Deutscher Spinnenforscher entdeckt Riesen-Weberknecht
In einer Kalksteinhöhle in Laos ist eine Spinne mit 33 Zentimeter Beinspannweite gefunden worden. Damit zählt der Riesen-Weberknecht zu den größten Spinnen überhaupt. Der deutsche Spinnenforscher Peter Jäger hatte das Tier während einer Fernsehproduktion in dem südostasiatischen Land gefunden.
Frankfurt/Main.
Ein deutscher Spinnenforscher hat in Laos
einen bisher unbekannten Riesen-Weberknecht entdeckt. Das achtbeinige
Spinnentier hat eine Beinspannweite von 33 Zentimetern. Der noch namenlose
Weberknecht gehört damit zu den größten Vertretern seiner Gattung. Den Rekord
hält noch immer eine Art aus Südamerika mit etwas mehr als 34 Zentimetern
Beinspannweite.
Der neu entdeckte Weberknecht wurde in einer Kalksteinhöhle im
Süden von Laos gefunden – ähnlich wie zuvor schon weitere ungewöhnlich große
Gliederfüßer. Dazu gehörten unter anderem ein Hundertfüßer von fast 40
Zentimetern Länge und eine Riesenkrabbenspinne mit 15 Zentimeter langen
Beinen.
„Welche Mechanismen oder Faktoren für diese Häufung des Riesenwuchses
verantwortlich sind, ist noch unklar“, erklärt der Entdecker des Weberknechts,
der Spinnenforscher Peter Jäger vom Senckenberg Forschungsinstitut in Frankfurt
in einer Mitteilung des Instituts. Eine Erklärungsmöglichkeit sei das potenziell
langsamere Wachstum in den Höhlen. Die Tiere nehmen zwar langsamer an Größe zu,
wachsen aber dafür länger als sonst.
Der Fund schlummerte erst zwischen anderen Tieren
Allerdings gibt es auch für diesen Riesenwuchs Grenzen, wie der
Forscher erklärt: Ab einer gewissen Größe gelangt nicht mehr genügend Sauerstoff
in das Körperinnere der Spinnen, Weberknechte und anderen Gliederfüßer. Zu lange
Beine sind auch ab einer gewissen Länge eher hinderlich – sie können bei der
Flucht oder beim Beutefang nicht mehr schnell genug bewegt werden.
Die Tiere
würden dann buchstäblich über ihre eigenen Füße fallen. Entdeckt hat der Spinnenforscher den neuen Weberknecht fast schon
durch Zufall: Denn eigentlich war er im April für Filmaufnahmen einer großen
Fernsehproduktion nach Laos gereist. „In den Drehpausen habe ich in den Höhlen
der südlichen Provinz Khammouan Spinnentiere gesammelt“, erzählt der
Wissenschaftler.
In einer der Höhlen habe er den Weberknecht mit den enormen
Ausmaßen entdeckt. Zunächst schlummerte der Fund zwischen anderen Tieren und
wurde erst beim Sortieren und Etikettieren als einmalig erkannt.
Weberknecht sind in fast allen Lebensräumen zu finden
„Bei dem Versuch, das Tier systematisch zu bestimmen und ihm einen
wissenschaftlichen Namen zuzuordnen, stieß ich aber schnell an meine Grenzen“,
sagt Jäger. Denn der Wissenschaftler beschäftigt sich überwiegend mit
Riesenkrabbenspinnen – Weberknechte gehören nicht zu seinem Spezialgebiet.
Auch
eine herbeigerufene Spezialistin, Ana Lucia Tourinho vom National Institute for
Research of the Amazon (INPA) im brasilianischen Manaus, die zurzeit im Labor
des Senckenberger Arachnologen gastiert, konnte nur feststellen, dass es sich
wahrscheinlich um die Gattung Gagrella aus der Familie der sogenannten
Sclerosomatidae handelt.
Vertreter dieser Weberknecht-Familie sind in fast allen Lebensräumen
zu finden. Wie der Forscher berichtet, sind sie in der natürlichen Nahrungskette
wichtige Räuber. Auch für Verhaltensforscher und Evolutionsbiologen seien die
langbeinigen Tiere interessant: Zum Beispiel präsentiert das Männchen dem
Weibchen während der Balz ein Braut-Geschenk, welches seine Fitness
signalisieren soll. Erst wenn das Weibchen dieses Geschenk akzeptiert, kommt es
zur Paarung.
Fallstudie soll bei zukünftiger Bestimmung einzigartiger Tiere helfen
„Es ist schade, dass wir so einen besonderen Fund nicht befriedigend
– das heißt bis zur Art – identifizieren können“, meint Jäger. Weil es an
geschulten Taxonomen fehle – das sind auf die Bestimmung von Organismen
spezialisierten Biologen – blieben viele Funde unbearbeitet.
Der Senckenberger
Spinnenforscher möchte nun mit seiner brasilianischen Kollegin und in
Kooperation mit weiteren Forschern die Familie der Sclerosomatidae in einer
Fallstudie mit herkömmlichen und molekularen Methoden eingehend untersuchen. Die
Ergebnisse sollen dann auf andere Gruppen und Regionen übertragbar sein. „Wir
möchten verhindern, dass in Zukunft erneut Experten zur Bestimmung solch
einzigartiger Tiere fehlen“, erläutert Jäger. (dapd)