In dieser Woche haben sie mit ihrer neuen CD „Im Herzen jung“ die Altrocker von Black Sabbath von Platz 1 der Hitparade verdrängt. „Amigos“ heißt das der erfolgreichste deutsche Schlagerduo Deutschlands.
Hungen-Villingen.
Etwas hölzern sehen sie aus, wie sie da so auf der Bühne stehen, mit ihren zu groß wirkenden Jacketts und Haaren, die vielleicht etwas zu lang sind für ihr Alter. Ein wenig wie ein Bierbrauer und ein Fernfahrer, die sich chic gemacht haben. Waren sie ja auch mal. Der Bernd (62) und sein zwei Jahre älterer Bruder Karl-Heinz, die mit Nachnamen „Ulrich“ heißen und aus Hungen-Villingen in Oberhessen kommen. Der Rest des Landes kennt sie besser unter dem Namen „Amigos“, kennt sie als das mit Abstand erfolgreichste Duo der deutschen Schlagerszene.
In dieser Woche erst haben sie mit ihrer neuen CD „Im Herzen jung“ die Altrocker von Black Sabbath von Platz 1 der Hitparade verdrängt. Mit den Alben davor schubsten sie Rapper „Cro“ und Amy Winehouse von der Spitze. Eigentlich nichts Besonders also. Aber Bernd Ulrich sagt trotzdem: „Das ist der Hammer.“
An Hohn und Spott gewöhnt
Gewöhnt haben sie sich mittlerweile an den Hohn und Spott, der trotz der großen Erfolge immer wieder über sie geschüttet wird. „Früher hat uns das sehr geärgert“, gibt Bernd zu. „Heute stehen wir darüber.“ Mit fast fünf Millionen verkauften CDs im Rücken wird man halt ein wenig entspannter. Verständnisvoller allerdings nicht. „Ich kann immer noch nicht begreifen, warum manche Leute sich so abfällig über die ,Amigos’ äußern“, sagt der ehemalige Brauer. „Wir schimpfen ja auch nicht über House- oder Heavy-Metal Musik.“ Höchstens über die Schlager-Wellen der öffentlich-rechtlichen Radiosender, die so selten, manchmal gar nicht, Lieder von ihnen spielen. „Schon erstaunlich“, findet Bernd das. „Da zahlen die Leute Rundfunkgebühren und bekommen nicht zu hören, was ihnen gefällt.“
Doch selbst das hat den Aufstieg der Brüder nicht verhindern können, höchstens verzögern. Musik machen sie nämlich schon seit fast 40 Jahren, tingeln durch Festzelte, spielen auf Silberhochzeiten oder Polterabenden. „Im Umkreis von 50 Kilometern waren wir weltbekannt.“ Der Durchbruch aber kam erst 2006 mit einem Auftritt in der MDR-Show „Achims Hitparade“. Irgendwann mussten sie sich entscheiden. Im alten Beruf bleiben oder Karriere machen? „Wir haben lange überlegt. Uns ging es ja gut.“
Mittlerweile geht es ihnen noch besser. Die „Krone der Volksmusik“ haben sie gleich mehrfach erhalten, den Musikpreis Echo bisher einmal und wenn sie auf Tournee gehen, steht schnell „Ausverkauft“ an den Hallen-Türen. Da stellt sich schnell die Frage nach dem Erfolgsgeheimnis. Was Bernd darauf antwortet, klingt abgedroschen, ist aber wohl tatsächlich ernst gemeint. „Wir machen Texte, die die Menschen berühren.“
Obwohl sie sich nicht nur um Sehnsucht, Liebe oder ferne Länder drehen. Kindesmissbrauch und Obdachlosigkeit haben die beiden in ihren Liedern schon angeprangert und dem Jugendwahn eine Absage erteilt. „Wir können ja nicht nur die heile Welt besingen, die es so nicht gibt.“
„Wir machen alles selbst“
Dass sie nicht die größten Sänger sind, ahnen die Brüder wahrscheinlich, dass sie keine große Kunst machen, wissen sie. Aber das wollen sie auch gar nicht. Eingängig sollen die Lieder sein, „authentisch“ sie selbst. Denn: „Die Fans wollen nicht, dass wir uns verstellen und den Kaspar machen.“ Kein Ferrari, keine Rolex, keine Yacht. Und nur eine Frau. Die jeweils eigene. Mit auf Tour gehen sie, kümmern sich ums Merchandising und die Fans. „Wir machen alles selbst“, sagt Bernd. Oder mit alten Freunden und guten Bekannten. „Leute, auf die wir uns verlassen können.“
[kein Linktext vorhanden] 180 Tage im Jahr sind Karl-Heinz und Bernd unterwegs. „Da ist es manchmal schwer, den Kontakt zur Heimat zu pflegen.“ Sorge, vergessen zu werden, muss das Brüderpaar allerdings nicht haben. Eine „Gebrüder-Ulrich-Straße“ gibt es in Hungen und das Gemeindehaus haben die Bürger auch schon umbenannt.
Heißt jetzt „Amigo mio“.