicherheit für junge Menschen“

„Dies ist eine Zeit der Unsicherheit für junge Menschen. Der Papst kommt zum Weltjugendtag nach Spanien, um den jungen Leuten aus aller Welt eine positive Botschaft zu bringen“, sagte Vatikansprecher Federico Lombardi in der vergangenen Woche.

Weitgehend unbemerkt von der breiten Masse der Weltjugendtags-Teilnehmer war die Polizei in Madrid zuvor einem ernsten Terrorverdacht nachgegangen. Am Dienstagmittag hat sie einen 24-jährigen Mexikaner festgenommen, den sie verdächtigt, einen Anschlag auf die Protestkundgebung gegen Papst, Kirche und Weltjugendtag geplant zu haben. Es sei ein ausländischer Student wegen des Verdachts festgenommen worden, mithilfe von „Stickgasen und anderen Chemikalien“ den Protestmarsch angreifen zu wollen.

Seine Pläne soll der Chemiestudent José P. (24) zuvor in erzkonservativen Internetforen angekündigt haben. Laut der Zeitung „El Pais“ wird P. als extremistischer Katholik beschrieben. Pikanterweise soll er zuletzt als einer von Tausenden Freiwilligen bei der Organisation des Weltjugendtags geholfen haben. Er wurde widerstandslos im Freiwilligenzentrum festgenommen.

Festnahme habe „präventiven“ Charakter

Bei Durchsuchungen im Umfeld des 24-Jährigen hat die Polizei nach eigenen Angaben einen Laptop und Aufzeichnungen gefunden – unter anderem über chemische Prozesse, die nichts mit seinen aktuellen Studien zu tun hätten.„El Pais“ zitiert Ermittlungskreise, nach denen P. im Internet Möglichkeiten eines Anschlags mit dem Giftgas Sarin oder auch mit Schwefelsäure diskutiert habe. In den beschlagnahmten Aufzeichnungen sei es zudem um chemische Prozesse gegangen, die geeignet seien, eine Massenpanik auszulösen.

Wie konkret P’s Anschlagpläne waren, blieb indes unklar. Die Polizei äußerte sich nicht zu möglicherweise gefundenen Chemikalien. Justizkreise betonten vor allem den „präventiven“ Charakter der Polizeiaktion. Schließlich habe der Attentäter von Oslo und Utoya seine Pläne auch zuvor im Internet angekündigt. Bis zu einer Befragung vor dem Nationalen Gerichtshof am heutigen Donnerstag soll der 24-Jährige in Gewahrsam bleiben. (tr/we/afp/dapd)