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Die Putins lassen sich nach 30 Jahren Ehe scheiden

Die Putins lassen sich nach 30 Jahren Ehe scheiden

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File photo of Putin and his wife sitting in front of the Taj Mahal while touring the city of Agra Foto: Reuters
Russlands Präsident Wladimir Putin und seine Frau lassen sich nach 30 Jahren Ehe scheiden. Das gaben sie am Donnerstagabend am Rande einer Ballettaufführung bekannt. Die beiden hätten sich kaum noch gesehen – und seine Frau hat keine Lust mehr auf öffentliche Auftritte.

Moskau. 

Nichts wies auf eine Sensation hin. Am Donnerstagabend beantworteten Wladimir Putin und seine Frau Ludmilla in der Pause einer Ballettaufführung im großen Kremlsaal einem Team des staatlichen Fernsehkanals Rossija 24 ein paar Fragen. Die Reporterin erkundigte sich, wie dem Ehepaar das Ballett „Esmiralda“ gefallen habe. Putin und seine Gattin, die sich nach über einem Jahr erstmals wieder gemeinsam in der Öffentlichkeit zeigten, waren voll des Lobes.

Da fragte die Reporterin, ob die Gerüchte stimmten, dass die Putins nicht mehr zusammenlebten. Beide wechselten einen Blick. „Ja, das ist so. Meine ganze Tätigkeit ist öffentlich, absolut öffentlich“, sagte Wladimir Putin. „Es gibt Leute, die dafür völlig ungeeignet sind. Meine Frau hat die Stellung schon neun Jahre gehalten… überhaupt, das ist eine gemeinsame Entscheidung.“

Putin wirkte unsicher wie selten, Ludmilla kam ihm mit ihrem vielleicht längsten öffentlichen Monolog zur Hilfe: „…unsere Ehe ist beendet, weil wir uns praktisch nicht sehen. Wladimir ist völlig in seine Arbeit vertieft, die Kinder groß geworden… Es hat sich so ergeben, dass jeder sein eigenes Leben führt. Und ich mag öffentliche Auftritte wirklich nicht, Fliegen fällt mir schwer…“

Interview ist in Moskau wie eine Bombe eingeschlagen

Putin sagte noch, sie beide liebten ihre Kinder sehr. „Und ich bin sicher, Ludmilla und ich bleiben einander immer sehr nahe Menschen.“ Die Reporterin entschuldigte sich für ihre nächste „unverschämte“ Frage: „Das Wort ist ja nicht gefallen, aber ist das die Scheidung?“

„Ja, eine zivilisierte Scheidung“, sagte Ludmilla Putin. Ihr Mann hatte es jetzt eilig: „Das ist alles. Vielen Dank.“

Dieses kurze Interview ist in Moskau wie eine Bombe eingeschlagen. „Wohlmöglich nicht der letzte Akt des Dramas, aber zweifelsohne ein Drama“, erklärt Alexej Kolesnikow, Chefredakteur der Zeitschrift „Pionier“, der als Putins Leibjournalist gilt, Radio Business FM. Während die Zeitung Moskowski Komsomoljez schon spekuliert, ob Putin bei den kommenden Olympischen Winterspielen in Sotschi seine künftige Gattin vorstellen wird. Putins Pressesprecher Dmitri Peskow dagegen versicherte Radio Echo Moskwy, im Leben des Präsidenten gebe es keine zweite Frau: „Wenn Sie einen Blick auf Putins Terminkalender werfen, begreifen Sie sofort, dass in seinem Alltag kein Platz für irgendwelche Familienbeziehungen ist.“

Seit Jahren hielten sich Spekulationen um eine Trennung

Seit Jahren spekulierten die Medien über eine Trennung Putins von seiner Frau, die immer seltener an seiner Seite auftauchte. Es gab Gerüchte, Ludmilla Putin sei ins Kloster gegangen, Wladimir habe bereits zwei Kinder mit Alina Kabajewa, ehemalige Gymnastik-Olympiasiegerin und eine der fotogensten Duma-Abgeordneten.

Unklar ist, warum Putin dieses Eingeständnis ausgerechnet jetzt ablegte. „Vielleicht um einen noch größeren Skandal zu vermeiden, etwa weil seine Frau selbst an die Öffentlichkeit gehen wollte“, so der Politologe Juri Korgonjuk. Aber diese Scheidung passe nicht in das Bild der aktuellen Kremlpropaganda: „Putin und seine Mitstreiter geben sich als Traditionalisten, verkaufen Russland als Hort konservativer Familienwerte.“

Gerade erst hat eine Arbeitsgruppe des Präsidialen Kooperationsrates ein neues familienpolitisches Konzept vorgestellt. Es fordert mehr Einfluss der orthodoxen Kirche, verstärkte Familienberatungen und eine Scheidungssteuer. Schon witzeln Moskauer Journalisten, Putin habe seine Trennung so eilig bekannt gegeben, um der Scheidungssteuer zu entgehen.