Queen Elizabeth blickt auf ein bewegtes Leben zurück. Hochzeit mit 21, Thronfolge mit 29 – es folgen Skandale und traumhafte Geschichten aus dem Könighaus. Jetzt wird sie 85. Gefeiert wird übrigens erst im Juni – wenn das Wetter besser ist.
Essen/London.
85 ist ja erst mal nur so eine Zahl. Am Beispiel der Queen kann man sie aber wunderbar mit Leben füllen. Geboren am 21. April 1926, als das britische Weltreich im Nachklang des Ersten Weltkriegs bereits in den Fugen ächzte. Eine unbeschwerte Kindheit, bis der Vater unversehens König wurde, weil dessen älterer Bruder eine geschiedene Amerikanerin der Krone vorzog und abdankte.
Eine Teenager-Zeit unter dem Bombardement der Nazis, die Elizabeth mit ihrem angeborenen Sinn fürs Praktische nutzte: Sie machte eine Lehre als Kfz-Mechanikerin, könnte wahrscheinlich heute noch einen Ölwechsel durchführen, wenn es sein müsste.
Peinliche Skandale
Hochzeit mit 21, Thronfolge mit 29, weil der kränkelnde Vater zwar seinen Sprachfehler, nicht aber den Krebs besiegte, Krönung ein Jahr später (das erste weltweite Fernseh-Ereignis, geschätzte 200 Millionen an den Bildschirmen), und das nächste halbe Jahrhundert kann man eher nur noch im Zeitraffer anreißen: vier Kinder, deren bewegtes Leben ebenfalls viele Bücher füllt. Die Sechziger mit den Beatles, denen sie einen Orden verlieh, während in der Palast-Toilette noch der Rauch von John Lennons Marihuana-Zigarette hing.
Die Siebziger mit der Punk-Revolution der Sex Pistols, die der Monarchie im Auftrag einer verlorenen Generation ans Bein pinkelten. Die Achtziger, in denen die königliche Familie mit peinlichen Skandalen Stammgäste in den Klatschspalten wurden. Die Neunziger mit dem „Annus Horribilis“, dem „Horror-Jahr“ 1992, als sich zwei ihrer Söhne von ihren Ehefrauen trennten, die Tochter geschieden wurde und Schloss Windsor brannte.
Und dann natürlich 1997, das Jahr, als Prinzessin Diana starb und das Volk am Portal des Palastes rüttelte, lautstark den Kopf der Königin forderte. All das hat sie überstanden, diese Elizabeth Alexandra Mary, älteste Tochter von König George VI. und Elizabeth Bowes-Lyon, mit unerschütterlicher Disziplin und größter Gelassenheit. Als ein Störenfried am Rande einer Parade seine Pistole abfeuerte, gingen dem Pferd die Nerven durch, nicht der allerhöchsten Reiterin.
Dienstags zum Rapport
Den Eindringling, der eines Morgens auf ihrer Bettkante saß, bewirtete sie erstmal mit einer Tasse Tee, bevor sie die Palastwache alarmierte. Mit eisernem Lächeln trotzt sie dem Zeitgeist, überzeugt von der Mission der Monarchie und gestützt von Tradition und Protokoll.
Weihnachten auf Schloss Sandringham, der August im schottischen Balmoral, die Wochenenden in Windsor, drei Gartenparties fürs Volk im Juni, ab und an ein Krankenhaus eröffnen oder die Schülerlotsen belobigen – so sieht es aus, ein Jahr im Leben der Queen. Und jeden Dienstag erscheint der Premierminister zum Rapport. 13 wurden inzwischen gezählt in ihrer Amtszeit, alle sprachen stets mit größtem Respekt über diese Treffen. Winston Churchill hatte gar schon bei der zweijährigen „Lilibet“ eine „Aura der Autorität“ entdeckt, und David Cameron, der aktuelle Regierungschef, übernachtete als 14-Jähriger im Hyde Park, um die Hochzeitsparade des Thronfolgers nicht zu verpassen.
Wenig regiert
Dieses Jahr fällt der Geburtstag auf den Gründonnerstag. Da teilt die Queen eigentlich milde Gaben an Bedürftige aus. Den Frühstückstisch wird sie aber wie immer mit Prinz Philip teilen, einem ausgemachten Grobian, der das Personal auf Trab bringt, wenn die Tupperdose mit dem Müsli nicht am gewohnten Platz steht. Nachdem das Kreuzworträtsel im „Telegraph“ gelöst worden ist, wird ein wenig regiert, und um 17 Uhr werden die Corgis gefüttert. Ein Diener bringt ein Tablett, darauf drei Schüsseln mit gekochtem Fleisch, Hundekuchen und Bratensoße. Serviert wird auf einem weißen Plastiklaken auf dem Teppich, und die Queen verwöhnt ihre Lieblinge mit kleinen Happen auf einem Silberlöffel.
Was die Queen wohl an Geschenken bekommt, zum 85. Geburtstag? Wahrscheinlich was mit Hunden, oder Pferden, der zweiten großen Liebe. Erfahren wird man es, wenn überhaupt, erst im Juni. Dann wird offiziell gefeiert, weil das Wetter besser ist.