Der „Freizeit-Monitor“ bringt es an den Tag: Der Deutschen liebstes Hobby ist Fernsehen. Und das hat logischerweise zur Konsequenz: Die Bürger hängen auf dem Sofa ab. Doch nicht nur Erwachsene klagen über mehr Stress. Auch Jugendliche haben immer weniger Zeit, die Seele baumeln zu lassen.
Berlin.
Erst die Schule, dann die Hausaufgaben. Anschließend das Instrument auspacken und am besten noch eine Fremdsprache büffeln – weil die Eltern es so wollen: Ja, auch als Heranwachsender hat man es nicht immer leicht. Denn die Freizeit der Halbwüchsigen hat zuletzt rapide abgenommen. Das geht aus dem „Freizeit-Monitor“ hervor, den die Stiftung für Zukunftsfragen am Donnerstag in Berlin vorgestellt hat.
Demnach können Jugendliche pro Werktag genau vier Stunden lang tun und lassen, was sie wollen. 2010 waren es noch 49 Minuten mehr. Damit liegen sie heute knapp über dem Schnitt aller Bürger, die pro Tag 3 Stunden und 49 Minuten lang die Seele baumeln lassen können.
Dass die 14- bis 17-Jährigen weniger Verschnaufpausen haben, liegt nach Meinung des Studienautors Ulrich Reinhardt nicht nur am Abitur nach zwölf Jahren oder an immer mehr Ganztagsschulen. Schuld daran seien auch die steigende Anzahl von (Pflicht-) Terminen und der Druck, immer online sein zu müssen. Hinzu komme der Wunsch vieler Eltern „nach sinnvollen Tätigkeiten“ des Nachwuchses. Gerade bei jungen Eltern habe dieser Druck zugenommen, sagte Reinhardt. So klagt fast jeder zweite Jugendliche über zu wenig Freizeit.
Erotik statt Spazierengehen
Wenn es der Zeitplan denn zulässt, schauen die Heranwachsenden – wie auch alle anderen Altersklassen – nach wie vor am liebsten fern. So gut wie jeder guckt mindestens einmal die Woche auf den Flachbildschirm oder in die Röhre. Hoch im Kurs stehen auch das Telefon, soziale Netzwerke, der Computer und das Smartphone.
Schule und elterlicher Fürsorge zum Trotz geht es den Heranwachsenden dennoch vergleichsweise gut. Paare mit Kindern können gerade einmal 2,47 Stunden pro Tag durchatmen. Nur unwesentlich mehr Zeit bleibt Paaren ohne Nachwuchs mit 3,08 Stunden.
Frauen lesen doppelt so oft Bücher wie Männer
Frei von beruflichen Zwängen kann man als Rentner im Schnitt 5,08 Stunden pro Tag fernsehen, lesen, telefonieren, Radio hören oder den Gedanken nachgehen. Hier unterschieden sich die Senioren kaum vom Otto-Normal-Verbraucher, der am liebsten in die Röhre schaut, an der Strippe hängt, Radio hört und die Zeitung liest.
Dabei gibt es deutliche Unterschiede zwischen den Geschlechtern. So lesen Frauen fast doppelt so oft Bücher, nehmen sich mehr Zeit, um sich in Ruhe zu pflegen, telefonieren häufiger und gehen öfter einkaufen. Männer verbringen ihre Freizeit fast dreimal so häufig mit Heimwerken, bei Sportveranstaltungen oder in der Kneipe. Ein unterschiedliches Freizeitverhalten zeigt sich auch bei West- und Ostdeutschen. Während erstere mehr Sport treiben und öfter in die Kirche gehen, arbeiten die Bürger in den neuen Ländern lieber im Garten und heimwerken.
Kaffeetrinken hat an Bedeutung verloren
Dabei verändert sich das Freizeitverhalten langsam, aber stetig. Während E-Mails, Computer, Faulenzen und Erotik immer wichtiger werden, haben Kaffeetrinken, Spazieren und Autofahren an Bedeutung eingebüßt. Mit mehr Freizeit hätten die meisten Bürger kein Problem: Dann würden sie gerne länger ausschlafen, mehr faulenzen und einfach nichts tun. Allerdings würden es nur 21 Prozent der 3000 Befragten in Kauf nehmen, weniger zu verdienen und dafür mehr Freizeit zu haben. Wenn es um den Geldbeutel geht, dann muss das süße Nichtstun eben zurückstecken. Meistens.