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Der nächste Dalai-Lama gibt auf

Der nächste Dalai-Lama gibt auf

Bodhgaya. 

Tibets 17. Karmapa ist ein fülliger und einsamer Mann. Ogyen Trinley Dorje wie er mit vollem Namen heißt, reist nicht viel und lebt die meiste Zeit in seinem Tempel in Bodhgaya, wo Buddha einst die Erleuchtung für seine Lehren ereilte. Der „lebende Buddha“, wie der Karmapa auch genannt wird, kam im Jahr 2000 nach Indien und jetzt nach 15 Jahren im Exil sieht man ihm die Folgen dieser Trennung von der Heimat an.

Er ist der anerkannte Nachfolger des 14. Dalai-Lamas, wie dieser lebt er im Exil. Der 14. Dalai-Lama ist der oberste Führer der Tibeter und verließ 1959 während des Tibetaufstandes nach der Invasion der chinesischen Armee das Land. Seither lebt er in Dharamsala in Indien und sitzt dort der Tibetischen Exilregierung vor.

Sein Nachfolger Ogyen Trinley Dorje ist derzeit das Oberhaupt der tibetischen Karma-Kagyü-Sekte. Auch er darf nicht nach Tibet reisen. Er vermisst seine Familie, sagt er. „Wenn ich traurig bin, kann ich zu niemandem gehen. Ich schließe mich ein und weine.“

Doch das ist nicht der einzige Grund für seine Traurigkeit. Innerhalb seiner 900 Jahre alten Religionsgemeinschaft werden Zweifel an ihm geäußert. Es gibt es noch einen zweiten Mönch, der den Titel des 17. Karmapa beansprucht. Auch der ist inthronisiert, auch er hat Anhänger. Für Dorje aber spricht: Der Dalai-Lama hat ihn als den echten Nachfolger anerkannt.

Doch im Grunde verstärkt diese Situation nur seine generelle Unsicherheit. In vielen Gesprächen hat er wiederholt, dass er nichts von Plänen hält, selbst das Oberhaupt der Tibeter zu werden. „Seine Heiligkeit ist immer der politische und der spirituelle Führer aller Tibeter gewesen“, sagt der Karmapa über den Dalai-Lama. Er halte es für sehr unwahrscheinlich, dass nach seinem Tod noch einmal jemand als Führer aller Tibeter anerkannt werde. „Ich bin nur einer von vielen“, sagte er. „Es ist schwer genug, der Karmapa zu sein.“

Hinzu kommt, dass ihm enge Verbindungen zu einem der indischen Geheimdienste nachgesagt werden. Behörden warfen ihm zudem vor, in illegale Geldgeschäfte verwickelt zu sein. Die Zentralregierung in Neu-Delhi sprach ihn zwar von allen Vorwürfen frei, doch die Gerüchte blieben.

Seine Anhänger sollen Bäume für ein besseres Klima pflanzen

Außerdem bedrückt den Karmapa, dem hellseherische Fähigkeiten nachgesagt werden, der Klimawandel: „Auf dem Plateau von Tibet steigen die Temperaturen doppelt so schnell wie im Rest der Welt“, warnt der Karmapa, „wir wissen, dass Überschwemmungen und Dürren schlimmer werden.“ In der Tat stieg während der vergangenen 50 Jahre die Temperatur um 1,3 Grad Celsius in dieser Region. Zwei Drittel der 46.000 Gletscher Tibets könnten im Jahr 2050 verschwunden sein. Seinen Anhängern in der ganzen Welt trug er auf, mindestens einen Baum zu pflanzen. „Umweltschutz“, so predigte er in Bodhgaya, „ist wichtiger als Tausende von Predigten über die Freilassung von Tieren, um sie vorm Schlachten zu bewahren.“