Hamstern, fringsen, überleben: Die Nachkriegszeiten waren hart. Das zeigt der ARD-Zweiteiler „Die Himmelsleiter“ mit großem Star-Ensemble.
Köln.
Der Zweite Weltkrieg ist vorbei. Auch im Fernsehen. Nach zahllosen Filmen, in denen die Jahre der Nazi-Diktatur aufgearbeitet wurden, wird jetzt auf dem Bildschirm wieder in die Hände gespuckt. Im ZDF lief bereits zu Jahresbeginn „Tannbach“, nun legt das Erste mit dem Zweiteiler „Die Himmelsleiter – Sehnsucht nach morgen“ nach.
„Die Himmelsleiter“ spielt im Köln des Jahres 1947. Oder besser gesagt in dem, was von der Domstadt damals noch übrig ist. Und das ist nicht viel. In Prag haben sie für den Film die Trümmerlandschaft nachgestellt, haben Straßen aus Kopfsteinpflaster gebaut, große Schutthaufen darauf gekippt und Häuserfronten errichtet, die aussehen, als seien sie kurz vor dem Einsturz. 1,5 Millionen Euro soll das gekostet haben, und trotzdem sieht es manchmal ein wenig nach Studio aus – weil es nämlich immer noch alles ein wenig zu gut aussieht.
In diesen „Ruinen“ wird nun gekämpft. Nicht mehr gegen Amis und Briten und auch nicht nur ums Überleben, sondern ebenso gegen alte Seilschaften und neuen Klüngel. Das alles ist nicht frei erfunden, wird aber auch nicht biografisch nacherzählt. Der Film verarbeitet Jugenderinnerungen von Peter Zingler (71), einst Ganove mit Knast-Erfahrung, längst einer der erfolgreichsten Drehbuchautoren des Landes.
Zwei Familien im Mittelpunkt
Die Geschichte, die er erzählt, hat mit Weltpolitik nichts zu tun, schlägt keinen Bogen über Jahrzehnte, erzählt nur von ein paar Monaten und von einfachen Menschen. Von Leuten, die tauschen, hamstern, „fringsen“ – mit kirchlichem Segen klauen, was sie zum Leben brauchen.
Die frieren in einem der kältesten Winter des 20. Jahrhunderts und deren Kinder Kupfer und Eisen aus den Ruinen holen, durch die Eifel nach Belgien schleppen und dort verscherbeln. Über eine Straße, die im Volksmund „Himmelsleiter“ genannt wird, weil immer noch viele Stellen vermint sind und ein falscher Schritt den Tod bedeuten kann.
Zwei Familien stehen im Mittelpunkt der insgesamt 180 Minuten. Beide sind mit prominenten Schauspielern – Henning Baum, Nikolai Kinski, Jürgen Schornagel – besetzt, aber so groß, dass man als Zuschauer anfangs manchmal den Überblick verliert, wer da nun zu wem gehört.
Christiane Paul wirkt zu jung für eine kölsche Großmutter
Und das üppig bemessene Ensemble verhindert auch, dass die Figuren an Tiefe gewinnen. Christiane Paul hat dieses Problem allerdings nicht, denn sie spielt Anna Roth, eine der Hauptrollen.
Sie spielt sie gut, eine Idealbesetzung aber ist sie nicht. Viel zu jung wirkt die 40-Jährige für eine kölsche Oma. Und manchmal trotz des antrainierten rheinischen Dialekts auch zu berlinerisch. Ihr Gegenspieler ist Axel Prahl als herrlich schmierlappiger ehemaliger NSDAP-Bonze, der trotz – oder gerade wegen – seiner braunen Vergangenheit als einer der ersten aufersteht aus Ruinen. Nun schmiedet er bereits wieder große Pläne, in denen Anna ohne ihr Wissen eine entscheidende Rolle spielt.
Viele kleine Dramen und ein paar große Gefühle gibt es in der Himmelsleiter. Zwischendurch feiern sie sogar Karneval, und am Ende wird nicht alles, gut aber vieles besser, hat der Weg in eine neue Zukunft begonnen. Und die kölsche Mundart verbirgt bis dahin, dass die meisten Dialoge von eher schlichter Natur sind. Aber vielleicht passt das ja zu einer Geschichte, die viel Alltägliches erzählt aus einer Zeit, in der ein Land bei null begann.
Fazit: Jüngere Zeitgenossen ahnen zumindest, wie hart die Zeiten waren.
ARD, Freitag, 27.02., 20.15 Uhr und Samstag, 28.02., 20.15 Uhr