Der Roman „Der Zauber der Casati“ erzählt von einer eigenwilligen Frau. Die französische Autorin Camille de Peretti spürt darin auch einer zeitgenössischen Sehnsucht nach: nach einem Leben, das glanzvoll und rauschhaft ist.
Essen.
Sie trägt schrille Kostüme, prunkvolle Roben, sie umgibt sich mit exotischen Tieren, liebt die Poesie und jettet um die Welt – wem zu dieser Personenbeschreibung bisher nur Lady Gaga einfiel, den belehrt die französische Autorin Camille de Peretti im Roman „Der Zauber der Casati“ eines besseren. „Die“ Casati, die 1881 in Mailand als Luisa Amman geboren und durch Heirat zur Marchesa wurde, bringt uns das Buch als völlig zu Unrecht beinahe vergessenen, steil aufgestiegenen und rasant abgestürzten Stern des vorigen Jahrhunderts nahe.
Diamantbesetzte Schuhe und grün gefärbtes Haar, eine Boa Constrictor um den Hals – die Casati war keine Verführerin im üblichen Sinne. Berühmt schon eher für rauschende Feste wie den Grande Ballo Pietro Longhi im September 1913, als sie den Markusplatz in einen Tanzboden von 14 000 Quadratmetern verwandelte. „Ihr Leben“, schreibt de Peretti, „war ein Wirbel aus Bestellungen, unglaublichen Roben, riesenhaften Schmuckstücken und Tänzen bis zum Schwindligwerden.“
Mit dem Schriftsteller Gabriele D’Annunzio verband sie eine lebenslange Liebschaft, die Maler Kees van Dongen und Augustus John waren ihre Gefährten. Eher Mäzenin denn Muse, ließ sie sich von vielen Künstlern porträtieren – und musste miterleben, wie all’ Porträts zwangsversteigert wurden. Am Ende lebte sie, welche Ironie, von dem, was ihr die Künstlerfreunde zusteckten.
Geschickt bettet Camille de Peretti die Biographie der „gefallenen Königin“ ein. Auch die Erzählerin, Alter Ego der Autorin, lebte mit einem Maler zusammen, auch sie hatte hochfliegende Pläne – und bleibt doch am Boden. So wird dieser Roman zum Ausdruck einer Sehnsucht: Nach einem Leben, das rauschhaft ist, glanzvoll noch im Elend.
- Camille de Peretti: Der Zauber der Casati. Rowohlt, 256 S., 19,95 € (erscheint am 18.1.)
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